Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699.Gebet eines gemeinen Procuratoris oder Fürsprechers. OBich wol/ O du gerechter GOtt/ in der Juri- schro- A a
Gebet eines gemeinen Procuratoris oder Fürſprechers. OBich wol/ O du gerechter GOtt/ in der Juri- ſchro- A a
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Gebet eines gemeinen Procuratoris oder
Fürſprechers.
OBich wol/ O du gerechter GOtt/ in der Juri-
ſten Schrifften und Büchern nicht ſtudiret/
daß ich mich auff hohe Rechts-Händel ver-
ſtünde/ auch mich darumb nicht angenommen/ ſon-
dern mit David geſaget: HErr/ ich wandele nicht in
hohen Dingen/ die mir zu hoch ſind. Jedoch/ weil
du mir eine ziemlich beredte Zunge gegeben/ und ei-
nen feinen Verſtand in gemeinen Rechts-Sachen
verliehen/ ſo habe ich/ nach üblichen Stadt-und Ge-
richts-Bräuchen/ den Partheyen gedienet/ das
Wort vor der Obrigkeit/ auff dem Lande/ in Städ-
ten und Märckten/ geführet und geredet/ oder in
Schrifften geſtellet/ auch allezeit/ ſo viel ich in mei-
nem geringen Verſtande recht befunden/ den Un-
ſchuldigen verthädiget/ mich gehütet/ daß ich nicht ein
liſtiger Zungendreſcher wäre/ der die Leute umb das
Jhrige brächte/ und nur meinẽ Nutz ſuchete/ wie lei-
der! gar gemein iſt; Sondern ich habe die Warheit
von Hertzen geredet/ damit ich die Obrigkeit nicht zu
unrechtem Urtheil hetzete. Diß weiſt du/ lieber Gott/
wol/ gleichwol aber kan ich/ mein GOTT/ nicht für-
über/ ich muß bekennen/ daß ich auch nicht allemahl
gerade zugetroffen/ ſondern in der oder jener Sache
zu viel oder zu wenig gethan; Aber ſolches bitte ich in
tieffſter Demuth ab/ du wolleſt mirs verzeihen/ und
mich hinführo/ durch deinen Heil. Geiſt/ auff rechter
Bahn führen/ daß ich dem Geitz/ dem Geſchenckneh-
men/ Freſſen und Sauffen/ feind ſeye/ ſo lange ich
noch zu leben habe/ und ja nicht fürſetzlich unrichti-
ge Händel hinter mir laſſe/ und alſo dermahleins
auff meinem Tod-Bette deſto ruhiger liegen/ und
ſanfft einſchlaffen könne/ auch dorten mit uner-
ſchro-
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