Curtius, Georg: Zur Kritik der neuesten Sprachforschung. Leipzig, 1885.A-Declination den Stämmen auf -eu und dass ein Genitiv Brugmann, Morphol. Unters. III, 9 behauptet, die latei- Indem derselbe Gelehrte gelegentliche Dehnungen von *) Mit mir hält Pott, Internationale Zeitschrift I, 4 daran fest. Er
sagt: "Ich sehe keine Nothwendigkeit, dass dic, duc, fac, inger dem fer als Leithammel nachgelaufen sein müsste". A-Declination den Stämmen auf -ευ und dass ein Genitiv Brugmann, Morphol. Unters. III, 9 behauptet, die latei- Indem derselbe Gelehrte gelegentliche Dehnungen von *) Mit mir hält Pott, Internationale Zeitschrift I, 4 daran fest. Er
sagt: „Ich sehe keine Nothwendigkeit, dass dic, duc, fac, inger dem fer als Leithammel nachgelaufen sein müsste“. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0058" n="50"/> A-Declination den Stämmen auf <hi rendition="#i">-ευ</hi> und dass ein Genitiv<lb/> auf <hi rendition="#i">αο</hi> denen auf <hi rendition="#i">ηος</hi> irgendwie nahe liegt.</p><lb/> <p>Brugmann, Morphol. Unters. III, 9 behauptet, die latei-<lb/> nischen Imperative <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="lat">dic</foreign></hi>, <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="lat">duc</foreign></hi>, <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="lat">fac</foreign></hi> seien Analogiebildungen nach<lb/><hi rendition="#i"><foreign xml:lang="lat">fer</foreign></hi>. Für letzteres nämlich glaubt er — worauf wir hier nicht<lb/> eingehn — die Entstehung aus *<hi rendition="#i">fers</hi> wahrscheinlich machen<lb/> und diese der von ihm sobenannten Injunctivbildung beizählen<lb/> zu können. Wir fragen, worin denn die nähere Beziehung<lb/> besteht, welche <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="lat">dic</foreign></hi>, <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="lat">duc</foreign></hi>, <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="lat">fac</foreign></hi> in höherem Grade zu <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="lat">fer</foreign></hi> haben,<lb/> als etwa <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="lat">gere</foreign></hi>, <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="lat">age</foreign></hi>, <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="lat">iace</foreign></hi>. Nämlich, wie wir schon S. 7 be-<lb/> merkten, will Brugmann die bis dahin allgemein geltende und<lb/> auch von mir festgehaltene <note place="foot" n="*)">Mit mir hält Pott, Internationale Zeitschrift I, 4 daran fest. Er<lb/> sagt: „Ich sehe keine Nothwendigkeit, dass <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="lat">dic</foreign></hi>, <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="lat">duc</foreign></hi>, <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="lat">fac</foreign></hi>, <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="lat">inger</foreign></hi> dem <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="lat">fer</foreign></hi><lb/> als Leithammel nachgelaufen sein müsste“.</note> Ansicht, dass in allen diesen<lb/> Formen eine gelegentliche Apokope anzunehmen sei, nicht<lb/> gelten lassen. Ich vermag nicht einzusehn, warum die ge-<lb/> legentliche Fortlassung eines Vocals der Sprache weniger an-<lb/> stehen soll, als das gelegentliche, durch nichts besonders moti-<lb/> virte Eintreten einer Analogiebildung.</p><lb/> <p> Indem derselbe Gelehrte gelegentliche Dehnungen von<lb/> Vocalen, wie es scheint, überhaupt gar nicht zulassen will,<lb/> stellt er Morphol. Unters. III, 79 die Behauptung auf, das <hi rendition="#i">ω</hi><lb/> in Comparativen wie <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">σοφώτερος</foreign></hi> beruhe auf einer Ablativform,<lb/> wie *<hi rendition="#i">σοφω</hi>. In Adverbien wie <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">ἀνωτέρω</foreign></hi>, <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">κατωτέρω</foreign></hi> lägen solche<lb/> Formen gesetzmässig vor, später aber seien diese die Quelle<lb/> und der Ausgangspunkt für Adjectivbildungen mit innerem <hi rendition="#i">ω</hi><lb/> geworden. Wer aber möchte es für glaublich halten, dass die<lb/> überaus zahlreichen adjectivischen Comparative durch jene<lb/> keineswegs häufigen und nur wenigen unter ihnen begrifflich<lb/> näher stehenden Ortsadverbien in solcher Weise beeinflusst<lb/> seien? Auch für <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">φιλαίτερος</foreign></hi>, <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">ἡσυχαίτερος</foreign></hi> und ähnliche Bil-<lb/> dungen, in denen Brugmann Locativformen vermuthet, bedarf<lb/><lb/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [50/0058]
A-Declination den Stämmen auf -ευ und dass ein Genitiv
auf αο denen auf ηος irgendwie nahe liegt.
Brugmann, Morphol. Unters. III, 9 behauptet, die latei-
nischen Imperative dic, duc, fac seien Analogiebildungen nach
fer. Für letzteres nämlich glaubt er — worauf wir hier nicht
eingehn — die Entstehung aus *fers wahrscheinlich machen
und diese der von ihm sobenannten Injunctivbildung beizählen
zu können. Wir fragen, worin denn die nähere Beziehung
besteht, welche dic, duc, fac in höherem Grade zu fer haben,
als etwa gere, age, iace. Nämlich, wie wir schon S. 7 be-
merkten, will Brugmann die bis dahin allgemein geltende und
auch von mir festgehaltene *) Ansicht, dass in allen diesen
Formen eine gelegentliche Apokope anzunehmen sei, nicht
gelten lassen. Ich vermag nicht einzusehn, warum die ge-
legentliche Fortlassung eines Vocals der Sprache weniger an-
stehen soll, als das gelegentliche, durch nichts besonders moti-
virte Eintreten einer Analogiebildung.
Indem derselbe Gelehrte gelegentliche Dehnungen von
Vocalen, wie es scheint, überhaupt gar nicht zulassen will,
stellt er Morphol. Unters. III, 79 die Behauptung auf, das ω
in Comparativen wie σοφώτερος beruhe auf einer Ablativform,
wie *σοφω. In Adverbien wie ἀνωτέρω, κατωτέρω lägen solche
Formen gesetzmässig vor, später aber seien diese die Quelle
und der Ausgangspunkt für Adjectivbildungen mit innerem ω
geworden. Wer aber möchte es für glaublich halten, dass die
überaus zahlreichen adjectivischen Comparative durch jene
keineswegs häufigen und nur wenigen unter ihnen begrifflich
näher stehenden Ortsadverbien in solcher Weise beeinflusst
seien? Auch für φιλαίτερος, ἡσυχαίτερος und ähnliche Bil-
dungen, in denen Brugmann Locativformen vermuthet, bedarf
*) Mit mir hält Pott, Internationale Zeitschrift I, 4 daran fest. Er
sagt: „Ich sehe keine Nothwendigkeit, dass dic, duc, fac, inger dem fer
als Leithammel nachgelaufen sein müsste“.
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