Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699.

Bild:
<< vorherige Seite
Gebet eines Wirths oder Gastgebers.

M. J. Schmidt.

HErr/ barmhertziger GOtt/ nach dem die Gast-
Freyheit unter den Menschen auffgehöret/
und ein ieder umb sein Geld zu zehren angefan-
gen hat/ ist es nach deinem Willen durch Obrigkeit-
liche Anordnung geschehen/ daß an allen Orten ge-
wisse Gast- und Schenck-Häuser seyn/ und so wol
Frembden als Einheimischen offen stehen sollen.
Weil ich nun durch deine Gnade solchem Gast- und
Schenck-Hause vorstehe/ und das mein Beruff ist/
daß ich einem ieden nach seinem Willen und Begeh-
ren mit Essen und Trincken/ so viel verhanden ist/
willfahren und sein pflegen soll; So regiere mich
durch deinen guten Geist/ daß ich nicht nur allen/ so
wol Frembden als Einheimischen/ eine redliche und
gerechte Maaß halte/ und denselben an Essen und
Trincken umbs Geld/ wie Christlich/ recht und billig
ist/ nach Begehren mittheile; sondern auch wegen der
Rechnung und Zeche sorgfältig sey/ und nicht aus
Vorsatz oder Nachläßigkeit/ entweder zu des Ga-
stes/ oder zu meinem Schaden zu viel oder zu wenig
setze. Stehe mir allezeit bey/ barmhertziger Vater/
mit deiner Gnade zu allen Christlichen und redlichen
Wercken in meinem Beruff/ daß ich Speise und
Tranck bleiben lasse/ wie ichs empfangen habe/ und
dieselbe nicht etwa durch Betriegerey verfälsche/ oder
denselben einen falschen Schein mache. Weil auch/
gütiger Vater/ einem Wirth Freundligkeit in Wor-
ten und Gebärden/ Willfährigkeit in Wercken/
Mitleiden im widrigen Fall der Gäste/ Nüchter-
keit im Auffwarten/ Reinigkeit in allerley Geschirr/
und Gerecht- und Friedseligkeit im Streit zwischen
den Gästen/ sehr wol anstehet/ und den Gästen wol-

gefället/
Gebet eines Wirths oder Gaſtgebers.

M. J. Schmidt.

HErr/ barmhertziger GOtt/ nach dem die Gaſt-
Freyheit unter den Menſchen auffgehöret/
und ein ieder umb ſein Geld zu zehren angefan-
gen hat/ iſt es nach deinem Willen durch Obrigkeit-
liche Anordnung geſchehen/ daß an allen Orten ge-
wiſſe Gaſt- und Schenck-Häuſer ſeyn/ und ſo wol
Frembden als Einheimiſchen offen ſtehen ſollen.
Weil ich nun durch deine Gnade ſolchem Gaſt- und
Schenck-Hauſe vorſtehe/ und das mein Beruff iſt/
daß ich einem ieden nach ſeinem Willen und Begeh-
ren mit Eſſen und Trincken/ ſo viel verhanden iſt/
willfahren und ſein pflegen ſoll; So regiere mich
durch deinen guten Geiſt/ daß ich nicht nur allen/ ſo
wol Frembden als Einheimiſchen/ eine redliche und
gerechte Maaß halte/ und denſelben an Eſſen und
Trincken umbs Geld/ wie Chriſtlich/ recht und billig
iſt/ nach Begehren mittheile; ſondern auch wegen der
Rechnung und Zeche ſorgfältig ſey/ und nicht aus
Vorſatz oder Nachläßigkeit/ entweder zu des Ga-
ſtes/ oder zu meinem Schaden zu viel oder zu wenig
ſetze. Stehe mir allezeit bey/ barmhertziger Vater/
mit deiner Gnade zu allen Chriſtlichen und redlichen
Wercken in meinem Beruff/ daß ich Speiſe und
Tranck bleiben laſſe/ wie ichs empfangen habe/ und
dieſelbe nicht etwa durch Betriegerey verfälſche/ oder
denſelben einen falſchen Schein mache. Weil auch/
gütiger Vater/ einem Wirth Freundligkeit in Wor-
ten und Gebärden/ Willfährigkeit in Wercken/
Mitleiden im widrigen Fall der Gäſte/ Nüchter-
keit im Auffwarten/ Reinigkeit in allerley Geſchirr/
und Gerecht- und Friedſeligkeit im Streit zwiſchen
den Gäſten/ ſehr wol anſtehet/ und den Gäſten wol-

gefället/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0398" n="366"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gebet eines Wirths oder Ga&#x017F;tgebers.</hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p>M. J. Schmidt.</p>
          </argument><lb/>
          <p><hi rendition="#in">H</hi>Err/ barmhertziger GOtt/ nach dem die Ga&#x017F;t-<lb/>
Freyheit unter den Men&#x017F;chen auffgehöret/<lb/>
und ein ieder umb &#x017F;ein Geld zu zehren angefan-<lb/>
gen hat/ i&#x017F;t es nach deinem Willen durch Obrigkeit-<lb/>
liche Anordnung ge&#x017F;chehen/ daß an allen Orten ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;e Ga&#x017F;t- und Schenck-Häu&#x017F;er &#x017F;eyn/ und &#x017F;o wol<lb/>
Frembden als Einheimi&#x017F;chen offen &#x017F;tehen &#x017F;ollen.<lb/>
Weil ich nun durch deine Gnade &#x017F;olchem Ga&#x017F;t- und<lb/>
Schenck-Hau&#x017F;e vor&#x017F;tehe/ und das mein Beruff i&#x017F;t/<lb/>
daß ich einem ieden nach &#x017F;einem Willen und Begeh-<lb/>
ren mit E&#x017F;&#x017F;en und Trincken/ &#x017F;o viel verhanden i&#x017F;t/<lb/>
willfahren und &#x017F;ein pflegen &#x017F;oll; So regiere mich<lb/>
durch deinen guten Gei&#x017F;t/ daß ich nicht nur allen/ &#x017F;o<lb/>
wol Frembden als Einheimi&#x017F;chen/ eine redliche und<lb/>
gerechte Maaß halte/ und den&#x017F;elben an E&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
Trincken umbs Geld/ wie Chri&#x017F;tlich/ recht und billig<lb/>
i&#x017F;t/ nach Begehren mittheile; &#x017F;ondern auch wegen der<lb/>
Rechnung und Zeche &#x017F;orgfältig &#x017F;ey/ und nicht aus<lb/>
Vor&#x017F;atz oder Nachläßigkeit/ entweder zu des Ga-<lb/>
&#x017F;tes/ oder zu meinem Schaden zu viel oder zu wenig<lb/>
&#x017F;etze. Stehe mir allezeit bey/ barmhertziger Vater/<lb/>
mit deiner Gnade zu allen Chri&#x017F;tlichen und redlichen<lb/>
Wercken in meinem Beruff/ daß ich Spei&#x017F;e und<lb/>
Tranck bleiben la&#x017F;&#x017F;e/ wie ichs empfangen habe/ und<lb/>
die&#x017F;elbe nicht etwa durch Betriegerey verfäl&#x017F;che/ oder<lb/>
den&#x017F;elben einen fal&#x017F;chen Schein mache. Weil auch/<lb/>
gütiger Vater/ einem Wirth Freundligkeit in Wor-<lb/>
ten und Gebärden/ Willfährigkeit in Wercken/<lb/>
Mitleiden im widrigen Fall der Gä&#x017F;te/ Nüchter-<lb/>
keit im Auffwarten/ Reinigkeit in allerley Ge&#x017F;chirr/<lb/>
und Gerecht- und Fried&#x017F;eligkeit im Streit zwi&#x017F;chen<lb/>
den Gä&#x017F;ten/ &#x017F;ehr wol an&#x017F;tehet/ und den Gä&#x017F;ten wol-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gefället/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[366/0398] Gebet eines Wirths oder Gaſtgebers. M. J. Schmidt. HErr/ barmhertziger GOtt/ nach dem die Gaſt- Freyheit unter den Menſchen auffgehöret/ und ein ieder umb ſein Geld zu zehren angefan- gen hat/ iſt es nach deinem Willen durch Obrigkeit- liche Anordnung geſchehen/ daß an allen Orten ge- wiſſe Gaſt- und Schenck-Häuſer ſeyn/ und ſo wol Frembden als Einheimiſchen offen ſtehen ſollen. Weil ich nun durch deine Gnade ſolchem Gaſt- und Schenck-Hauſe vorſtehe/ und das mein Beruff iſt/ daß ich einem ieden nach ſeinem Willen und Begeh- ren mit Eſſen und Trincken/ ſo viel verhanden iſt/ willfahren und ſein pflegen ſoll; So regiere mich durch deinen guten Geiſt/ daß ich nicht nur allen/ ſo wol Frembden als Einheimiſchen/ eine redliche und gerechte Maaß halte/ und denſelben an Eſſen und Trincken umbs Geld/ wie Chriſtlich/ recht und billig iſt/ nach Begehren mittheile; ſondern auch wegen der Rechnung und Zeche ſorgfältig ſey/ und nicht aus Vorſatz oder Nachläßigkeit/ entweder zu des Ga- ſtes/ oder zu meinem Schaden zu viel oder zu wenig ſetze. Stehe mir allezeit bey/ barmhertziger Vater/ mit deiner Gnade zu allen Chriſtlichen und redlichen Wercken in meinem Beruff/ daß ich Speiſe und Tranck bleiben laſſe/ wie ichs empfangen habe/ und dieſelbe nicht etwa durch Betriegerey verfälſche/ oder denſelben einen falſchen Schein mache. Weil auch/ gütiger Vater/ einem Wirth Freundligkeit in Wor- ten und Gebärden/ Willfährigkeit in Wercken/ Mitleiden im widrigen Fall der Gäſte/ Nüchter- keit im Auffwarten/ Reinigkeit in allerley Geſchirr/ und Gerecht- und Friedſeligkeit im Streit zwiſchen den Gäſten/ ſehr wol anſtehet/ und den Gäſten wol- gefället/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699/398
Zitationshilfe: Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699/398>, abgerufen am 22.07.2024.