Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699.

Bild:
<< vorherige Seite

eines traurigen Menschen.
mich für deinen Feind. Ich leide grosse Angst und
Schmertzen/ und du tröstest mich nicht/ was sol ich
thun? Was sol ich anfahen/ ich elender Mensch? O
HErr/ wo ist doch deine vorige Barmhertzigkeit?
hast du denn vergessen gnädig zu seyn/ und deine
Barmhertzigkeit für Zorn verschlossen? Wilst du
denn immerdar so gar über mich zür nen/ und mich so
sehr niederschlagen? Bin ich denn gar von deinen
Augen verstossen? Warumb thust du dich nicht von
mir/ und lässest nicht ab/ biß ich meinen Speichel
schlinge? Warumb machest du mich/ daß ich auff dich
stosse/ und bin mir selbst eine Last? Warumb fährest
du umb mich mit Ungestüm/ und lässest meinen
Geist sich nicht erqvicken? Erbarmet euch mein/ er-
barmet euch mein ihr meine Freunde/ denn die
Hand GOttes hat mich gerühret! Wil denn nicht
ein Ende haben mein kurtzes Leben/ und von mir
lassen/ daß ich ein wenig erqvicket würde/ ehe denn ich
hingehe und komme nicht wieder/ nemlich ins Land
der Finsterniß/ und des Dunckeln/ ins Land/ da es
stockfinster ist/ und da keine Ordnung ist/ da es schei-
net wie das Dunckel. Ach meines Jammers und
Hertzeleids/ ich dencke aber es ist meine Plage/ ich
muß sie leiden.

Gebet umb Trost und Erqvickung in me-
lancholischer Schwermuth und Traurigkeit.

D. G. Zämann.

ODu Vater der Barmhertzigkeit/ und GOtt
alles Trostes/ der du die müden Seelen er-
qvickest/ und die bekümmerten Seelen sätti-
gest/ ich schreye Tag und Nacht für dir/ laß mein
Gebet für dich kommen/ neige deine Ohren zu mei-
nem Geschrey. In der Zeit meiner Noth suche ich
dich/ meine Hand ist des Nachts ausgerecket/ und

lässt
X x x 4

eines traurigen Menſchen.
mich für deinen Feind. Ich leide groſſe Angſt und
Schmertzen/ und du tröſteſt mich nicht/ was ſol ich
thun? Was ſol ich anfahen/ ich elender Menſch? O
HErr/ wo iſt doch deine vorige Barmhertzigkeit?
haſt du denn vergeſſen gnädig zu ſeyn/ und deine
Barmhertzigkeit für Zorn verſchloſſen? Wilſt du
denn immerdar ſo gar über mich zür nen/ und mich ſo
ſehr niederſchlagen? Bin ich denn gar von deinen
Augen verſtoſſen? Warumb thuſt du dich nicht von
mir/ und läſſeſt nicht ab/ biß ich meinen Speichel
ſchlinge? Warumb macheſt du mich/ daß ich auff dich
ſtoſſe/ und bin mir ſelbſt eine Laſt? Warumb fähreſt
du umb mich mit Ungeſtüm/ und läſſeſt meinen
Geiſt ſich nicht erqvicken? Erbarmet euch mein/ er-
barmet euch mein ihr meine Freunde/ denn die
Hand GOttes hat mich gerühret! Wil denn nicht
ein Ende haben mein kurtzes Leben/ und von mir
laſſen/ daß ich ein wenig erqvicket würde/ ehe denn ich
hingehe und komme nicht wieder/ nemlich ins Land
der Finſterniß/ und des Dunckeln/ ins Land/ da es
ſtockfinſter iſt/ und da keine Ordnung iſt/ da es ſchei-
net wie das Dunckel. Ach meines Jammers und
Hertzeleids/ ich dencke aber es iſt meine Plage/ ich
muß ſie leiden.

Gebet umb Troſt und Erqvickung in me-
lancholiſcher Schwermuth und Traurigkeit.

D. G. Zämann.

ODu Vater der Barmhertzigkeit/ und GOtt
alles Troſtes/ der du die müden Seelen er-
qvickeſt/ und die bekümmerten Seelen ſätti-
geſt/ ich ſchreye Tag und Nacht für dir/ laß mein
Gebet für dich kommen/ neige deine Ohren zu mei-
nem Geſchrey. In der Zeit meiner Noth ſuche ich
dich/ meine Hand iſt des Nachts ausgerecket/ und

läſſt
X x x 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1103" n="1063"/><fw place="top" type="header">eines traurigen Men&#x017F;chen.</fw><lb/>
mich für deinen Feind. Ich leide gro&#x017F;&#x017F;e Ang&#x017F;t und<lb/>
Schmertzen/ und du trö&#x017F;te&#x017F;t mich nicht/ was &#x017F;ol ich<lb/>
thun? Was &#x017F;ol ich anfahen/ ich elender Men&#x017F;ch? O<lb/>
HErr/ wo i&#x017F;t doch deine vorige Barmhertzigkeit?<lb/>
ha&#x017F;t du denn verge&#x017F;&#x017F;en gnädig zu &#x017F;eyn/ und deine<lb/>
Barmhertzigkeit für Zorn ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en? Wil&#x017F;t du<lb/>
denn immerdar &#x017F;o gar über mich zür nen/ und mich &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ehr nieder&#x017F;chlagen? Bin ich denn gar von deinen<lb/>
Augen ver&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en? Warumb thu&#x017F;t du dich nicht von<lb/>
mir/ und lä&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t nicht ab/ biß ich meinen Speichel<lb/>
&#x017F;chlinge? Warumb mache&#x017F;t du mich/ daß ich auff dich<lb/>
&#x017F;to&#x017F;&#x017F;e/ und bin mir &#x017F;elb&#x017F;t eine La&#x017F;t? Warumb fähre&#x017F;t<lb/>
du umb mich mit Unge&#x017F;tüm/ und lä&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t meinen<lb/>
Gei&#x017F;t &#x017F;ich nicht erqvicken? Erbarmet euch mein/ er-<lb/>
barmet euch mein ihr meine Freunde/ denn die<lb/>
Hand GOttes hat mich gerühret! Wil denn nicht<lb/>
ein Ende haben mein kurtzes Leben/ und von mir<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en/ daß ich ein wenig erqvicket würde/ ehe denn ich<lb/>
hingehe und komme nicht wieder/ nemlich ins Land<lb/>
der Fin&#x017F;terniß/ und des Dunckeln/ ins Land/ da es<lb/>
&#x017F;tockfin&#x017F;ter i&#x017F;t/ und da keine Ordnung i&#x017F;t/ da es &#x017F;chei-<lb/>
net wie das Dunckel. Ach meines Jammers und<lb/>
Hertzeleids/ ich dencke aber es i&#x017F;t meine Plage/ ich<lb/>
muß &#x017F;ie leiden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Gebet umb Tro&#x017F;t und Erqvickung in me-<lb/>
lancholi&#x017F;cher Schwermuth und Traurigkeit.</head><lb/>
          <argument>
            <p>D. G. Zämann.</p>
          </argument><lb/>
          <p><hi rendition="#in">O</hi>Du Vater der Barmhertzigkeit/ und GOtt<lb/>
alles Tro&#x017F;tes/ der du die müden Seelen er-<lb/>
qvicke&#x017F;t/ und die bekümmerten Seelen &#x017F;ätti-<lb/>
ge&#x017F;t/ ich &#x017F;chreye Tag und Nacht für dir/ laß mein<lb/>
Gebet für dich kommen/ neige deine Ohren zu mei-<lb/>
nem Ge&#x017F;chrey. In der Zeit meiner Noth &#x017F;uche ich<lb/>
dich/ meine Hand i&#x017F;t des Nachts ausgerecket/ und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X x x 4</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;&#x017F;t</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1063/1103] eines traurigen Menſchen. mich für deinen Feind. Ich leide groſſe Angſt und Schmertzen/ und du tröſteſt mich nicht/ was ſol ich thun? Was ſol ich anfahen/ ich elender Menſch? O HErr/ wo iſt doch deine vorige Barmhertzigkeit? haſt du denn vergeſſen gnädig zu ſeyn/ und deine Barmhertzigkeit für Zorn verſchloſſen? Wilſt du denn immerdar ſo gar über mich zür nen/ und mich ſo ſehr niederſchlagen? Bin ich denn gar von deinen Augen verſtoſſen? Warumb thuſt du dich nicht von mir/ und läſſeſt nicht ab/ biß ich meinen Speichel ſchlinge? Warumb macheſt du mich/ daß ich auff dich ſtoſſe/ und bin mir ſelbſt eine Laſt? Warumb fähreſt du umb mich mit Ungeſtüm/ und läſſeſt meinen Geiſt ſich nicht erqvicken? Erbarmet euch mein/ er- barmet euch mein ihr meine Freunde/ denn die Hand GOttes hat mich gerühret! Wil denn nicht ein Ende haben mein kurtzes Leben/ und von mir laſſen/ daß ich ein wenig erqvicket würde/ ehe denn ich hingehe und komme nicht wieder/ nemlich ins Land der Finſterniß/ und des Dunckeln/ ins Land/ da es ſtockfinſter iſt/ und da keine Ordnung iſt/ da es ſchei- net wie das Dunckel. Ach meines Jammers und Hertzeleids/ ich dencke aber es iſt meine Plage/ ich muß ſie leiden. Gebet umb Troſt und Erqvickung in me- lancholiſcher Schwermuth und Traurigkeit. D. G. Zämann. ODu Vater der Barmhertzigkeit/ und GOtt alles Troſtes/ der du die müden Seelen er- qvickeſt/ und die bekümmerten Seelen ſätti- geſt/ ich ſchreye Tag und Nacht für dir/ laß mein Gebet für dich kommen/ neige deine Ohren zu mei- nem Geſchrey. In der Zeit meiner Noth ſuche ich dich/ meine Hand iſt des Nachts ausgerecket/ und läſſt X x x 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699/1103
Zitationshilfe: Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699, S. 1063. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699/1103>, abgerufen am 22.07.2024.