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Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

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Vber den Propheten Haggai.
het es alsdenn fort? wie viel und offtmals mus ihnen das A. B. C.
der liebe Catechismus/ und die Grammaticke vorgesaget und vorge-
kewet werden: doch muß der Schulmeister dessen nicht überdrüssig
werden: Eben also gehet es auch zu in der Kirchen/ da die meisten Zu-
hörer einfältige Leute/ ja wir alle mit einander für GOTT dem
Herrn Kinder sind/ und uns dieses Nahmens nicht schämen
dürffen/ wenn wir an Erkäntnüß Gottes zunehmen/ und in dem
Christenthumb wachsen wollen.

Ja wer ist unter uns/ der nicht selbst gestehen müsse/ daß er
der Widerholung und Erinnerung dißfalls zum höchsten benöthi-
get were? Ach wir sind so gar vergessen in geistlichen Sachen/ daß
wir immer müssen unterweiset/ erinnert/ und ermahnet werden/
wenn wir nicht alles ausschwitzen/ und unsere Seele in Gefahr se-
tzen wollen. Thut nun ein Prediger/ was sein Amt erfordert/ so darff
er doch für anzügliche Reden und hönische Wort nicht sorgen/ als
welche nicht aussen bleiben. Da spricht mancher Spötter: Das
habe ich mein Tage wol 100. mahl gehöret: Das weiß ich vorhin
wohl: Weiß denn dieser Mensch nichts mehr vorzubringen? Man
höret sich ja des Dinges so müde/ daß nichts drüber ist: Jtem:
Der predigt noch auff die alte Weise/ und kan sich in die newe Art
nicht schicken. Aber man lasse die eckele Welt sich nur nicht irre
machen/ hat man doch für sich das Exempel Sanct Pauli/ welcher
spricht: Daß ich euch immer einerley schreibe/ verdreust mich
nicht/ und machet euch desto gewisser/
Phil. 3. v. 1.

Phil. 3, 1.

Mercket Drittens/ wie schrecklich der Vngehorsam sey/ der3.
die Jüden in grosses Vnglück gebracht hat/ da sie Gott dem Herrn
zu wieder den Tempel ungebawet liessen. Vngehorsam ist eine
Zauberey-Sünde/ und Wiederstreben ist eine Abgötterey
und Götzendienst.
1. Sam. 15 v. 23. dadurch wird GOtt/ die hohe1. Sam. 25, 23.
Majestät/ zum höhesten erzürnet/ und zu ernstem Einsehen beweget;
dahero in heiliger Schrifft denen Vngehorsamen und Wieder-
spenstigen grosse und schreckliche Straffen werden angedrewet/ wel-Lev. 26, at4.
Deut. 28,
a
15.

che Levit. 26. a v. 14. und Deut. 28. a v. 15. nach der Länge erzehlet/

und
G g 3

Vber den Propheten Haggai.
het es alsdenn fort? wie viel und offtmals mus ihnen das A. B. C.
der liebe Catechiſmus/ und die Grammaticke vorgeſaget und vorge-
kewet werden: doch muß der Schulmeiſter deſſen nicht uͤberdrüſſig
werdẽ: Eben alſo gehet es auch zu in der Kirchen/ da die meiſten Zu-
hoͤrer einfaͤltige Leute/ ja wir alle mit einander für GOTT dem
Herrn Kinder ſind/ und uns dieſes Nahmens nicht ſchaͤmen
duͤrffen/ wenn wir an Erkaͤntnuͤß Gottes zunehmen/ und in dem
Chriſtenthumb wachſen wollen.

Ja wer iſt unter uns/ der nicht ſelbſt geſtehen muͤſſe/ daß er
der Widerholung und Erinnerung dißfalls zum hoͤchſten benoͤthi-
get were? Ach wir ſind ſo gar vergeſſen in geiſtlichen Sachen/ daß
wir immer muͤſſen unterweiſet/ erinnert/ und ermahnet werden/
wenn wir nicht alles ausſchwitzen/ und unſere Seele in Gefahr ſe-
tzen wollen. Thut nun ein Prediger/ was ſein Amt erfordert/ ſo darff
er doch für anzuͤgliche Reden und hoͤniſche Wort nicht ſorgen/ als
welche nicht auſſen bleiben. Da ſpricht mancher Spoͤtter: Das
habe ich mein Tage wol 100. mahl gehoͤret: Das weiß ich vorhin
wohl: Weiß denn dieſer Menſch nichts mehr vorzubringen? Man
hoͤret ſich ja des Dinges ſo muͤde/ daß nichts druͤber iſt: Jtem:
Der predigt noch auff die alte Weiſe/ und kan ſich in die newe Art
nicht ſchicken. Aber man laſſe die eckele Welt ſich nur nicht irre
machen/ hat man doch fuͤr ſich das Exempel Sanct Pauli/ welcher
ſpricht: Daß ich euch immer einerley ſchreibe/ verdreuſt mich
nicht/ und machet euch deſto gewiſſer/
Phil. 3. v. 1.

Phil. 3, 1.

Mercket Drittens/ wie ſchrecklich der Vngehorſam ſey/ der3.
die Juͤden in groſſes Vngluͤck gebracht hat/ da ſie Gott dem Herrn
zu wieder den Tempel ungebawet lieſſen. Vngehorſam iſt eine
Zauberey-Suͤnde/ und Wiederſtreben iſt eine Abgoͤtterey
und Goͤtzendienſt.
1. Sam. 15 v. 23. dadurch wird GOtt/ die hohe1. Sam. 25, 23.
Majeſtaͤt/ zum hoͤheſten erzürnet/ und zu ernſtem Einſehen beweget;
dahero in heiliger Schrifft denen Vngehorſamen und Wieder-
ſpenſtigen groſſe und ſchreckliche Straffen werden angedrewet/ wel-Lev. 26, ât4.
Deut. 28,
â
15.

che Levit. 26. â v. 14. und Deut. 28. â v. 15. nach der Laͤnge erzehlet/

und
G g 3
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[237/0257] Vber den Propheten Haggai. het es alsdenn fort? wie viel und offtmals mus ihnen das A. B. C. der liebe Catechiſmus/ und die Grammaticke vorgeſaget und vorge- kewet werden: doch muß der Schulmeiſter deſſen nicht uͤberdrüſſig werdẽ: Eben alſo gehet es auch zu in der Kirchen/ da die meiſten Zu- hoͤrer einfaͤltige Leute/ ja wir alle mit einander für GOTT dem Herrn Kinder ſind/ und uns dieſes Nahmens nicht ſchaͤmen duͤrffen/ wenn wir an Erkaͤntnuͤß Gottes zunehmen/ und in dem Chriſtenthumb wachſen wollen. Ja wer iſt unter uns/ der nicht ſelbſt geſtehen muͤſſe/ daß er der Widerholung und Erinnerung dißfalls zum hoͤchſten benoͤthi- get were? Ach wir ſind ſo gar vergeſſen in geiſtlichen Sachen/ daß wir immer muͤſſen unterweiſet/ erinnert/ und ermahnet werden/ wenn wir nicht alles ausſchwitzen/ und unſere Seele in Gefahr ſe- tzen wollen. Thut nun ein Prediger/ was ſein Amt erfordert/ ſo darff er doch für anzuͤgliche Reden und hoͤniſche Wort nicht ſorgen/ als welche nicht auſſen bleiben. Da ſpricht mancher Spoͤtter: Das habe ich mein Tage wol 100. mahl gehoͤret: Das weiß ich vorhin wohl: Weiß denn dieſer Menſch nichts mehr vorzubringen? Man hoͤret ſich ja des Dinges ſo muͤde/ daß nichts druͤber iſt: Jtem: Der predigt noch auff die alte Weiſe/ und kan ſich in die newe Art nicht ſchicken. Aber man laſſe die eckele Welt ſich nur nicht irre machen/ hat man doch fuͤr ſich das Exempel Sanct Pauli/ welcher ſpricht: Daß ich euch immer einerley ſchreibe/ verdreuſt mich nicht/ und machet euch deſto gewiſſer/ Phil. 3. v. 1. Mercket Drittens/ wie ſchrecklich der Vngehorſam ſey/ der die Juͤden in groſſes Vngluͤck gebracht hat/ da ſie Gott dem Herrn zu wieder den Tempel ungebawet lieſſen. Vngehorſam iſt eine Zauberey-Suͤnde/ und Wiederſtreben iſt eine Abgoͤtterey und Goͤtzendienſt. 1. Sam. 15 v. 23. dadurch wird GOtt/ die hohe Majeſtaͤt/ zum hoͤheſten erzürnet/ und zu ernſtem Einſehen beweget; dahero in heiliger Schrifft denen Vngehorſamen und Wieder- ſpenſtigen groſſe und ſchreckliche Straffen werden angedrewet/ wel- che Levit. 26. â v. 14. und Deut. 28. â v. 15. nach der Laͤnge erzehlet/ und 3. 1. Sam. 25, 23. Lev. 26, ât4. Deut. 28, â 15. G g 3

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Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/257>, abgerufen am 25.11.2024.