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Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699.

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Gebet in Pest-Zeiten.
eine schreckliche Plage ist über uns ausgangen. Du
hast uns gemacht zur Schmach und zur Schande/
zum Fluch und zum Greuel/ du hast den Sarg über
uns bracht/ und machests gar aus mit uns/ du hast
Pestilentz unter uns geschicket/ und lässest uns da-
durch wie vom Feuer verzehret werden/ unser Leib
verdorret wie ein Graß/ und unser Leben fähret hin
wie der Schatten/ du schlägest uns mit heimlichen
Plagen wie Antiochum/ mit Sterbe-drüsen wie Eze-
chiam/ mit gifftiger Lufft/ wie die Murrenden in der
Wüsten/ deinen Würg-Engel hastu ausgesendet/
wer wil ihm wehren? Ein Feuer hast du in unsre Bei-
ne gesendet/ wer wil es auslöschen? So groß Unglück
hast du über uns kommen lassen/ wer wils abwen-
den? Viel sagen zu meiner Seelen: Hier ist keine
Hülffe/ wenn bald so viel dahin fallen zur Rechten/
bald so viel zur Lincken/ und wir müssen bekennen/
daß wir auch gleicher Schuld schuldig worden/ glei-
ches Weinkauffs getruncken/ gleiche Ruthe verdienet
haben/ wir sind auch das Zorn-Gefäß/ wie die an-
dern/ Kinder des Todes gleich den andern/ Leute des
Verderbens/ so wol als die andern umb unser Sünde
willen. Wie du uns nun gnädig bißher erhalten/ als
die Ohrläpplein im Rachen des Löwens/ wie die
Brände im heissen Feuer/ wie die Versunckenen im
Abgrund der Höllen/ wie die Verschlungenen im Ra-
chen des Todes/ also kleben wir auch noch an deiner
Güte/ und hoffen auff dein Erbarmen/ verlaß uns
nicht/ wir gehen in Stricken des Todes/ reiß uns her-
aus/ wir sind umbgeben mit Pfeilen des höllischen
Jägers/ bewahre du uns/ laß uns nicht mit dessen
tödlichen Pfeilen getroffen werden/ reiß uns heraus
aus dem Rachen des grausamen Menschen-Wür-
gers/ mache uns loß von des Würg-Engels Ban-

den/
C c c c 3

Gebet in Peſt-Zeiten.
eine ſchreckliche Plage iſt über uns ausgangen. Du
haſt uns gemacht zur Schmach und zur Schande/
zum Fluch und zum Greuel/ du haſt den Sarg über
uns bracht/ und macheſts gar aus mit uns/ du haſt
Peſtilentz unter uns geſchicket/ und läſſeſt uns da-
durch wie vom Feuer verzehret werden/ unſer Leib
verdorret wie ein Graß/ und unſer Leben fähret hin
wie der Schatten/ du ſchlägeſt uns mit heimlichen
Plagen wie Antiochum/ mit Sterbe-drüſen wie Eze-
chiam/ mit gifftiger Lufft/ wie die Murrenden in der
Wüſten/ deinen Würg-Engel haſtu ausgeſendet/
wer wil ihm wehꝛen? Ein Feueꝛ haſt du in unſre Bei-
ne geſendet/ wer wil es auslöſchen? So groß Unglück
haſt du über uns kommen laſſen/ wer wils abwen-
den? Viel ſagen zu meiner Seelen: Hier iſt keine
Hülffe/ wenn bald ſo viel dahin fallen zur Rechten/
bald ſo viel zur Lincken/ und wir müſſen bekennen/
daß wir auch gleicher Schuld ſchuldig worden/ glei-
ches Weinkauffs getruncken/ gleiche Ruthe verdienet
haben/ wir ſind auch das Zorn-Gefäß/ wie die an-
dern/ Kinder des Todes gleich den andern/ Leute des
Verdeꝛbens/ ſo wol als die andern umb unſer Sünde
willen. Wie du uns nun gnädig bißher erhalten/ als
die Ohrläpplein im Rachen des Löwens/ wie die
Brände im heiſſen Feuer/ wie die Verſunckenen im
Abgrund der Höllen/ wie die Verſchlungenẽ im Ra-
chen des Todes/ alſo kleben wir auch noch an deiner
Güte/ und hoffen auff dein Erbarmen/ verlaß uns
nicht/ wir gehen in Stricken des Todes/ reiß uns her-
aus/ wir ſind umbgeben mit Pfeilen des hölliſchen
Jägers/ bewahre du uns/ laß uns nicht mit deſſen
tödlichen Pfeilen getroffen werden/ reiß uns heraus
aus dem Rachen des grauſamen Menſchen-Wür-
gers/ mache uns loß von des Würg-Engels Ban-

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[1141/1183] Gebet in Peſt-Zeiten. eine ſchreckliche Plage iſt über uns ausgangen. Du haſt uns gemacht zur Schmach und zur Schande/ zum Fluch und zum Greuel/ du haſt den Sarg über uns bracht/ und macheſts gar aus mit uns/ du haſt Peſtilentz unter uns geſchicket/ und läſſeſt uns da- durch wie vom Feuer verzehret werden/ unſer Leib verdorret wie ein Graß/ und unſer Leben fähret hin wie der Schatten/ du ſchlägeſt uns mit heimlichen Plagen wie Antiochum/ mit Sterbe-drüſen wie Eze- chiam/ mit gifftiger Lufft/ wie die Murrenden in der Wüſten/ deinen Würg-Engel haſtu ausgeſendet/ wer wil ihm wehꝛen? Ein Feueꝛ haſt du in unſre Bei- ne geſendet/ wer wil es auslöſchen? So groß Unglück haſt du über uns kommen laſſen/ wer wils abwen- den? Viel ſagen zu meiner Seelen: Hier iſt keine Hülffe/ wenn bald ſo viel dahin fallen zur Rechten/ bald ſo viel zur Lincken/ und wir müſſen bekennen/ daß wir auch gleicher Schuld ſchuldig worden/ glei- ches Weinkauffs getruncken/ gleiche Ruthe verdienet haben/ wir ſind auch das Zorn-Gefäß/ wie die an- dern/ Kinder des Todes gleich den andern/ Leute des Verdeꝛbens/ ſo wol als die andern umb unſer Sünde willen. Wie du uns nun gnädig bißher erhalten/ als die Ohrläpplein im Rachen des Löwens/ wie die Brände im heiſſen Feuer/ wie die Verſunckenen im Abgrund der Höllen/ wie die Verſchlungenẽ im Ra- chen des Todes/ alſo kleben wir auch noch an deiner Güte/ und hoffen auff dein Erbarmen/ verlaß uns nicht/ wir gehen in Stricken des Todes/ reiß uns her- aus/ wir ſind umbgeben mit Pfeilen des hölliſchen Jägers/ bewahre du uns/ laß uns nicht mit deſſen tödlichen Pfeilen getroffen werden/ reiß uns heraus aus dem Rachen des grauſamen Menſchen-Wür- gers/ mache uns loß von des Würg-Engels Ban- den/ C c c c 3

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Zitationshilfe: Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699, S. 1141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699/1183>, abgerufen am 22.07.2024.