ankam, welches sie zu verbeissen wu- ste, so schlug sie die Augen bescheiden nieder, und sagte zu ihm mit leiser Stimme: die Menschen wären betrü- gerisch, denen man nicht trauen müß- te. Don Ferdinand antwortete ihr mit Schwüren: und da Pan- tasilee nicht wußte, was sie ihm sa- gen sollte, so begnügte sie sich, ihn zärtlich anzusehen, und ihn vollends durch ihre Blick zu entzünden. Er wollte sich alsobald die Gelegenheit zu Nutze machen, und sie in seine Ar- me nehmen; aber sie bediente sich der ihrigen, welche sie die Nacht vorher viel würdiger gebrauchet hatte, ihn zu- rück zu stossen und davon zu laufen, dabey sie zugleich zu ihm sagte: Glaubt ihr, Verwegener, daß Gewalt ein Mittel sey, mich zu verführen. Jch will es euch wohl vergeben, antworte- te sie, wie er sie um Vergebung bat; glaubet mir, seyd ins künftige klüger, jedoch, setzte sie hinzu, lasset uns wie- der zu der Gesellschaft machen; ich wollte nicht, daß mein Vetter den ge- ringsten Verdacht von dem Vorge-
gange-
ankam, welches ſie zu verbeiſſen wu- ſte, ſo ſchlug ſie die Augen beſcheiden nieder, und ſagte zu ihm mit leiſer Stimme: die Menſchen waͤren betruͤ- geriſch, denen man nicht trauen muͤß- te. Don Ferdinand antwortete ihr mit Schwuͤren: und da Pan- taſilee nicht wußte, was ſie ihm ſa- gen ſollte, ſo begnuͤgte ſie ſich, ihn zaͤrtlich anzuſehen, und ihn vollends durch ihre Blick zu entzuͤnden. Er wollte ſich alſobald die Gelegenheit zu Nutze machen, und ſie in ſeine Ar- me nehmen; aber ſie bediente ſich der ihrigen, welche ſie die Nacht vorher viel wuͤrdiger gebrauchet hatte, ihn zu- ruͤck zu ſtoſſen und davon zu laufen, dabey ſie zugleich zu ihm ſagte: Glaubt ihr, Verwegener, daß Gewalt ein Mittel ſey, mich zu verfuͤhren. Jch will es euch wohl vergeben, antworte- te ſie, wie er ſie um Vergebung bat; glaubet mir, ſeyd ins kuͤnftige kluͤger, jedoch, ſetzte ſie hinzu, laſſet uns wie- der zu der Geſellſchaft machen; ich wollte nicht, daß mein Vetter den ge- ringſten Verdacht von dem Vorge-
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ankam, welches ſie zu verbeiſſen wu-
ſte, ſo ſchlug ſie die Augen beſcheiden
nieder, und ſagte zu ihm mit leiſer
Stimme: die Menſchen waͤren betruͤ-
geriſch, denen man nicht trauen muͤß-
te. Don Ferdinand antwortete
ihr mit Schwuͤren: und da Pan-
taſilee nicht wußte, was ſie ihm ſa-
gen ſollte, ſo begnuͤgte ſie ſich, ihn
zaͤrtlich anzuſehen, und ihn vollends
durch ihre Blick zu entzuͤnden. Er
wollte ſich alſobald die Gelegenheit zu
Nutze machen, und ſie in ſeine Ar-
me nehmen; aber ſie bediente ſich der
ihrigen, welche ſie die Nacht vorher
viel wuͤrdiger gebrauchet hatte, ihn zu-
ruͤck zu ſtoſſen und davon zu laufen,
dabey ſie zugleich zu ihm ſagte: Glaubt
ihr, Verwegener, daß Gewalt ein
Mittel ſey, mich zu verfuͤhren. Jch
will es euch wohl vergeben, antworte-
te ſie, wie er ſie um Vergebung bat;
glaubet mir, ſeyd ins kuͤnftige kluͤger,
jedoch, ſetzte ſie hinzu, laſſet uns wie-
der zu der Geſellſchaft machen; ich
wollte nicht, daß mein Vetter den ge-
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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/74>, abgerufen am 22.07.2024.
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