Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.Die dritte Predigt/ hero alles bey euch den Krebsgang gegangen/ da ihr denn besindenwerdet/ daß ihr alles Vnglück/ so euch betroffen/ euch damit habt über den Hals gezogen/ weil ihr den Tempelbaw hindan gesetzt/ und nur auff ewren Eigennutz gesehen habt. Behertziget wol/ daß ein mercklicher Vnterscheid sey zwischen ewer Nachlessigkeit und der Sorgfalt für den Gottesdienst. Sehet zu/ und seyd daran/ daß ihr diese Scharte hinfüro auswetzen/ und euch besser in die Sache schi- cken möget. Behaltet hieraus/ daß der Menschen gemeiner Gebrauch urthei-
Die dritte Predigt/ hero alles bey euch den Krebsgang gegangen/ da ihr denn beſindenwerdet/ daß ihr alles Vnglück/ ſo euch betroffen/ euch damit habt uͤber den Hals gezogen/ weil ihr den Tempelbaw hindan geſetzt/ und nur auff ewren Eigennutz geſehen habt. Behertziget wol/ daß ein mercklicher Vnterſcheid ſey zwiſchen ewer Nachleſſigkeit und der Sorgfalt fuͤr den Gottesdienſt. Sehet zu/ und ſeyd daran/ daß ihr dieſe Scharte hinfüro auswetzen/ und euch beſſer in die Sache ſchi- cken moͤget. Behaltet hieraus/ daß der Menſchen gemeiner Gebrauch urthei-
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Die dritte Predigt/
hero alles bey euch den Krebsgang gegangen/ da ihr denn beſinden
werdet/ daß ihr alles Vnglück/ ſo euch betroffen/ euch damit habt
uͤber den Hals gezogen/ weil ihr den Tempelbaw hindan geſetzt/ und
nur auff ewren Eigennutz geſehen habt. Behertziget wol/ daß ein
mercklicher Vnterſcheid ſey zwiſchen ewer Nachleſſigkeit und der
Sorgfalt fuͤr den Gottesdienſt. Sehet zu/ und ſeyd daran/ daß ihr
dieſe Scharte hinfüro auswetzen/ und euch beſſer in die Sache ſchi-
cken moͤget.
Behaltet hieraus/ daß der Menſchen gemeiner Gebrauch
iſt/ daß ſie alles koͤnnen in Wind ſchlagen/ und darbey ihre Vntu-
gend pflegen aus den Augen zu ſetzen. Es fehlet ihnen nicht an
Vrſachen/ die ſie zu ihrem Behuff anfuͤhren: Nachdem auch einer
oder der ander ſcharffſinnig/ weiß er deſto kluͤglicher ein Ding zu be-
maͤnteln/ und die Schuld von ſich zu weltzen. Wird ein Land/
Stadt oder Dorff mit Kriege heimgeſuchet/ (wie denn das gantze
Roͤmiſche Reich noch in voller Kriegsgluth ſtehet/ und der Reu-
ter auff dem rothen Pferde/ dem gegeben iſt den Frieden zu
nehmen von der Erden/ ſich immer fort noch blicken leſſet/
Apocal. 6. v. 4.) ſo ſuchet man allerley motiven, welche aus der Ver-
nunfft herflieſſen/ und leſſet es bey den Politiſchen diſcurſen bewen-
den. Fellet Mißwachs ein/ ſo wiſſen Hausväter offt aus ihrer Er-
fahrung Vrſach auzuzeigen/ warumb es geſchehe. Ereugen
ſich Kranckheiten/ ſo gehet man auch bald auff die cauſas ſecundas,
auff boͤſe Aſpecten der Planeten/ oder auff Vergifftung der Lufft/
und dergleichen natürlichen Vrſachen; Summa/ die Leute fol-
gen gemeiniglich den Phariſeern nach/ welche der Mund und Grund
der Warheit Chriſtus Jeſvſ alſo anredete: Des A-
bends ſprechet ihr/ es wird ein ſchoͤner Tag werden/ denn
der Himmel iſt roth: und des Morgens ſprecht ihr/ es
wird heute Vngewitter ſeyn/ denn der Himmel iſt roth und
truͤbe. Jhr Heuchler/ des Himmels Geſtalt koͤnnet ihr ur-
theilen/ koͤnnet ihr denn nicht auch die Zeichen dieſer Zeit
urthei-
Apoc. 6. v. 4.
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