Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

Bild:
<< vorherige Seite

Die zehende Predigt/
So weiß man auch sich noch wol zu entsinnen/ wie hin und wieder
manchmahl das Wetter eingeschlagen/ und ein Fewer angezündet
hat. Wem ist verborgen/ daß auch bey unserm Gedencken sind
Erdbeben gewesen? Wem ist entfallen/ daß offt eine vergiffrete
Lufft die Menschen angehauchet/ und sie auffs Siechbette geworf-
fen hat? Ja am Jüngsten Tage wird der Herr seinen
Eifer nehmen zum Harnisch/ und wird die Creatur rüsten

Sap. 5, 18.zur Rache über die Feinde/ Sap. 5. v. 18. Wer solcher scharf-
fen execution entgehen/ und dem künfftigen Zorn entfliehen wil/
der mag wol itzo/ weil noch die Thür der Gnaden auffstehet/ in sich
schlagen/ und sich bessern.

III.
Meßiae ti-
tulum sva-
vissimum.

Vors Dritte helt uns Gott der Herr für: Messiae titu-
lum svavissimum,
Den liebreichen und anmuthigen Tittel
des versprochenen Heylandes. Alsdenn/
sagt er/ wird
kommen aller Heyden Trost.
Dis ist der Mittelplatz/ und
das Häuptstücke unsers Texts/ welches aber ihrer viel mit denen heil-
losen Jüden und dem Calvino zu verkehren sich unterstanden haben.
Der Herbornische Piscator dolmetschet also: Es werden kom-
men die dalieb und werth sind unter den Heyden.
Aber er
trifft es nicht/ denn es ist allhier eine Enallage numeri im Wort
[fremdsprachliches Material - 3 Zeichen fehlen] venient. Es wird der numerus pluralis pro singulari gebrau-
chet/ wie offt zu geschehen pflegt/ wenn zwey Substantiva vorher ge-
hen/ da das verbum sich solte richten nach dem regenti, richtet sich
aber doch nach dem recto. Ein fürnehmer Rabbi, Akiba genant/
welcher 24000. Schüler Praec[e]p[t]o[r] g[ewe]sen/ hat diesen Text auff
den Herrn Messiam gedeutet. [fremdsprachliches Material - 5 Zeichen fehlen] [fremdsprachliches Material - 2 Zeichen fehlen] [fremdsprachliches Material - 4 Zeichen fehlen] gibt Lutherus,
aller Heyden Trost. [fremdsprachliches Material - 4 Zeichen fehlen] bedeutet desiderabile, desiderium,
appetitum, concupiscentiam.
Jst eben so viel als [fremdsprachliches Material - 3 Zeichen fehlen], welches
berkömbt vom radice [fremdsprachliches Material - 3 Zeichen fehlen] desideravit, concupivit, dahero der
Türckliche Mahometh ihm selbst diesen Namen hieraus gemacht/
und gegeben hat nicht anders/ als were er der jenige/ nach dem alle
Heyden sich sehneten. [fremdsprachliches Material - 3 Zeichen fehlen] heisset ein Volck/ ist also ein gemeines
Wort/ welches nicht allein die Heyden/ sondern auch das Volck

Got-

Die zehende Predigt/
So weiß man auch ſich noch wol zu entſinnen/ wie hin und wieder
manchmahl das Wetter eingeſchlagen/ und ein Fewer angezündet
hat. Wem iſt verborgen/ daß auch bey unſerm Gedencken ſind
Erdbeben geweſen? Wem iſt entfallen/ daß offt eine vergiffrete
Lufft die Menſchen angehauchet/ und ſie auffs Siechbette geworf-
fen hat? Ja am Juͤngſten Tage wird der Herr ſeinen
Eifer nehmen zum Harniſch/ und wird die Creatur ruͤſten

Sap. 5, 18.zur Rache uͤber die Feinde/ Sap. 5. v. 18. Wer ſolcher ſcharf-
fen execution entgehen/ und dem kuͤnfftigen Zorn entfliehen wil/
der mag wol itzo/ weil noch die Thuͤr der Gnaden auffſtehet/ in ſich
ſchlagen/ und ſich beſſern.

III.
Meßiæ ti-
tulum ſva-
viſſimum.

Vors Dritte helt uns Gott der Herr fuͤr: Meſſiæ titu-
lum ſvavisſimum,
Den liebreichen und anmuthigen Tittel
des verſprochenen Heylandes. Alsdenn/
ſagt er/ wird
kommen aller Heyden Troſt.
Dis iſt der Mittelplatz/ und
das Haͤuptſtuͤcke unſers Texts/ welches aber ihrer viel mit denen heil-
loſen Juͤden und dem Calvino zu verkehren ſich unterſtanden haben.
Der Herborniſche Piſcator dolmetſchet alſo: Es werden kom-
men die dalieb und werth ſind unter den Heyden.
Aber er
trifft es nicht/ denn es iſt allhier eine Enallage numeri im Wort
[fremdsprachliches Material – 3 Zeichen fehlen] venient. Es wird der numerus pluralis pro ſingulari gebrau-
chet/ wie offt zu geſchehen pflegt/ wenn zwey Subſtantiva vorher ge-
hen/ da das verbum ſich ſolte richten nach dem regenti, richtet ſich
aber doch nach dem recto. Ein fuͤrnehmer Rabbi, Akiba genant/
welcher 24000. Schuͤler Præc[e]p[t]o[r] g[ewe]ſen/ hat dieſen Text auff
den Herrn Meſſiam gedeutet. [fremdsprachliches Material – 5 Zeichen fehlen] [fremdsprachliches Material – 2 Zeichen fehlen] [fremdsprachliches Material – 4 Zeichen fehlen] gibt Lutherus,
aller Heyden Troſt. [fremdsprachliches Material – 4 Zeichen fehlen] bedeutet deſiderabile, deſiderium,
appetitum, concupiſcentiam.
Jſt eben ſo viel als [fremdsprachliches Material – 3 Zeichen fehlen], welches
berkoͤmbt vom radice [fremdsprachliches Material – 3 Zeichen fehlen] deſideravit, concupivit, dahero der
Tuͤrckliche Mahometh ihm ſelbſt dieſen Namen hieraus gemacht/
und gegeben hat nicht anders/ als were er der jenige/ nach dem alle
Heyden ſich ſehneten. [fremdsprachliches Material – 3 Zeichen fehlen] heiſſet ein Volck/ iſt alſo ein gemeines
Wort/ welches nicht allein die Heyden/ ſondern auch das Volck

Got-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0196" n="176"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die zehende Predigt/</hi></fw><lb/>
So weiß man auch &#x017F;ich noch wol zu ent&#x017F;innen/ wie hin und wieder<lb/>
manchmahl das Wetter einge&#x017F;chlagen/ und ein Fewer angezündet<lb/>
hat. Wem i&#x017F;t verborgen/ daß auch bey un&#x017F;erm Gedencken &#x017F;ind<lb/>
Erdbeben gewe&#x017F;en? Wem i&#x017F;t entfallen/ daß offt eine vergiffrete<lb/>
Lufft die Men&#x017F;chen angehauchet/ und &#x017F;ie auffs Siechbette geworf-<lb/>
fen hat? Ja am <hi rendition="#fr">Ju&#x0364;ng&#x017F;ten Tage wird der <hi rendition="#k">Herr</hi> &#x017F;einen<lb/>
Eifer nehmen zum Harni&#x017F;ch/ und wird die Creatur ru&#x0364;&#x017F;ten</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Sap.</hi> 5, 18.</hi></note><hi rendition="#fr">zur Rache u&#x0364;ber die Feinde/</hi> Sap. 5. v. 18. Wer &#x017F;olcher &#x017F;charf-<lb/>
fen <hi rendition="#aq">execution</hi> entgehen/ und dem ku&#x0364;nfftigen Zorn entfliehen wil/<lb/>
der mag wol itzo/ weil noch die Thu&#x0364;r der Gnaden auff&#x017F;tehet/ in &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;chlagen/ und &#x017F;ich be&#x017F;&#x017F;ern.</p><lb/>
            <note place="left"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">III.<lb/>
Meßiæ ti-<lb/>
tulum &#x017F;va-<lb/>
vi&#x017F;&#x017F;imum.</hi> </hi> </note>
            <p><hi rendition="#fr">Vors Dritte</hi> helt uns Gott der <hi rendition="#k">Herr</hi> fu&#x0364;r: <hi rendition="#aq">Me&#x017F;&#x017F;iæ titu-<lb/>
lum &#x017F;vavis&#x017F;imum,</hi> <hi rendition="#fr">Den liebreichen und anmuthigen Tittel<lb/>
des ver&#x017F;prochenen Heylandes. Alsdenn/</hi> &#x017F;agt er/ <hi rendition="#fr">wird<lb/>
kommen aller Heyden Tro&#x017F;t.</hi> Dis i&#x017F;t der Mittelplatz/ und<lb/>
das Ha&#x0364;upt&#x017F;tu&#x0364;cke un&#x017F;ers Texts/ welches aber ihrer viel mit denen heil-<lb/>
lo&#x017F;en Ju&#x0364;den und dem Calvino zu verkehren &#x017F;ich unter&#x017F;tanden haben.<lb/>
Der Herborni&#x017F;che <hi rendition="#aq">Pi&#x017F;cator</hi> dolmet&#x017F;chet al&#x017F;o: <hi rendition="#fr">Es werden kom-<lb/>
men die dalieb und werth &#x017F;ind unter den Heyden.</hi> Aber er<lb/>
trifft es nicht/ denn es i&#x017F;t allhier eine <hi rendition="#aq">Enallage numeri</hi> im Wort<lb/><gap reason="fm" unit="chars" quantity="3"/> <hi rendition="#aq">venient.</hi> Es wird der <hi rendition="#aq">numerus pluralis pro &#x017F;ingulari</hi> gebrau-<lb/>
chet/ wie offt zu ge&#x017F;chehen pflegt/ wenn zwey <hi rendition="#aq">Sub&#x017F;tantiva</hi> vorher ge-<lb/>
hen/ da das <hi rendition="#aq">verbum</hi> &#x017F;ich &#x017F;olte richten nach dem <hi rendition="#aq">regenti,</hi> richtet &#x017F;ich<lb/>
aber doch nach dem <hi rendition="#aq">recto.</hi> Ein fu&#x0364;rnehmer <hi rendition="#aq">Rabbi, Akiba</hi> genant/<lb/>
welcher 24000. Schu&#x0364;ler <hi rendition="#aq">Præc<supplied>e</supplied>p<supplied>t</supplied>o<supplied>r</supplied></hi> g<supplied>ewe</supplied>&#x017F;en/ hat die&#x017F;en Text auff<lb/>
den <hi rendition="#k">Herrn</hi> Me&#x017F;&#x017F;iam gedeutet. <gap reason="fm" unit="chars" quantity="5"/> <gap reason="fm" unit="chars" quantity="2"/> <gap reason="fm" unit="chars" quantity="4"/> gibt <hi rendition="#aq">Lutherus,</hi><lb/><hi rendition="#fr">aller Heyden Tro&#x017F;t.</hi> <gap reason="fm" unit="chars" quantity="4"/> bedeutet <hi rendition="#aq">de&#x017F;iderabile, de&#x017F;iderium,<lb/>
appetitum, concupi&#x017F;centiam.</hi> J&#x017F;t eben &#x017F;o viel als <gap reason="fm" unit="chars" quantity="3"/>, welches<lb/>
berko&#x0364;mbt vom <hi rendition="#aq">radice <gap reason="fm" unit="chars" quantity="3"/> de&#x017F;ideravit, concupivit,</hi> dahero der<lb/>
Tu&#x0364;rckliche Mahometh ihm &#x017F;elb&#x017F;t die&#x017F;en Namen hieraus gemacht/<lb/>
und gegeben hat nicht anders/ als were er der jenige/ nach dem alle<lb/>
Heyden &#x017F;ich &#x017F;ehneten. <gap reason="fm" unit="chars" quantity="3"/> hei&#x017F;&#x017F;et ein Volck/ i&#x017F;t al&#x017F;o ein gemeines<lb/>
Wort/ welches nicht allein die Heyden/ &#x017F;ondern auch das Volck<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Got-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[176/0196] Die zehende Predigt/ So weiß man auch ſich noch wol zu entſinnen/ wie hin und wieder manchmahl das Wetter eingeſchlagen/ und ein Fewer angezündet hat. Wem iſt verborgen/ daß auch bey unſerm Gedencken ſind Erdbeben geweſen? Wem iſt entfallen/ daß offt eine vergiffrete Lufft die Menſchen angehauchet/ und ſie auffs Siechbette geworf- fen hat? Ja am Juͤngſten Tage wird der Herr ſeinen Eifer nehmen zum Harniſch/ und wird die Creatur ruͤſten zur Rache uͤber die Feinde/ Sap. 5. v. 18. Wer ſolcher ſcharf- fen execution entgehen/ und dem kuͤnfftigen Zorn entfliehen wil/ der mag wol itzo/ weil noch die Thuͤr der Gnaden auffſtehet/ in ſich ſchlagen/ und ſich beſſern. Sap. 5, 18. Vors Dritte helt uns Gott der Herr fuͤr: Meſſiæ titu- lum ſvavisſimum, Den liebreichen und anmuthigen Tittel des verſprochenen Heylandes. Alsdenn/ ſagt er/ wird kommen aller Heyden Troſt. Dis iſt der Mittelplatz/ und das Haͤuptſtuͤcke unſers Texts/ welches aber ihrer viel mit denen heil- loſen Juͤden und dem Calvino zu verkehren ſich unterſtanden haben. Der Herborniſche Piſcator dolmetſchet alſo: Es werden kom- men die dalieb und werth ſind unter den Heyden. Aber er trifft es nicht/ denn es iſt allhier eine Enallage numeri im Wort ___ venient. Es wird der numerus pluralis pro ſingulari gebrau- chet/ wie offt zu geſchehen pflegt/ wenn zwey Subſtantiva vorher ge- hen/ da das verbum ſich ſolte richten nach dem regenti, richtet ſich aber doch nach dem recto. Ein fuͤrnehmer Rabbi, Akiba genant/ welcher 24000. Schuͤler Præceptor geweſen/ hat dieſen Text auff den Herrn Meſſiam gedeutet. _____ __ ____ gibt Lutherus, aller Heyden Troſt. ____ bedeutet deſiderabile, deſiderium, appetitum, concupiſcentiam. Jſt eben ſo viel als ___, welches berkoͤmbt vom radice ___ deſideravit, concupivit, dahero der Tuͤrckliche Mahometh ihm ſelbſt dieſen Namen hieraus gemacht/ und gegeben hat nicht anders/ als were er der jenige/ nach dem alle Heyden ſich ſehneten. ___ heiſſet ein Volck/ iſt alſo ein gemeines Wort/ welches nicht allein die Heyden/ ſondern auch das Volck Got-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/196
Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/196>, abgerufen am 24.11.2024.