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Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

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Vber den Propheten Haggai.

Dem andern Tempel hat es in etzlichen Sachen gefehlet/
nemlich/ an der Lade des Bundes/ und ist auch sonsten dem ersten
nicht gleich gewesen: Er solte aber herrlich werden/ nicht durch die
Hand des Königs Herodis/ sondern durch Christum den König
der Ehren.
Psal. 24. v. 8 Der zu seinem Tempel kommen solte/Psal. 24, 8.
Malach.
3, 1.

Malach. 3. v. 1.

Jm ersten Tempel war er unter dem Mosaischen Schatten-
Werck abgebildet. Jm andern Tempel stellet er sich leibhafftig
ein; Er wandelte dort in der Halle Salomonis. Joh. 10. v. 23.Joh. 10, 23.
Luc. 19, 47.
Joh.
18, 20.

Vnd lehret auch hernach täglich im Tempel Luc. 19. vers. 47.
Darauff er sich auch vor Caipha beruffen thete Johan. 18. vers. 20.

Diese[s] soll uns nun vors Erste darzu dienen/ daß niemand sichUSUS.
1.

lasse bethören durch eusserliches Ansehen/ daß er deswegen wolte den
wahren Glauben verleugnen/ und zu den Papisten Lauffen/ denn es
ist nicht alles Gold was da gleisset. Herodes führete einen schö-
nen Baw auff. Jn der Heyden Vorhofe/ den er hatte bawen las-
sen/ ging man auff lauter buntem Marmel: Aber Herodes war
dennoch ein Fuchs.
Luc. 13. v. 22. Matth. 2. vers. 16. Ja einLuc. 13, 22.
Matth.
2,
16.

grawsamer Feind der Kirchen. Wehre es am eusserlichen Glantz
gelegen/ so müste auch der Heyden Religion recht seyn. Was feh-
lete des Bels Tempel zu Babel? Wissen nicht alle Geschicht-
schreiber davon zu sagen? War nicht der Tempel der Dianae
zu Epheso einrecht Kunstgebew/ und ein Wunderwerck der Welt?
Solte aber deswegen der Babylonier und Epheser vermeynter
Gottesdienst recht gewesen seyn? So sehe man nun nicht bloß auff
das Eusserliche/ sondern allermeist und eigentlich auff das Jnwendi-
ge/ das ist/ auff die Lehre. Chrjstus ist der Herr vom
Himmel/
1. Cor. 15. v. .4. Vnd der HErr der Herrligkeit 1. Cor.1. Cor. 15, 4.
1. Cor.
2, 8.

2. v. 8. wie solte er denn den andern Tempel nicht haben herrlich ge-
macht?

Darnach so gibt uns gegenwertiger Text einen starckenr2.
Beweiß an die Hand/ dadurch der grobe Jrrthumb der heutigen

Jü-
C c 2
Vber den Propheten Haggai.

Dem andern Tempel hat es in etzlichen Sachen gefehlet/
nemlich/ an der Lade des Bundes/ und iſt auch ſonſten dem erſten
nicht gleich geweſen: Er ſolte aber herrlich werden/ nicht durch die
Hand des Koͤnigs Herodis/ ſondern durch Chriſtum den Koͤnig
der Ehrẽ.
Pſal. 24. v. 8 Der zu ſeinem Tempel kommen ſolte/Pſal. 24, 8.
Malach.
3, 1.

Malach. 3. v. 1.

Jm erſten Tempel war er unter dem Moſaiſchen Schatten-
Werck abgebildet. Jm andern Tempel ſtellet er ſich leibhafftig
ein; Er wandelte dort in der Halle Salomonis. Joh. 10. v. 23.Joh. 10, 23.
Luc. 19, 47.
Joh.
18, 20.

Vnd lehret auch hernach taͤglich im Tempel Luc. 19. verſ. 47.
Darauff er ſich auch vor Caipha beruffen thete Johan. 18. verſ. 20.

Dieſe[s] ſoll uns nun vors Erſte darzu dienen/ daß niemand ſichUSUS.
1.

laſſe bethoͤren durch euſſerliches Anſehen/ daß er deswegen wolte den
wahren Glauben verleugnen/ und zu den Papiſten Lauffen/ denn es
iſt nicht alles Gold was da gleiſſet. Herodes fuͤhrete einen ſchoͤ-
nen Baw auff. Jn der Heyden Vorhofe/ den er hatte bawen laſ-
ſen/ ging man auff lauter buntem Marmel: Aber Herodes war
dennoch ein Fuchs.
Luc. 13. v. 22. Matth. 2. verſ. 16. Ja einLuc. 13, 22.
Matth.
2,
16.

grawſamer Feind der Kirchen. Wehre es am euſſerlichen Glantz
gelegen/ ſo muͤſte auch der Heyden Religion recht ſeyn. Was feh-
lete des Bels Tempel zu Babel? Wiſſen nicht alle Geſchicht-
ſchreiber davon zu ſagen? War nicht der Tempel der Dianæ
zu Epheſo einrecht Kunſtgebew/ und ein Wunderwerck der Welt?
Solte aber deswegen der Babylonier und Epheſer vermeynter
Gottesdienſt recht geweſen ſeyn? So ſehe man nun nicht bloß auff
das Euſſerliche/ ſondern allermeiſt uñ eigentlich auff das Jnwendi-
ge/ das iſt/ auff die Lehre. Chrjſtus iſt der Herr vom
Himmel/
1. Cor. 15. v. .4. Vnd der HErr der Herrligkeit 1. Cor.1. Cor. 15, 4.
1. Cor.
2, 8.

2. v. 8. wie ſolte er denn den andern Tempel nicht haben herrlich ge-
macht?

Darnach ſo gibt uns gegenwertiger Text einen ſtarckenr2.
Beweiß an die Hand/ dadurch der grobe Jrrthumb der heutigen

Juͤ-
C c 2
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[203/0223] Vber den Propheten Haggai. Dem andern Tempel hat es in etzlichen Sachen gefehlet/ nemlich/ an der Lade des Bundes/ und iſt auch ſonſten dem erſten nicht gleich geweſen: Er ſolte aber herrlich werden/ nicht durch die Hand des Koͤnigs Herodis/ ſondern durch Chriſtum den Koͤnig der Ehrẽ. Pſal. 24. v. 8 Der zu ſeinem Tempel kommen ſolte/ Malach. 3. v. 1. Pſal. 24, 8. Malach. 3, 1. Jm erſten Tempel war er unter dem Moſaiſchen Schatten- Werck abgebildet. Jm andern Tempel ſtellet er ſich leibhafftig ein; Er wandelte dort in der Halle Salomonis. Joh. 10. v. 23. Vnd lehret auch hernach taͤglich im Tempel Luc. 19. verſ. 47. Darauff er ſich auch vor Caipha beruffen thete Johan. 18. verſ. 20. Joh. 10, 23. Luc. 19, 47. Joh. 18, 20. Dieſes ſoll uns nun vors Erſte darzu dienen/ daß niemand ſich laſſe bethoͤren durch euſſerliches Anſehen/ daß er deswegen wolte den wahren Glauben verleugnen/ und zu den Papiſten Lauffen/ denn es iſt nicht alles Gold was da gleiſſet. Herodes fuͤhrete einen ſchoͤ- nen Baw auff. Jn der Heyden Vorhofe/ den er hatte bawen laſ- ſen/ ging man auff lauter buntem Marmel: Aber Herodes war dennoch ein Fuchs. Luc. 13. v. 22. Matth. 2. verſ. 16. Ja ein grawſamer Feind der Kirchen. Wehre es am euſſerlichen Glantz gelegen/ ſo muͤſte auch der Heyden Religion recht ſeyn. Was feh- lete des Bels Tempel zu Babel? Wiſſen nicht alle Geſchicht- ſchreiber davon zu ſagen? War nicht der Tempel der Dianæ zu Epheſo einrecht Kunſtgebew/ und ein Wunderwerck der Welt? Solte aber deswegen der Babylonier und Epheſer vermeynter Gottesdienſt recht geweſen ſeyn? So ſehe man nun nicht bloß auff das Euſſerliche/ ſondern allermeiſt uñ eigentlich auff das Jnwendi- ge/ das iſt/ auff die Lehre. Chrjſtus iſt der Herr vom Himmel/ 1. Cor. 15. v. .4. Vnd der HErr der Herrligkeit 1. Cor. 2. v. 8. wie ſolte er denn den andern Tempel nicht haben herrlich ge- macht? USUS. 1. Luc. 13, 22. Matth. 2, 16. 1. Cor. 15, 4. 1. Cor. 2, 8. Darnach ſo gibt uns gegenwertiger Text einen ſtarckenr Beweiß an die Hand/ dadurch der grobe Jrrthumb der heutigen Juͤ- 2. C c 2

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Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/223>, abgerufen am 24.11.2024.