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Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

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Vber den Propheten Haggai.
sind testes omni exceptione majores; solche Zeugen/ wider die
nichts tüchtiges oder beständiges kan vorgebracht und eingewendet
werden. Aber wie ist möglich/ sie alle auff einmal zu hören? Wie
kan es seyn/ daß man in so kartzer Zeit so viel herrliche Weissagun-
gen satsam erklären/ und alle Centnerworte der heiligen Männer
Gottes gleichsam auff die Goldwage legen/ und gnugsam erwegen
solte?

Wollen demnach dismal bey einem bleiben/ und in der Furcht
des Herrn betrachten: Haggaeum de Messia vaticinantem;Propositio:
Den geistreichen Propheten Haggai/ wie derselbige von
Chrjsto gar schön weissaget/ und nachdencklich redet.

Ewre Christliche Liebe mercke fleissig auff. GOtt aber stehe
uns bey mit seiner Gnade/ umb unsers hochverdienten Heylandes
Jesu CHristi willen/ Amen.

EKsEGESIS.

MEine Geliebte im Herrn: Was unter schimmernden
Edelgesteinen ist ein schöner helle leuchtender Rubin/ eben
das ist unter den Sprüchen des Propheten Haggai/ die
verlesene Weissagung von CHristo. Alldieweil aber
durch Boßheir der Ketzer/ derselbige manchmahl wird verdunckelt/
auch der Satan in dem heissen Schwelßbade der Anfechtung man-
chem dermassen auff zeusst/ daß er für eitel Rauch und Dampff diese
Wort nicht sehen kan; Als wollen wir mit Gottes Hülffe solchen
Text erklären/ und durch das helle Liecht himmlischer Warheit die
ketzerische Finsternüß vertreiben/ massen allem eignen Dünckel der
Flader-Geister billich enigegen gesetzt werden die Wort/ damit sich
unser Kern-Spruch anhebt/ welche also lauten: So spricht der
HERR Zebaoth/
der starcke/ allmanchtige GOtt/ der Herr
der Heerscharen/ dem alle Himmels-Heer zu Gebot stehen. Dis
gilt billich mehr/ denn aller Menschen/ ja auch der Grossen auff Er-
den Wort gelten mögen.

Es führet aber der Mann GOttes Haggai einen newen Be-
weiß ein/ umb des Willen die Jüden den Tempel wieder auffbawen

sol-

Vber den Propheten Haggai.
ſind teſtes omni exceptione majores; ſolche Zeugen/ wider die
nichts tuͤchtiges oder beſtändiges kan vorgebracht und eingewendet
werden. Aber wie iſt moͤglich/ ſie alle auff einmal zu hoͤren? Wie
kan es ſeyn/ daß man in ſo kartzer Zeit ſo viel herrliche Weiſſagun-
gen ſatſam erklaͤren/ und alle Centnerworte der heiligen Maͤnner
Gottes gleichſam auff die Goldwage legen/ und gnugſam erwegen
ſolte?

Wollen demnach dismal bey einem bleiben/ und in der Furcht
des Herrn betrachten: Haggæum de Meſſia vaticinantem;Propoſitio:
Den geiſtreichen Propheten Haggai/ wie derſelbige von
Chrjſto gar ſchoͤn weiſſaget/ und nachdencklich redet.

Ewre Chriſtliche Liebe mercke fleiſſig auff. GOtt aber ſtehe
uns bey mit ſeiner Gnade/ umb unſers hochverdienten Heylandes
Jeſu CHriſti willen/ Amen.

ΕΞΗΓΗΣΙΣ.

MEine Geliebte im Herrn: Was unter ſchimmernden
Edelgeſteinen iſt ein ſchoͤner helle leuchtender Rubin/ eben
das iſt unter den Spruͤchen des Propheten Haggai/ die
verleſene Weiſſagung von CHriſto. Alldieweil aber
durch Boßheir der Ketzer/ derſelbige manchmahl wird verdunckelt/
auch der Satan in dem heiſſen Schwelßbade der Anfechtung man-
chem dermaſſen auff zeuſſt/ daß er fuͤr eitel Rauch und Dampff dieſe
Wort nicht ſehen kan; Als wollen wir mit Gottes Huͤlffe ſolchen
Text erklaͤren/ und durch das helle Liecht himmliſcher Warheit die
ketzeriſche Finſternuͤß vertreiben/ maſſen allem eignen Duͤnckel der
Flader-Geiſter billich enigegen geſetzt werden die Wort/ damit ſich
unſer Kern-Spruch anhebt/ welche alſo lauten: So ſpricht der
HERR Zebaoth/
der ſtarcke/ allmãchtige GOtt/ der Herr
der Heerſcharen/ dem alle Himmels-Heer zu Gebot ſtehen. Dis
gilt billich mehr/ denn aller Menſchen/ ja auch der Groſſen auff Er-
den Wort gelten moͤgen.

Es fuͤhret aber der Mann GOttes Haggai einen newen Be-
weiß ein/ umb des Willen die Juͤden den Tempel wieder auffbawen

ſol-
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[167/0187] Vber den Propheten Haggai. ſind teſtes omni exceptione majores; ſolche Zeugen/ wider die nichts tuͤchtiges oder beſtändiges kan vorgebracht und eingewendet werden. Aber wie iſt moͤglich/ ſie alle auff einmal zu hoͤren? Wie kan es ſeyn/ daß man in ſo kartzer Zeit ſo viel herrliche Weiſſagun- gen ſatſam erklaͤren/ und alle Centnerworte der heiligen Maͤnner Gottes gleichſam auff die Goldwage legen/ und gnugſam erwegen ſolte? Wollen demnach dismal bey einem bleiben/ und in der Furcht des Herrn betrachten: Haggæum de Meſſia vaticinantem; Den geiſtreichen Propheten Haggai/ wie derſelbige von Chrjſto gar ſchoͤn weiſſaget/ und nachdencklich redet. Propoſitio: Ewre Chriſtliche Liebe mercke fleiſſig auff. GOtt aber ſtehe uns bey mit ſeiner Gnade/ umb unſers hochverdienten Heylandes Jeſu CHriſti willen/ Amen. ΕΞΗΓΗΣΙΣ. MEine Geliebte im Herrn: Was unter ſchimmernden Edelgeſteinen iſt ein ſchoͤner helle leuchtender Rubin/ eben das iſt unter den Spruͤchen des Propheten Haggai/ die verleſene Weiſſagung von CHriſto. Alldieweil aber durch Boßheir der Ketzer/ derſelbige manchmahl wird verdunckelt/ auch der Satan in dem heiſſen Schwelßbade der Anfechtung man- chem dermaſſen auff zeuſſt/ daß er fuͤr eitel Rauch und Dampff dieſe Wort nicht ſehen kan; Als wollen wir mit Gottes Huͤlffe ſolchen Text erklaͤren/ und durch das helle Liecht himmliſcher Warheit die ketzeriſche Finſternuͤß vertreiben/ maſſen allem eignen Duͤnckel der Flader-Geiſter billich enigegen geſetzt werden die Wort/ damit ſich unſer Kern-Spruch anhebt/ welche alſo lauten: So ſpricht der HERR Zebaoth/ der ſtarcke/ allmãchtige GOtt/ der Herr der Heerſcharen/ dem alle Himmels-Heer zu Gebot ſtehen. Dis gilt billich mehr/ denn aller Menſchen/ ja auch der Groſſen auff Er- den Wort gelten moͤgen. Es fuͤhret aber der Mann GOttes Haggai einen newen Be- weiß ein/ umb des Willen die Juͤden den Tempel wieder auffbawen ſol-

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Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/187>, abgerufen am 25.11.2024.