Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

Bild:
<< vorherige Seite

Vber den Propheten Haggai.
ciet judicium injuriam patientibus: qui judicabit in justitia"
pauperes: & arguet in aequitate pro mansuetis terrae. Veniet
"Ps. 146. v. 7
es. 11. v. 4.
Ps. 75. v.
3.

pro certo, qui per Prophetam minatur in Psalmo dicens: cum ac-"
cepero tempus, ego justitias judicabo. Quid faciet de injustis ju-"
diciis, qui ipsas quoq; justicias judicabit? Veniet, inquam, vemet"
dies judicii: ubi plus valebunt pura corda, quam astuta verba,"
& conscientia bona, quam marsupia plena: quandoquidem Ju"
dex ille nec falletur verbis, nec flectetur donis,
wie der heiligeBernhardus
Epist. 1. mihi
col.
1381. &
1382.

Bernhardus gar schön redet: Epist. 1. mihi col. 1381. & 1382. das
ist: Es wird kommen/ es wird freylich kommen der jenige/ welcher
anderweit richten wird/ was vorhin unrecht ist gerichtet worden. Er
wird widerlegen/ was etzliche ungebünlicher weise geschworen ha-
ben: Er wird Recht schaffen denen/ so Gewalt leiden: Er wird mit
Gerechtigkeit richten die Armen/ und mit Gericht straffen (durch
Gnade gerecht machen/ und mit Creutz wolmeinend heimsuchen)
die Elenden im Lande/ der durch den Propheten im Psalm gesagt
hat: Zu seiner Zeit werde ich recht richten. Was wird er mit dem
Vnrecht thun/ oder wie wird er an demselbigen Rache üben/ der
auch (wie es in der alten Lateinischen Version lautet) die Gerech-
tigkeit wird für Gericht fodern. Es wird (sage ich) kommen/ es
wird kommen der Tag des Gerichts/ an welchem mehr werden gel-
ten reine Hertzen/ als listige Wort/ und ein gutes Gewissen mehr/
als ein voller Beutel. Denn dieser zukünfftige Richter wird weder
mit Worten betrogen/ noch mit Geschencken eingenommen werden/
noch sich mit Gelde bestechen lassen.

Vnser Text giebet uns auch an die Hand 9. einen Kra-9.
mer-Spiegel/ darinnen laster hafftige Kauffleute (denn die Auff-
richtigen und Erbarn gehören hieher nicht) welche die Leute im Han-
del und Wandel vervortheilen/ liegen und triegen nur zu dem ende/
daß sie des Nechsten Gut mit falscher Wahr und Handlungen an sich
bringen/ die auch für einen löcherichten Beutel nicht dürffen sor-
gen/ darein sie den unrechtmessigen Gewinst stecken. Auff sie und
ihres gleichen Betrieger gehen die Wort Habac. 3. vers. 6. & 9.Hab. 3. v. 6.
& 9.

Wehe dem/ der sein Gut mehret mit frembdem Gut/ wie

lan-
H 3

Vber den Propheten Haggai.
ciet judicium injuriam patientibus: qui judicabit in juſtitia‟
pauperes: & arguet in æquitate pro manſuetis terræ. Veniet
Pſ. 146. v. 7
eſ. 11. v. 4.
Pſ. 75. v.
3.

pro certo, qui per Prophetam minatur in Pſalmo dicens: cum ac-‟
cepero tempus, ego juſtitias judicabo. Quid faciet de injuſtis ju-‟
diciis, qui ipſas quoq́; juſticias judicabit? Veniet, inquam, vemet‟
dies judicii: ubi plus valebunt pura corda, quàm aſtuta verba,‟
& conſcientia bona, quàm marſupia plena: quandoquidem Ju‟
dex ille nec falletur verbis, nec flectetur donis,
wie der heiligeBernhardus
Epiſt. 1. mihi
col.
1381. &
1382.

Bernhardus gar ſchoͤn redet: Epiſt. 1. mihi col. 1381. & 1382. das
iſt: Es wird kommen/ es wird freylich kommen der jenige/ welcher
anderweit richten wird/ was vorhin unrecht iſt gerichtet worden. Er
wird widerlegen/ was etzliche ungebuͤnlicher weiſe geſchworen ha-
ben: Er wird Recht ſchaffen denen/ ſo Gewalt leiden: Er wird mit
Gerechtigkeit richten die Armen/ und mit Gericht ſtraffen (durch
Gnade gerecht machen/ und mit Creutz wolmeinend heimſuchen)
die Elenden im Lande/ der durch den Propheten im Pſalm geſagt
hat: Zu ſeiner Zeit werde ich recht richten. Was wird er mit dem
Vnrecht thun/ oder wie wird er an demſelbigen Rache uͤben/ der
auch (wie es in der alten Lateiniſchen Verſion lautet) die Gerech-
tigkeit wird fuͤr Gericht fodern. Es wird (ſage ich) kommen/ es
wird kommen der Tag des Gerichts/ an welchem mehr werden gel-
ten reine Hertzen/ als liſtige Wort/ und ein gutes Gewiſſen mehr/
als ein voller Beutel. Denn dieſer zukuͤnfftige Richter wird weder
mit Worten betrogen/ noch mit Geſchencken eingenommen werden/
noch ſich mit Gelde beſtechen laſſen.

Vnſer Text giebet uns auch an die Hand 9. einen Kra-9.
mer-Spiegel/ darinnen laſter hafftige Kauffleute (denn die Auff-
richtigen und Erbarn gehoͤren hieher nicht) welche die Leute im Han-
del und Wandel vervortheilen/ liegen und triegen nur zu dem ende/
daß ſie des Nechſten Gut mit falſcher Wahr und Handlungen an ſich
bringen/ die auch fuͤr einen loͤcherichten Beutel nicht duͤrffen ſor-
gen/ darein ſie den unrechtmeſſigen Gewinſt ſtecken. Auff ſie und
ihres gleichen Betrieger gehen die Wort Habac. 3. verſ. 6. & 9.Hab. 3. v. 6.
& 9.

Wehe dem/ der ſein Gut mehret mit frembdem Gut/ wie

lan-
H 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0081" n="61"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vber den Propheten Haggai.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">ciet judicium injuriam patientibus: qui judicabit in ju&#x017F;titia&#x201F;<lb/>
pauperes: &amp; arguet in æquitate pro man&#x017F;uetis terræ. Veniet</hi>&#x201F;<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">P&#x017F;. 146. v. 7<lb/>
e&#x017F;. 11. v. 4.<lb/>
P&#x017F;. 75. v.</hi> 3.</hi></note><lb/><hi rendition="#aq">pro certo, qui per Prophetam minatur in P&#x017F;almo dicens: cum ac-&#x201F;<lb/>
cepero tempus, ego ju&#x017F;titias judicabo. Quid faciet de inju&#x017F;tis ju-&#x201F;<lb/>
diciis, qui ip&#x017F;as quoq&#x0301;; ju&#x017F;ticias judicabit? Veniet, inquam, vemet&#x201F;<lb/>
dies judicii: ubi plus valebunt pura corda, quàm a&#x017F;tuta verba,&#x201F;<lb/>
&amp; con&#x017F;cientia bona, quàm mar&#x017F;upia plena: quandoquidem Ju&#x201F;<lb/>
dex ille nec falletur verbis, nec flectetur donis,</hi> wie der heilige<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Bernhardus<lb/>
Epi&#x017F;t. 1. mihi<lb/>
col.</hi> 1381. &amp;<lb/>
1382.</hi></note><lb/><hi rendition="#aq">Bernhardus</hi> gar &#x017F;cho&#x0364;n redet: <hi rendition="#aq">Epi&#x017F;t. 1. mihi col.</hi> 1381. &amp; 1382. das<lb/>
i&#x017F;t: Es wird kommen/ es wird freylich kommen der jenige/ welcher<lb/>
anderweit richten wird/ was vorhin unrecht i&#x017F;t gerichtet worden. Er<lb/>
wird widerlegen/ was etzliche ungebu&#x0364;nlicher wei&#x017F;e ge&#x017F;chworen ha-<lb/>
ben: Er wird Recht &#x017F;chaffen denen/ &#x017F;o Gewalt leiden: Er wird mit<lb/>
Gerechtigkeit richten die Armen/ und mit Gericht &#x017F;traffen (durch<lb/>
Gnade gerecht machen/ und mit Creutz wolmeinend heim&#x017F;uchen)<lb/>
die Elenden im Lande/ der durch den Propheten im P&#x017F;alm ge&#x017F;agt<lb/>
hat: Zu &#x017F;einer Zeit werde ich recht richten. Was wird er mit dem<lb/>
Vnrecht thun/ oder wie wird er an dem&#x017F;elbigen Rache u&#x0364;ben/ der<lb/>
auch (wie es in der alten Lateini&#x017F;chen Ver&#x017F;ion lautet) die Gerech-<lb/>
tigkeit wird fu&#x0364;r Gericht fodern. Es wird (&#x017F;age ich) kommen/ es<lb/>
wird kommen der Tag des Gerichts/ an welchem mehr werden gel-<lb/>
ten reine Hertzen/ als li&#x017F;tige Wort/ und ein gutes Gewi&#x017F;&#x017F;en mehr/<lb/>
als ein voller Beutel. Denn die&#x017F;er zuku&#x0364;nfftige Richter wird weder<lb/>
mit Worten betrogen/ noch mit Ge&#x017F;chencken eingenommen werden/<lb/>
noch &#x017F;ich mit Gelde be&#x017F;techen la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Vn&#x017F;er Text giebet uns auch an die Hand <hi rendition="#fr">9. einen Kra-</hi><note place="right"><hi rendition="#i">9.</hi></note><lb/><hi rendition="#fr">mer-Spiegel/</hi> darinnen la&#x017F;ter hafftige Kauffleute (denn die Auff-<lb/>
richtigen und Erbarn geho&#x0364;ren hieher nicht) welche die Leute im Han-<lb/>
del und Wandel vervortheilen/ liegen und triegen nur zu dem ende/<lb/>
daß &#x017F;ie des Nech&#x017F;ten Gut mit fal&#x017F;cher Wahr und Handlungen an &#x017F;ich<lb/>
bringen/ die auch fu&#x0364;r einen lo&#x0364;cherichten Beutel nicht du&#x0364;rffen &#x017F;or-<lb/>
gen/ darein &#x017F;ie den unrechtme&#x017F;&#x017F;igen Gewin&#x017F;t &#x017F;tecken. Auff &#x017F;ie und<lb/>
ihres gleichen Betrieger gehen die Wort Habac. 3. ver&#x017F;. 6. &amp; 9.<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Hab. 3. v.</hi> 6.<lb/>
&amp; 9.</hi></note><lb/><hi rendition="#fr">Wehe dem/ der &#x017F;ein Gut mehret mit frembdem Gut/ wie</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 3</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">lan-</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0081] Vber den Propheten Haggai. ciet judicium injuriam patientibus: qui judicabit in juſtitia‟ pauperes: & arguet in æquitate pro manſuetis terræ. Veniet‟ pro certo, qui per Prophetam minatur in Pſalmo dicens: cum ac-‟ cepero tempus, ego juſtitias judicabo. Quid faciet de injuſtis ju-‟ diciis, qui ipſas quoq́; juſticias judicabit? Veniet, inquam, vemet‟ dies judicii: ubi plus valebunt pura corda, quàm aſtuta verba,‟ & conſcientia bona, quàm marſupia plena: quandoquidem Ju‟ dex ille nec falletur verbis, nec flectetur donis, wie der heilige Bernhardus gar ſchoͤn redet: Epiſt. 1. mihi col. 1381. & 1382. das iſt: Es wird kommen/ es wird freylich kommen der jenige/ welcher anderweit richten wird/ was vorhin unrecht iſt gerichtet worden. Er wird widerlegen/ was etzliche ungebuͤnlicher weiſe geſchworen ha- ben: Er wird Recht ſchaffen denen/ ſo Gewalt leiden: Er wird mit Gerechtigkeit richten die Armen/ und mit Gericht ſtraffen (durch Gnade gerecht machen/ und mit Creutz wolmeinend heimſuchen) die Elenden im Lande/ der durch den Propheten im Pſalm geſagt hat: Zu ſeiner Zeit werde ich recht richten. Was wird er mit dem Vnrecht thun/ oder wie wird er an demſelbigen Rache uͤben/ der auch (wie es in der alten Lateiniſchen Verſion lautet) die Gerech- tigkeit wird fuͤr Gericht fodern. Es wird (ſage ich) kommen/ es wird kommen der Tag des Gerichts/ an welchem mehr werden gel- ten reine Hertzen/ als liſtige Wort/ und ein gutes Gewiſſen mehr/ als ein voller Beutel. Denn dieſer zukuͤnfftige Richter wird weder mit Worten betrogen/ noch mit Geſchencken eingenommen werden/ noch ſich mit Gelde beſtechen laſſen. Pſ. 146. v. 7 eſ. 11. v. 4. Pſ. 75. v. 3. Bernhardus Epiſt. 1. mihi col. 1381. & 1382. Vnſer Text giebet uns auch an die Hand 9. einen Kra- mer-Spiegel/ darinnen laſter hafftige Kauffleute (denn die Auff- richtigen und Erbarn gehoͤren hieher nicht) welche die Leute im Han- del und Wandel vervortheilen/ liegen und triegen nur zu dem ende/ daß ſie des Nechſten Gut mit falſcher Wahr und Handlungen an ſich bringen/ die auch fuͤr einen loͤcherichten Beutel nicht duͤrffen ſor- gen/ darein ſie den unrechtmeſſigen Gewinſt ſtecken. Auff ſie und ihres gleichen Betrieger gehen die Wort Habac. 3. verſ. 6. & 9. Wehe dem/ der ſein Gut mehret mit frembdem Gut/ wie lan- 9. Hab. 3. v. 6. & 9. H 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/81
Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/81>, abgerufen am 27.11.2024.