Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699.Gebet eines Fürstl. Fräuleins. OHertzliebster Schatz und gebenedeyter Bräu- in
Gebet eines Fürſtl. Fräuleins. OHertzliebſter Schatz und gebenedeyter Bräu- in
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Gebet eines Fürſtl. Fräuleins.
OHertzliebſter Schatz und gebenedeyter Bräu-
tigam meiner Seelen/ Chriſte JEſu! Ich ha-
be Urſach dir vor zweyerley zu dancken/ daß
ich nemlich erſtlich aus Fürſtlichem Stamme/ und
vors andere in der Chriſtenheit gebohren. Dort bin
ich eine Fürſtliche/ hier eine Königliche Jungfrau/
beyderſeits bin ich diꝛ hoch verpflichtet. Nach meinem
Fürſtlichen Jungfer-Stande gebühret mir mit
Fürſtlichen und Jungfräulichen Tugenden gezieret
zu ſeyn: Dann ein hoher Stand erfordert hohe
Tugenden. Du biſt der oberſte Inſpcetor und Hoff-
meiſter unſers Fürſtlichen Frauenzimmers/ erken-
neſt unſere Gedancken/ höreſt unſere Reden/ und ver-
ſteheſt unſere Wercke/ darumb iſt es billich/ daß ich
mich ſo verhalte/ daß ich dich nicht beleidige/ ſondern
allezeit mit deiner Gnade bey mir behalte. Nach
meinẽ Chriſtenſtand geziemet mir gleichfals/ Chriſt-
licher Wercke mich zu befleißigen/ im Glauben/
Gottesfurcht/ Keuſchheit uñ Demuth mich zu üben.
So bitte ich demnach hertzlich/ du liebſter Seligma-
cher JEſu Chriſte/ wolleſt mein Fürſtliches/ Jung-
fräuliches Hertz beſitzen/ und deinen immerwähren-
den Tempel ſeyn laſſen/ damit ich ja ſonſt niemand
von der Welt drein faſſe/ ſondern dich Fürſten und
Hertzog des Lebens alle in es bewohnen laſſe. Liebſter
Schatz/ ich halte dich/ ich laſſe dich nicht/ biß ich dich
bringe in meiner Mutter Hauß/ in meiner Mutter
Kammer/ ja ich laſſe dich nicht/ du ſegneſt mich denn:
Daß du aber Luſt dariñ zu wohnen habeſt/ ſo ſchmü-
cke es ſelber/ und bereite dir die Stätte durch deinen
Heiligen Geiſt/ der mich erneure/ von allen Be-
fleckungen des Fleiſches abziehe/ die böſe Luſt dämpf-
fe/ Andacht/ Glauben/ Gottſeligkeit und Demuth
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