Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

Bild:
<< vorherige Seite

Die dritte Predigt/
gesund gemacht/ und ihnen auff die Beine geholffen hat; Aber wa-
ren sie zuvor arg/ so wurden sie hernach zum theil fast ärger/ und be-
kümmerten sich mehr umb das Leibliche/ als umb das Geistliche/ ver-
gassen ermeldter hoher Wolthat Gottes/ und begehrten nicht der ge-
bühr nach Jhn dafür zu preisen. Darumb kunte es ihnen nicht wol-
gehen/ sondern ihre Hoffnung muste verlohren seyn/ sie vergieng
wie der Reiff/ und verfloß wie unnütze Wasser.

Propositio.
Haggaeum
cunctatio-
nis poenas
commemo-
rantem.

Dis wird ihnen in dem verlesenen Text gantz beweglich vorge-
halten/ welcher uns vorstellet: Haggaeum cnnctationis poenas
commemorantem;
Den Propheten Haggai/ wie er die
Straffen erzehle/ welche GOtt der Allmächtige über die
Jüden wegen ihrer Nachlessigkeit hatte kommen lassen.

Hiervon werden wir für dismal zu reden haben.

Ewre Christliche Liebe bereite Hertzen und Ohren zu fleissiger
und beharrlicher Auffmerckung. Du aber allerliebster Heyland/
Jesu Chrjste/ stehe uns bey mit deiner Gnade/ O HERR
hilff! O HErr laß wol gelingen! Amen.

EKsEGESIS.

MEine Geliebte im Herrn: Als zur Zeit Hisklae des
fro nmen Könlgs Juda ein feindlicher Einfall in das Jü-
dische Land geschach/ und dasselbige durch eine starcke Ar-
mee harte bedrenget ward/ poebete der Ertzschencke Rab-
sacke
auff den Nebucadnezar/ und fieng also anzuschnautzen:
So spricht der grosse König/ der König von Assyrien/ 2. Reg.
2. Reg. 18.
v.
19.
18. v. 39. darüber männiglich sehr erschrocken/ und gantz Jerusalem
sich beweget hat. Erschrecket man nun für Menschen Stimme/
über dem Andencken eines irrdischen Königes/ der doch der Eitelkeit
sich nicht entschütten kan/ sondern mit andern Menschen einer-
ley Eingang hat in das Leben/ und einerley Ausgang/

Sap. 7. v. 6.
Neb. 1. v.
5.
Sap. 7. v. 6. Wie vielmehr sol man sich fürchten für dem gros-
sen GOtt/
Nehem. 1. v. 5. der Himmel und Erden besitzet/

Gen.

Die dritte Predigt/
geſund gemacht/ und ihnen auff die Beine geholffen hat; Aber wa-
ren ſie zuvor arg/ ſo wurden ſie hernach zum theil faſt ärger/ und be-
kuͤmmerten ſich mehr umb das Leibliche/ als umb das Geiſtliche/ ver-
gaſſen ermeldter hoher Wolthat Gottes/ und begehrten nicht der ge-
buͤhr nach Jhn dafuͤr zu preiſen. Darumb kunte es ihnen nicht wol-
gehen/ ſondern ihre Hoffnung muſte verlohren ſeyn/ ſie vergieng
wie der Reiff/ und verfloß wie unnuͤtze Waſſer.

Propoſitio.
Haggæum
cunctatio-
nis pœnas
commemo-
rantem.

Dis wird ihnen in dem verleſenen Text gantz beweglich vorge-
halten/ welcher uns vorſtellet: Haggæum cnnctationis pœnas
commemorantem;
Den Propheten Haggai/ wie er die
Straffen erzehle/ welche GOtt der Allmaͤchtige uͤber die
Juͤden wegen ihrer Nachleſſigkeit hatte kommen laſſen.

Hiervon werden wir fuͤr dismal zu reden haben.

Ewre Chriſtliche Liebe bereite Hertzen und Ohren zu fleiſſiger
und beharrlicher Auffmerckung. Du aber allerliebſter Heyland/
Jeſu Chrjſte/ ſtehe uns bey mit deiner Gnade/ O HERR
hilff! O HErr laß wol gelingen! Amen.

ΕΞΗΓΗΣΙΣ.

MEine Geliebte im Herrn: Als zur Zeit Hisklæ des
fro nmen Koͤnlgs Juda ein feindlicher Einfall in das Juͤ-
diſche Land geſchach/ und daſſelbige durch eine ſtarcke Ar-
mee harte bedrenget ward/ poebete der Ertzſchencke Rab-
ſacke
auff den Nebucadnezar/ und fieng alſo anzuſchnautzen:
So ſpricht der groſſe Koͤnig/ der Koͤnig von Aſſyrien/ 2. Reg.
2. Reg. 18.
v.
19.
18. v. 39. darüber maͤnniglich ſehr erſchrocken/ und gantz Jeruſalem
ſich beweget hat. Erſchrecket man nun fuͤr Menſchen Stimme/
über dem Andencken eines irrdiſchen Koͤniges/ der doch der Eitelkeit
ſich nicht entſchuͤtten kan/ ſondern mit andern Menſchen einer-
ley Eingang hat in das Leben/ und einerley Ausgang/

Sap. 7. v. 6.
Neb. 1. v.
5.
Sap. 7. v. 6. Wie vielmehr ſol man ſich fuͤrchten fuͤr dem groſ-
ſen GOtt/
Nehem. 1. v. 5. der Himmel und Erden beſitzet/

Gen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0066" n="46"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die dritte Predigt/</hi></fw><lb/>
ge&#x017F;und gemacht/ und ihnen auff die Beine geholffen hat; Aber wa-<lb/>
ren &#x017F;ie zuvor arg/ &#x017F;o wurden &#x017F;ie hernach zum theil fa&#x017F;t ärger/ und be-<lb/>
ku&#x0364;mmerten &#x017F;ich mehr umb das Leibliche/ als umb das Gei&#x017F;tliche/ ver-<lb/>
ga&#x017F;&#x017F;en ermeldter hoher Wolthat Gottes/ und begehrten nicht der ge-<lb/>
bu&#x0364;hr nach Jhn dafu&#x0364;r zu prei&#x017F;en. Darumb kunte es ihnen nicht wol-<lb/>
gehen/ &#x017F;ondern ihre Hoffnung mu&#x017F;te verlohren &#x017F;eyn/ &#x017F;ie vergieng<lb/>
wie der Reiff/ und verfloß wie unnu&#x0364;tze Wa&#x017F;&#x017F;er.</p><lb/>
          <note place="left"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Propo&#x017F;itio.<lb/>
Haggæum<lb/>
cunctatio-<lb/>
nis p&#x0153;nas<lb/>
commemo-<lb/>
rantem.</hi> </hi> </note>
          <p>Dis wird ihnen in dem verle&#x017F;enen Text gantz beweglich vorge-<lb/>
halten/ welcher uns vor&#x017F;tellet: <hi rendition="#aq">Haggæum cnnctationis p&#x0153;nas<lb/>
commemorantem;</hi> <hi rendition="#fr">Den Propheten Haggai/ wie er die<lb/>
Straffen erzehle/ welche GOtt der Allma&#x0364;chtige u&#x0364;ber die<lb/>
Ju&#x0364;den wegen ihrer Nachle&#x017F;&#x017F;igkeit hatte kommen la&#x017F;&#x017F;en.</hi><lb/>
Hiervon werden wir fu&#x0364;r dismal zu reden haben.</p><lb/>
          <p>Ewre Chri&#x017F;tliche Liebe bereite Hertzen und Ohren zu flei&#x017F;&#x017F;iger<lb/>
und beharrlicher Auffmerckung. Du aber allerlieb&#x017F;ter Heyland/<lb/><hi rendition="#fr"><hi rendition="#k">Je</hi>&#x017F;u <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Chrj</hi></hi>&#x017F;te/</hi> &#x017F;tehe uns bey mit deiner Gnade/ <hi rendition="#fr">O HERR<lb/>
hilff! O HErr laß wol gelingen! Amen.</hi></p><lb/>
          <div n="3">
            <head>&#x0395;&#x039E;&#x0397;&#x0393;&#x0397;&#x03A3;&#x0399;&#x03A3;.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">M</hi>Eine Geliebte im <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Herrn:</hi></hi> Als zur Zeit Hiskl<hi rendition="#aq">æ</hi> des<lb/>
fro nmen Ko&#x0364;nlgs Juda ein feindlicher Einfall in das Ju&#x0364;-<lb/>
di&#x017F;che Land ge&#x017F;chach/ und da&#x017F;&#x017F;elbige durch eine &#x017F;tarcke Ar-<lb/>
mee harte bedrenget ward/ poebete der Ertz&#x017F;chencke <hi rendition="#fr">Rab-<lb/>
&#x017F;acke</hi> auff <hi rendition="#fr">den Nebucadnezar/</hi> und fieng al&#x017F;o anzu&#x017F;chnautzen:<lb/><hi rendition="#fr">So &#x017F;pricht der gro&#x017F;&#x017F;e Ko&#x0364;nig/ der Ko&#x0364;nig von A&#x017F;&#x017F;yrien/</hi> 2. Reg.<lb/><note place="left"><hi rendition="#i">2. <hi rendition="#aq">Reg. 18.<lb/>
v.</hi> 19.</hi></note>18. v. 39. darüber ma&#x0364;nniglich &#x017F;ehr er&#x017F;chrocken/ und gantz Jeru&#x017F;alem<lb/>
&#x017F;ich beweget hat. Er&#x017F;chrecket man nun fu&#x0364;r Men&#x017F;chen Stimme/<lb/>
über dem Andencken eines irrdi&#x017F;chen Ko&#x0364;niges/ der doch der Eitelkeit<lb/>
&#x017F;ich nicht ent&#x017F;chu&#x0364;tten kan/ &#x017F;ondern <hi rendition="#fr">mit andern Men&#x017F;chen einer-<lb/>
ley Eingang hat in das Leben/ und einerley Ausgang/</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Sap. 7. v. 6.<lb/>
Neb. 1. v.</hi> 5.</hi></note>Sap. 7. v. 6. Wie vielmehr &#x017F;ol man &#x017F;ich fu&#x0364;rchten fu&#x0364;r <hi rendition="#fr">dem gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en GOtt/</hi> Nehem. 1. v. 5. <hi rendition="#fr">der Himmel und Erden be&#x017F;itzet/</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Gen.</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46/0066] Die dritte Predigt/ geſund gemacht/ und ihnen auff die Beine geholffen hat; Aber wa- ren ſie zuvor arg/ ſo wurden ſie hernach zum theil faſt ärger/ und be- kuͤmmerten ſich mehr umb das Leibliche/ als umb das Geiſtliche/ ver- gaſſen ermeldter hoher Wolthat Gottes/ und begehrten nicht der ge- buͤhr nach Jhn dafuͤr zu preiſen. Darumb kunte es ihnen nicht wol- gehen/ ſondern ihre Hoffnung muſte verlohren ſeyn/ ſie vergieng wie der Reiff/ und verfloß wie unnuͤtze Waſſer. Dis wird ihnen in dem verleſenen Text gantz beweglich vorge- halten/ welcher uns vorſtellet: Haggæum cnnctationis pœnas commemorantem; Den Propheten Haggai/ wie er die Straffen erzehle/ welche GOtt der Allmaͤchtige uͤber die Juͤden wegen ihrer Nachleſſigkeit hatte kommen laſſen. Hiervon werden wir fuͤr dismal zu reden haben. Ewre Chriſtliche Liebe bereite Hertzen und Ohren zu fleiſſiger und beharrlicher Auffmerckung. Du aber allerliebſter Heyland/ Jeſu Chrjſte/ ſtehe uns bey mit deiner Gnade/ O HERR hilff! O HErr laß wol gelingen! Amen. ΕΞΗΓΗΣΙΣ. MEine Geliebte im Herrn: Als zur Zeit Hisklæ des fro nmen Koͤnlgs Juda ein feindlicher Einfall in das Juͤ- diſche Land geſchach/ und daſſelbige durch eine ſtarcke Ar- mee harte bedrenget ward/ poebete der Ertzſchencke Rab- ſacke auff den Nebucadnezar/ und fieng alſo anzuſchnautzen: So ſpricht der groſſe Koͤnig/ der Koͤnig von Aſſyrien/ 2. Reg. 18. v. 39. darüber maͤnniglich ſehr erſchrocken/ und gantz Jeruſalem ſich beweget hat. Erſchrecket man nun fuͤr Menſchen Stimme/ über dem Andencken eines irrdiſchen Koͤniges/ der doch der Eitelkeit ſich nicht entſchuͤtten kan/ ſondern mit andern Menſchen einer- ley Eingang hat in das Leben/ und einerley Ausgang/ Sap. 7. v. 6. Wie vielmehr ſol man ſich fuͤrchten fuͤr dem groſ- ſen GOtt/ Nehem. 1. v. 5. der Himmel und Erden beſitzet/ Gen. 2. Reg. 18. v. 19. Sap. 7. v. 6. Neb. 1. v. 5.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/66
Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/66>, abgerufen am 24.11.2024.