Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699.

Bild:
<< vorherige Seite

Seufftzer nach der Stadt GOttes.
alles in mir rechtschaffen und völlig werde. Mache
mir meine Freude auff Erden groß/ durch Hoff-
nung/ auff daß sie dort in dir vollkommen sey. O
mein GOtt/ du warhafftiger GOtt/ ich bitte dich/
gib mir/ was du mir verheissen hast/ nehmlich/ daß
meine Freude vollkommen werde. Indeß aber ver-
leihe mir/ daß mein Hertz ohn unter laß davon rede/
meine Seele darnach hungere/ mein Fleisch und Blut
darnach dürste/ und alles/ was in mir ist/ ein sehnli-
ches Verlangen darnach trage/ biß ich dermahleins
eingehe/ mein HErr/ zu deinen Freuden/ und da-
selbst bey dir ewiglich bleibe/ Amen.

Wie die Seele hefftig seufftzet nach der
Stadt Jerusalem/ die droben ist.

St. Augustinus.

O Mutter Jerusalem/ du heilige Stadt Got-
tes/ und allerliebste Braut JEsu CHristi:
Ich habe dich lieb in meinen Hertzen/ mein
Gemüth verlanget über die Massen nach deiner
Schöne/ O wie wol gezieret/ wie herrlich und edel bist
du? du bist durchaus schöne/ und ist kein Mackel an
dir. Frolocke und freue dich/ meine Seele/ du wolge-
stalte Fürstliche Tochter/ denn der König hat Lust
an deiner Schöne/ und der schönste unter den
Menschen-Kindern liebet deine Zier. Aber wie ist
dein Geliebter für andern Geliebten gestalt? O du
Allerschönster/ mein Geliebter ist weiß und roth/
auserkohren unter viel Tausenden. Wie ein Apffel-
Baum unter den wilden Bäumen/ also ist mein Ge-
liebter unter den Söhnen/ etc. Siehe/ ich sitze nun
frölich unter dem Schatten dessen/ nach dem mich so
sehr verlanget hat/ und seine Frucht ist meiner Keh-
len süsse. Mein Geliebter hat seine Hand durchs Loch
gestecket/ und mein Leib erzittert dafür. Ich suchte

des

Seufftzer nach der Stadt GOttes.
alles in mir rechtſchaffen und völlig werde. Mache
mir meine Freude auff Erden groß/ durch Hoff-
nung/ auff daß ſie dort in dir vollkommen ſey. O
mein GOtt/ du warhafftiger GOtt/ ich bitte dich/
gib mir/ was du mir verheiſſen haſt/ nehmlich/ daß
meine Freude vollkommen werde. Indeß aber ver-
leihe mir/ daß mein Hertz ohn unter laß davon rede/
meine Seele darnach hungere/ mein Fleiſch und Blut
darnach dürſte/ und alles/ was in mir iſt/ ein ſehnli-
ches Verlangen darnach trage/ biß ich dermahleins
eingehe/ mein HErr/ zu deinen Freuden/ und da-
ſelbſt bey dir ewiglich bleibe/ Amen.

Wie die Seele hefftig ſeufftzet nach der
Stadt Jeruſalem/ die droben iſt.

St. Auguſtinus.

O Mutter Jeruſalem/ du heilige Stadt Got-
tes/ und allerliebſte Braut JEſu CHriſti:
Ich habe dich lieb in meinen Hertzen/ mein
Gemüth verlanget über die Maſſen nach deiner
Schöne/ O wie wol gezieret/ wie herrlich und edel biſt
du? du biſt durchaus ſchöne/ und iſt kein Mackel an
dir. Frolocke und freue dich/ meine Seele/ du wolge-
ſtalte Fürſtliche Tochter/ denn der König hat Luſt
an deiner Schöne/ und der ſchönſte unter den
Menſchen-Kindern liebet deine Zier. Aber wie iſt
dein Geliebter für andern Geliebten geſtalt? O du
Allerſchönſter/ mein Geliebter iſt weiß und roth/
auserkohren unter viel Tauſenden. Wie ein Apffel-
Baum unter den wilden Bäumen/ alſo iſt mein Ge-
liebter unter den Söhnen/ ꝛc. Siehe/ ich ſitze nun
frölich unter dem Schatten deſſen/ nach dem mich ſo
ſehr verlanget hat/ und ſeine Frucht iſt meiner Keh-
len ſüſſe. Mein Geliebter hat ſeine Hand durchs Loch
geſtecket/ und mein Leib erzittert dafür. Ich ſuchte

des
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1390" n="1342"/><fw place="top" type="header">Seufftzer nach der Stadt GOttes.</fw><lb/>
alles in mir recht&#x017F;chaffen und völlig werde. Mache<lb/>
mir meine Freude auff Erden groß/ durch Hoff-<lb/>
nung/ auff daß &#x017F;ie dort in dir vollkommen &#x017F;ey. O<lb/>
mein GOtt/ du warhafftiger GOtt/ ich bitte dich/<lb/>
gib mir/ was du mir verhei&#x017F;&#x017F;en ha&#x017F;t/ nehmlich/ daß<lb/>
meine Freude vollkommen werde. Indeß aber ver-<lb/>
leihe mir/ daß mein Hertz ohn unter laß davon rede/<lb/>
meine Seele darnach hungere/ mein Flei&#x017F;ch und Blut<lb/>
darnach dür&#x017F;te/ und alles/ was in mir i&#x017F;t/ ein &#x017F;ehnli-<lb/>
ches Verlangen darnach trage/ biß ich dermahleins<lb/>
eingehe/ mein HErr/ zu deinen Freuden/ und da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t bey dir ewiglich bleibe/ Amen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b">Wie die Seele hefftig &#x017F;eufftzet nach der</hi><lb/>
Stadt Jeru&#x017F;alem/ die droben i&#x017F;t.</head><lb/>
          <argument>
            <p>St. Augu&#x017F;tinus.</p>
          </argument><lb/>
          <p><hi rendition="#in">O</hi> Mutter Jeru&#x017F;alem/ du heilige Stadt Got-<lb/>
tes/ und allerlieb&#x017F;te Braut JE&#x017F;u CHri&#x017F;ti:<lb/>
Ich habe dich lieb in meinen Hertzen/ mein<lb/>
Gemüth verlanget über die Ma&#x017F;&#x017F;en nach deiner<lb/>
Schöne/ O wie wol gezieret/ wie herrlich und edel bi&#x017F;t<lb/>
du? du bi&#x017F;t durchaus &#x017F;chöne/ und i&#x017F;t kein Mackel an<lb/>
dir. Frolocke und freue dich/ meine Seele/ du wolge-<lb/>
&#x017F;talte Für&#x017F;tliche Tochter/ denn der König hat Lu&#x017F;t<lb/>
an deiner Schöne/ und der &#x017F;chön&#x017F;te unter den<lb/>
Men&#x017F;chen-Kindern liebet deine Zier. Aber wie i&#x017F;t<lb/>
dein Geliebter für andern Geliebten ge&#x017F;talt? O du<lb/>
Aller&#x017F;chön&#x017F;ter/ mein Geliebter i&#x017F;t weiß und roth/<lb/>
auserkohren unter viel Tau&#x017F;enden. Wie ein Apffel-<lb/>
Baum unter den wilden Bäumen/ al&#x017F;o i&#x017F;t mein Ge-<lb/>
liebter unter den Söhnen/ &#xA75B;c. Siehe/ ich &#x017F;itze nun<lb/>
frölich unter dem Schatten de&#x017F;&#x017F;en/ nach dem mich &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ehr verlanget hat/ und &#x017F;eine Frucht i&#x017F;t meiner Keh-<lb/>
len &#x017F;ü&#x017F;&#x017F;e. Mein Geliebter hat &#x017F;eine Hand durchs Loch<lb/>
ge&#x017F;tecket/ und mein Leib erzittert dafür. Ich &#x017F;uchte<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">des</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1342/1390] Seufftzer nach der Stadt GOttes. alles in mir rechtſchaffen und völlig werde. Mache mir meine Freude auff Erden groß/ durch Hoff- nung/ auff daß ſie dort in dir vollkommen ſey. O mein GOtt/ du warhafftiger GOtt/ ich bitte dich/ gib mir/ was du mir verheiſſen haſt/ nehmlich/ daß meine Freude vollkommen werde. Indeß aber ver- leihe mir/ daß mein Hertz ohn unter laß davon rede/ meine Seele darnach hungere/ mein Fleiſch und Blut darnach dürſte/ und alles/ was in mir iſt/ ein ſehnli- ches Verlangen darnach trage/ biß ich dermahleins eingehe/ mein HErr/ zu deinen Freuden/ und da- ſelbſt bey dir ewiglich bleibe/ Amen. Wie die Seele hefftig ſeufftzet nach der Stadt Jeruſalem/ die droben iſt. St. Auguſtinus. O Mutter Jeruſalem/ du heilige Stadt Got- tes/ und allerliebſte Braut JEſu CHriſti: Ich habe dich lieb in meinen Hertzen/ mein Gemüth verlanget über die Maſſen nach deiner Schöne/ O wie wol gezieret/ wie herrlich und edel biſt du? du biſt durchaus ſchöne/ und iſt kein Mackel an dir. Frolocke und freue dich/ meine Seele/ du wolge- ſtalte Fürſtliche Tochter/ denn der König hat Luſt an deiner Schöne/ und der ſchönſte unter den Menſchen-Kindern liebet deine Zier. Aber wie iſt dein Geliebter für andern Geliebten geſtalt? O du Allerſchönſter/ mein Geliebter iſt weiß und roth/ auserkohren unter viel Tauſenden. Wie ein Apffel- Baum unter den wilden Bäumen/ alſo iſt mein Ge- liebter unter den Söhnen/ ꝛc. Siehe/ ich ſitze nun frölich unter dem Schatten deſſen/ nach dem mich ſo ſehr verlanget hat/ und ſeine Frucht iſt meiner Keh- len ſüſſe. Mein Geliebter hat ſeine Hand durchs Loch geſtecket/ und mein Leib erzittert dafür. Ich ſuchte des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699/1390
Zitationshilfe: Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699, S. 1342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699/1390>, abgerufen am 23.07.2024.