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Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

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Die erste Predigt/
und Kalck zugerichtet würde. Ohne Zweifel wird hiermit im
Geist entworffen der Vorlauff/ und die Endschafft der siebenzig
Jahr/ die zur Babylonischen Gefängnüß bestimmet waren/

Jer. 29. v. 10.Jerem. 29. v. 10. Nach welcher Verfliessung das Jüdische Volck/
und das werthe Land/ sonderlich die Stadt Jerusalem wiederumb
in vorigen Stand solte gesetzet werden. Jst wol zu dencken/ ob schon
nicht allerdings auszusprechen/ welch ein treffliches Verlangen die
armen Sclaven/ die Jüden/ nach solcher Erlösung/ Befreytzung/
und Ausführung von Babel werden getragen haben. Ja (wie es
in seiner Sprache einen sonderbaren Nachdruck hat/ und sehr antig
lautet) so hat gleichsam der Staub/ aus welchem die heilige Stadt
wiederumb solte auffgerichtet werden/ ihm Glück gewünschet/ und
sich darob gefrewet/ daß Jerusalem wiederumb hat sollen auffge-
bawet werden. Hierueben so gehet dieses alles auff des HERRN
Messiae Zukunfft ins Fleisch/ ingleichen auff die Ausbreitung des
Evangelii/ und Erweiterung der Christlichen Kirche im Newen Te-
stament. Es scheinet/ als hette Sanct Paulus dem Meister dieses
Psalms die Wort aus dem Munde genommen/ in dem er Gal. 4. v 5.
Galat. 4.
v.
4. 5.
also geschrieben: Da die Zeit erfüllet war/ sandte Gott sei-
nen Sohn/ geboren von einem Weibe/ und unter das Ge-
setz gethan/ auff daß er die/ so unter dem Gesetz waren/ er-
lösete:
Zu welches Spruchs Erleuterung dienet/ daß der ge[i]strei-
Dan. 9.
v.
24.
che Prophet/ der liebe Mann Daniel im 9. Capitel seiner Weissa-
gung/ vers. 24. aus Eingeben des heiligen Geistes siebenzig Jahr-
wochen/
das ist 490. Jahr (denn iede Woche sieben Jahr begriffen
hat) klärlich bestimmet/ Ausgangs derer solte dem Vbertreten
gewehret/ die Sünde zugesiegelt/ die Missethat versühnet/
die ewige Gerechtigkeit gebracht/ die Gesicht und Weissa-
gung zugesiegelt/ und der Allerheiligste gesalbet werden.

Eben dieser versprochene/ und vorlängst im Fleisch geoffenbahrete
Heyland aller Welt ist auch der Grundstein/ darin Zion gelegt

ist/

Die erſte Predigt/
und Kalck zugerichtet wuͤrde. Ohne Zweifel wird hiermit im
Geiſt entworffen der Vorlauff/ und die Endſchafft der ſiebenzig
Jahr/ die zur Babyloniſchen Gefaͤngnuͤß beſtimmet waren/

Jer. 29. v. 10.Jerem. 29. v. 10. Nach welcher Verflieſſung das Juͤdiſche Volck/
und das werthe Land/ ſonderlich die Stadt Jeruſalem wiederumb
in vorigen Stand ſolte geſetzet werden. Jſt wol zu dencken/ ob ſchon
nicht allerdings auszuſprechen/ welch ein treffliches Verlangen die
armen Sclaven/ die Juͤden/ nach ſolcher Erloͤſung/ Befreytzung/
und Ausfuͤhrung von Babel werden getragen haben. Ja (wie es
in ſeiner Sprache einen ſonderbaren Nachdruck hat/ und ſehr antig
lautet) ſo hat gleichſam der Staub/ aus welchem die heilige Stadt
wiederumb ſolte auffgerichtet werden/ ihm Gluͤck gewuͤnſchet/ und
ſich darob gefrewet/ daß Jeruſalem wiederumb hat ſollen auffge-
bawet werden. Hierueben ſo gehet dieſes alles auff des HERRN
Meſſiæ Zukunfft ins Fleiſch/ ingleichen auff die Ausbreitung des
Evangelii/ und Erweiterung der Chriſtlichen Kirche im Newen Te-
ſtament. Es ſcheinet/ als hette Sanct Paulus dem Meiſter dieſes
Pſalms die Wort aus dem Munde genommen/ in dem er Gal. 4. v 5.
Galat. 4.
v.
4. 5.
alſo geſchrieben: Da die Zeit erfuͤllet war/ ſandte Gott ſei-
nen Sohn/ geboren von einem Weibe/ und unter das Ge-
ſetz gethan/ auff daß er die/ ſo unter dem Geſetz waren/ er-
loͤſete:
Zu welches Spruchs Erleuterung dienet/ daß der ge[i]ſtrei-
Dan. 9.
v.
24.
che Prophet/ der liebe Mann Daniel im 9. Capitel ſeiner Weiſſa-
gung/ verſ. 24. aus Eingeben des heiligen Geiſtes ſiebenzig Jahr-
wochen/
das iſt 490. Jahr (denn iede Woche ſieben Jahr begriffen
hat) klaͤrlich beſtimmet/ Ausgangs derer ſolte dem Vbertreten
gewehret/ die Suͤnde zugeſiegelt/ die Miſſethat verſuͤhnet/
die ewige Gerechtigkeit gebracht/ die Geſicht und Weiſſa-
gung zugeſiegelt/ und der Allerheiligſte geſalbet werden.

Eben dieſer verſprochene/ und vorlängſt im Fleiſch geoffenbahrete
Heyland aller Welt iſt auch der Grundſtein/ darin Zion gelegt

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[2/0022] Die erſte Predigt/ und Kalck zugerichtet wuͤrde. Ohne Zweifel wird hiermit im Geiſt entworffen der Vorlauff/ und die Endſchafft der ſiebenzig Jahr/ die zur Babyloniſchen Gefaͤngnuͤß beſtimmet waren/ Jerem. 29. v. 10. Nach welcher Verflieſſung das Juͤdiſche Volck/ und das werthe Land/ ſonderlich die Stadt Jeruſalem wiederumb in vorigen Stand ſolte geſetzet werden. Jſt wol zu dencken/ ob ſchon nicht allerdings auszuſprechen/ welch ein treffliches Verlangen die armen Sclaven/ die Juͤden/ nach ſolcher Erloͤſung/ Befreytzung/ und Ausfuͤhrung von Babel werden getragen haben. Ja (wie es in ſeiner Sprache einen ſonderbaren Nachdruck hat/ und ſehr antig lautet) ſo hat gleichſam der Staub/ aus welchem die heilige Stadt wiederumb ſolte auffgerichtet werden/ ihm Gluͤck gewuͤnſchet/ und ſich darob gefrewet/ daß Jeruſalem wiederumb hat ſollen auffge- bawet werden. Hierueben ſo gehet dieſes alles auff des HERRN Meſſiæ Zukunfft ins Fleiſch/ ingleichen auff die Ausbreitung des Evangelii/ und Erweiterung der Chriſtlichen Kirche im Newen Te- ſtament. Es ſcheinet/ als hette Sanct Paulus dem Meiſter dieſes Pſalms die Wort aus dem Munde genommen/ in dem er Gal. 4. v 5. alſo geſchrieben: Da die Zeit erfuͤllet war/ ſandte Gott ſei- nen Sohn/ geboren von einem Weibe/ und unter das Ge- ſetz gethan/ auff daß er die/ ſo unter dem Geſetz waren/ er- loͤſete: Zu welches Spruchs Erleuterung dienet/ daß der geiſtrei- che Prophet/ der liebe Mann Daniel im 9. Capitel ſeiner Weiſſa- gung/ verſ. 24. aus Eingeben des heiligen Geiſtes ſiebenzig Jahr- wochen/ das iſt 490. Jahr (denn iede Woche ſieben Jahr begriffen hat) klaͤrlich beſtimmet/ Ausgangs derer ſolte dem Vbertreten gewehret/ die Suͤnde zugeſiegelt/ die Miſſethat verſuͤhnet/ die ewige Gerechtigkeit gebracht/ die Geſicht und Weiſſa- gung zugeſiegelt/ und der Allerheiligſte geſalbet werden. Eben dieſer verſprochene/ und vorlängſt im Fleiſch geoffenbahrete Heyland aller Welt iſt auch der Grundſtein/ darin Zion gelegt iſt/ Jer. 29. v. 10. Galat. 4. v. 4. 5. Dan. 9. v. 24.

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Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/22>, abgerufen am 24.11.2024.