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Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

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Vber den Propheten Haggai.
rührten Aaß/ dieser eines anrührete/ würde es auch
unrein? Die Priester antworteten/ und sprachen: Es
würde unrein. Da antwortet Haggai/ und sprach:
Eben also sind diß Volck/ und diese Leute für mir auch/
spricht der HErr/ und aller ihrer Hände Werck/ und
was sie opffern/ ist unrein.
Exordium.

ANdächtige und Geliebte im Herrn/ einen
feinen nachdencklichen Tittel gibt S. Paulus dem Ge-
setz/ wann er Gal. 3. vers. 24. dasselbige nennet einenGal. 3, 24.
Zuchtmeister auff Christum. Entlehnet ist die-
se Art zu reden von dem Schulwesen/ und von der
Haus-disciplin. Wer aus seinen Kindern will etwas gutes ziehen/
der mus nicht allein für sich selbst ihnen/ weil sie noch jung sind/
den Hals beugen/
Sir. 30. v. 12. Sondern es ist auch nothwen-Sir. 30, 12.
dig/ und in alle Wege rathsam/ daß man sie in die Schule schicke/
oder ihnen zu Hause einen Gottesfürchtigen und geschickten Lehr-
und Zuchtmeister halte/ weicher ihnen den Zügel nicht zu lang lasse:
sondern fleissige Auffsicht über sie habe/ und durch die Rute der
Zucht die Thorheit aus ihren Hertzen treibe.
Prov. 22. v. 15.

Prov. 22, 15.

Es zeiget uns aber der hocherleuchtete Heydenlehrer und
grosse Apostel mit diesem schönen Gleichnüß an/ was des Ge-
setzes rechter und nützlicher Brauch sey/ nemlich/ nicht dieser/
daß es die Heuchler soll gerecht machen: Denn dieselbigen
bleiben ausser Christo in ihrer Vermessenheit und Sicher-
heit: Sondern/ daß es die erschrockene/ so fern sie auch des
Gesetzes also brauchen/ wie er
(S. Paulus) redet nicht ver-
lasse in dem Tode und Verdamnüß/ sondern treibe sie fort

zu
Vber den Propheten Haggai.
ruͤhrten Aaß/ dieſer eines anruͤhrete/ wuͤrde es auch
unrein? Die Prieſter antworteten/ und ſprachen: Es
wuͤrde unrein. Da antwortet Haggai/ und ſprach:
Eben alſo ſind diß Volck/ und dieſe Leute fuͤr mir auch/
ſpricht der HErr/ und aller ihrer Haͤnde Werck/ und
was ſie opffern/ iſt unrein.
Exordium.

ANdaͤchtige und Geliebte im Herrn/ einen
feinen nachdencklichen Tittel gibt S. Paulus dem Ge-
ſetz/ wann er Gal. 3. verſ. 24. daſſelbige nennet einenGal. 3, 24.
Zuchtmeiſter auff Chriſtum. Entlehnet iſt die-
ſe Art zu reden von dem Schulweſen/ und von der
Haus-diſciplin. Wer aus ſeinen Kindern will etwas gutes ziehen/
der mus nicht allein fuͤr ſich ſelbſt ihnen/ weil ſie noch jung ſind/
den Hals beugen/
Sir. 30. v. 12. Sondern es iſt auch nothwen-Sir. 30, 12.
dig/ und in alle Wege rathſam/ daß man ſie in die Schule ſchicke/
oder ihnen zu Hauſe einen Gottesfuͤrchtigen und geſchickten Lehr-
und Zuchtmeiſter halte/ weicher ihnen den Zuͤgel nicht zu lang laſſe:
ſondern fleiſſige Auffſicht uͤber ſie habe/ und durch die Rute der
Zucht die Thorheit aus ihren Hertzen treibe.
Prov. 22. v. 15.

Prov. 22, 15.

Es zeiget uns aber der hocherleuchtete Heydenlehrer und
groſſe Apoſtel mit dieſem ſchoͤnen Gleichnuͤß an/ was des Ge-
ſetzes rechter und nuͤtzlicher Brauch ſey/ nemlich/ nicht dieſer/
daß es die Heuchler ſoll gerecht machen: Denn dieſelbigen
bleiben auſſer Chriſto in ihrer Vermeſſenheit und Sicher-
heit: Sondern/ daß es die erſchrockene/ ſo fern ſie auch des
Geſetzes alſo brauchen/ wie er
(S. Paulus) redet nicht ver-
laſſe in dem Tode und Verdamnuͤß/ ſondern treibe ſie fort

zu
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[215/0235] Vber den Propheten Haggai. ruͤhrten Aaß/ dieſer eines anruͤhrete/ wuͤrde es auch unrein? Die Prieſter antworteten/ und ſprachen: Es wuͤrde unrein. Da antwortet Haggai/ und ſprach: Eben alſo ſind diß Volck/ und dieſe Leute fuͤr mir auch/ ſpricht der HErr/ und aller ihrer Haͤnde Werck/ und was ſie opffern/ iſt unrein. Exordium. ANdaͤchtige und Geliebte im Herrn/ einen feinen nachdencklichen Tittel gibt S. Paulus dem Ge- ſetz/ wann er Gal. 3. verſ. 24. daſſelbige nennet einen Zuchtmeiſter auff Chriſtum. Entlehnet iſt die- ſe Art zu reden von dem Schulweſen/ und von der Haus-diſciplin. Wer aus ſeinen Kindern will etwas gutes ziehen/ der mus nicht allein fuͤr ſich ſelbſt ihnen/ weil ſie noch jung ſind/ den Hals beugen/ Sir. 30. v. 12. Sondern es iſt auch nothwen- dig/ und in alle Wege rathſam/ daß man ſie in die Schule ſchicke/ oder ihnen zu Hauſe einen Gottesfuͤrchtigen und geſchickten Lehr- und Zuchtmeiſter halte/ weicher ihnen den Zuͤgel nicht zu lang laſſe: ſondern fleiſſige Auffſicht uͤber ſie habe/ und durch die Rute der Zucht die Thorheit aus ihren Hertzen treibe. Prov. 22. v. 15. Gal. 3, 24. Sir. 30, 12. Es zeiget uns aber der hocherleuchtete Heydenlehrer und groſſe Apoſtel mit dieſem ſchoͤnen Gleichnuͤß an/ was des Ge- ſetzes rechter und nuͤtzlicher Brauch ſey/ nemlich/ nicht dieſer/ daß es die Heuchler ſoll gerecht machen: Denn dieſelbigen bleiben auſſer Chriſto in ihrer Vermeſſenheit und Sicher- heit: Sondern/ daß es die erſchrockene/ ſo fern ſie auch des Geſetzes alſo brauchen/ wie er (S. Paulus) redet nicht ver- laſſe in dem Tode und Verdamnuͤß/ ſondern treibe ſie fort zu

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Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/235>, abgerufen am 27.11.2024.