wegen seines Standes und der Ursachen seines Unglücks zu erkundigen. Das Weinen und Heulen der Donne Ma- rie und aller seiner Bedienten war ent- setzlich, wie man ihn auf einem Bette in dem untern Saale, wohin man ihn gelegt hatte, ausgestreckt sahe. Die Frau mit den Sternen, die sich noch nicht hat- te sehen lassen, lief bey dem Lerm herzu, und kam bey den Verwundeten, der sei- ne Frau mit grossem Muthe tröstete, und sie inständigst bat, keine Zeit zu ver- lieren, und ihm die Sacramente reichen zu lassen. Nachdem ihn die Dame mit den Sternen mit vieler Aufmerksamkeit betrachtet hatte, so fiel sie ohnmächtig nieder, und sagte: Ach! das ist mein Vetter. Man brachte sie eiligst in ihre Zimmer, und vornehmlich wollte sie der Stadthalter, da er von ihrer Schön- heit eingenommen war, nicht verlassen. Kaum war sie weggegangen, da Don Ferdinand den letzten Seufzer von sich gab; Man riß die Donne Ma- rie mit Mühe von seinem Leichnam weg. Unterdessen hatte die Hofmeiste- rin der Frau mit den Sternen, die in
der
wegen ſeines Standes und der Urſachen ſeines Ungluͤcks zu erkundigen. Das Weinen und Heulen der Donne Ma- rie und aller ſeiner Bedienten war ent- ſetzlich, wie man ihn auf einem Bette in dem untern Saale, wohin man ihn gelegt hatte, ausgeſtreckt ſahe. Die Frau mit den Sternen, die ſich noch nicht hat- te ſehen laſſen, lief bey dem Lerm herzu, und kam bey den Verwundeten, der ſei- ne Frau mit groſſem Muthe troͤſtete, und ſie inſtaͤndigſt bat, keine Zeit zu ver- lieren, und ihm die Sacramente reichen zu laſſen. Nachdem ihn die Dame mit den Sternen mit vieler Aufmerkſamkeit betrachtet hatte, ſo fiel ſie ohnmaͤchtig nieder, und ſagte: Ach! das iſt mein Vetter. Man brachte ſie eiligſt in ihre Zimmer, und vornehmlich wollte ſie der Stadthalter, da er von ihrer Schoͤn- heit eingenommen war, nicht verlaſſen. Kaum war ſie weggegangen, da Don Ferdinand den letzten Seufzer von ſich gab; Man riß die Donne Ma- rie mit Muͤhe von ſeinem Leichnam weg. Unterdeſſen hatte die Hofmeiſte- rin der Frau mit den Sternen, die in
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wegen ſeines Standes und der Urſachen
ſeines Ungluͤcks zu erkundigen. Das
Weinen und Heulen der Donne Ma-
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ſetzlich, wie man ihn auf einem Bette
in dem untern Saale, wohin man ihn
gelegt hatte, ausgeſtreckt ſahe. Die Frau
mit den Sternen, die ſich noch nicht hat-
te ſehen laſſen, lief bey dem Lerm herzu,
und kam bey den Verwundeten, der ſei-
ne Frau mit groſſem Muthe troͤſtete,
und ſie inſtaͤndigſt bat, keine Zeit zu ver-
lieren, und ihm die Sacramente reichen
zu laſſen. Nachdem ihn die Dame mit
den Sternen mit vieler Aufmerkſamkeit
betrachtet hatte, ſo fiel ſie ohnmaͤchtig
nieder, und ſagte: Ach! das iſt mein
Vetter. Man brachte ſie eiligſt in ihre
Zimmer, und vornehmlich wollte ſie der
Stadthalter, da er von ihrer Schoͤn-
heit eingenommen war, nicht verlaſſen.
Kaum war ſie weggegangen, da Don
Ferdinand den letzten Seufzer von
ſich gab; Man riß die Donne Ma-
rie mit Muͤhe von ſeinem Leichnam
weg. Unterdeſſen hatte die Hofmeiſte-
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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/102>, abgerufen am 16.02.2025.
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