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Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699.

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Gebet einer alten Person/ etc.
Ohr gepflantzet hat/ warumb soltest du denn nicht
hören? Du bist der HErr/ der das Auge gemacht
hat/ warumb soltest du dann nicht sehen? So stehe
nun an meinen Jammer und Elend; Wann ich ruf-
fe/ GOtt meiner Gerechtigkeit/ der du mich tröstest in
Angst/ so sey mir gnädig und erhöre mein Gebet. Ist
auch ein Mensch mehr deiner Hülffe bedürfftig denn
ein Alter? Ist auch eines unter allen Menschen-Kin-
dern breß haffter/ denn ein Wolbetagter in diesem
Jammerthal/ wir werden zweymahl zu Kindern/
und haben mehr Mängel als die kleinen Kinder: denn
auch das Gehör ver fället bey uns/ und müssen gleich
seyn denen Götzen/ die da Ohren haben und hören
nicht: Prüfet nicht das Ohr die Rede/ und der Mund
schmecket die Speise? Wie sollen wirs aber verneh-
men/ wenn wir nicht hören? Wie sollen wir wissen
was uns schädlich oder vorträglich ist/ wenn wirs
nicht vermercken? Ja wie sollen wir gläuben/ wenn
wir dein heiliges Wort nicht recht können hören und
vernehmen? O HErr! weil meine leibliche Ohren
nicht wol mehr hören/ und ich von Menschen nicht
viel tröstlicher/ lieblicher oder räthlicher Ansprach
mehr haben kan/ so gib Gnade/ daß ich dich gleich wol
inwendig höre reden in meinem Hertzen/ durch dein
zuvor angehörtes Wort/ und dadurch Friede und
Trost in meinem Gewissen empfinde: Bestätige
und versiegeie in meinem Hertzen durch deinen hei-
ligen Geist alles/ was du bißher durch das ordentli-
che Predig-Amt in demselben gepflantzet hast: und
laß mir ja/ O mein Heyland/ den edlen Schatz dei-
ner Erkäntniß und Gnaden durch keinen Unfall
entzogen werden. Erhalte mich durch deine göttli-
che Krafft/ daß ich dir in meinem Hertzen aus Un-
gedult nicht widerspreche/ sondern allezeit mit Ge-

dult

Gebet einer alten Perſon/ ꝛc.
Ohr gepflantzet hat/ warumb ſolteſt du denn nicht
hören? Du biſt der HErr/ der das Auge gemacht
hat/ warumb ſolteſt du dann nicht ſehen? So ſtehe
nun an meinen Jammer und Elend; Wann ich ruf-
fe/ GOtt meiner Gerechtigkeit/ der du mich tröſteſt in
Angſt/ ſo ſey mir gnädig und erhöre mein Gebet. Iſt
auch ein Menſch mehr deiner Hülffe bedürfftig denn
ein Alter? Iſt auch eines unter allen Menſchen-Kin-
dern breß haffter/ denn ein Wolbetagter in dieſem
Jammerthal/ wir werden zweymahl zu Kindern/
und haben mehr Mängel als die kleinen Kinder: deñ
auch das Gehör ver fället bey uns/ und müſſen gleich
ſeyn denen Götzen/ die da Ohren haben und hören
nicht: Prüfet nicht das Ohr die Rede/ und deꝛ Mund
ſchmecket die Speiſe? Wie ſollen wirs aber verneh-
men/ wenn wir nicht hören? Wie ſollen wir wiſſen
was uns ſchädlich oder vorträglich iſt/ wenn wirs
nicht vermercken? Ja wie ſollen wir gläuben/ wenn
wir dein heiliges Wort nicht recht können hören und
vernehmen? O HErr! weil meine leibliche Ohren
nicht wol mehr hören/ und ich von Menſchen nicht
viel tröſtlicher/ lieblicher oder räthlicher Anſprach
mehr haben kan/ ſo gib Gnade/ daß ich dich gleich wol
inwendig höre reden in meinem Hertzen/ durch dein
zuvor angehörtes Wort/ und dadurch Friede und
Troſt in meinem Gewiſſen empfinde: Beſtätige
und verſiegeie in meinem Hertzen durch deinen hei-
ligen Geiſt alles/ was du bißher durch das ordentli-
che Predig-Amt in demſelben gepflantzet haſt: und
laß mir ja/ O mein Heyland/ den edlen Schatz dei-
ner Erkäntniß und Gnaden durch keinen Unfall
entzogen werden. Erhalte mich durch deine göttli-
che Krafft/ daß ich dir in meinem Hertzen aus Un-
gedult nicht widerſpreche/ ſondern allezeit mit Ge-

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[1008/1048] Gebet einer alten Perſon/ ꝛc. Ohr gepflantzet hat/ warumb ſolteſt du denn nicht hören? Du biſt der HErr/ der das Auge gemacht hat/ warumb ſolteſt du dann nicht ſehen? So ſtehe nun an meinen Jammer und Elend; Wann ich ruf- fe/ GOtt meiner Gerechtigkeit/ der du mich tröſteſt in Angſt/ ſo ſey mir gnädig und erhöre mein Gebet. Iſt auch ein Menſch mehr deiner Hülffe bedürfftig denn ein Alter? Iſt auch eines unter allen Menſchen-Kin- dern breß haffter/ denn ein Wolbetagter in dieſem Jammerthal/ wir werden zweymahl zu Kindern/ und haben mehr Mängel als die kleinen Kinder: deñ auch das Gehör ver fället bey uns/ und müſſen gleich ſeyn denen Götzen/ die da Ohren haben und hören nicht: Prüfet nicht das Ohr die Rede/ und deꝛ Mund ſchmecket die Speiſe? Wie ſollen wirs aber verneh- men/ wenn wir nicht hören? Wie ſollen wir wiſſen was uns ſchädlich oder vorträglich iſt/ wenn wirs nicht vermercken? Ja wie ſollen wir gläuben/ wenn wir dein heiliges Wort nicht recht können hören und vernehmen? O HErr! weil meine leibliche Ohren nicht wol mehr hören/ und ich von Menſchen nicht viel tröſtlicher/ lieblicher oder räthlicher Anſprach mehr haben kan/ ſo gib Gnade/ daß ich dich gleich wol inwendig höre reden in meinem Hertzen/ durch dein zuvor angehörtes Wort/ und dadurch Friede und Troſt in meinem Gewiſſen empfinde: Beſtätige und verſiegeie in meinem Hertzen durch deinen hei- ligen Geiſt alles/ was du bißher durch das ordentli- che Predig-Amt in demſelben gepflantzet haſt: und laß mir ja/ O mein Heyland/ den edlen Schatz dei- ner Erkäntniß und Gnaden durch keinen Unfall entzogen werden. Erhalte mich durch deine göttli- che Krafft/ daß ich dir in meinem Hertzen aus Un- gedult nicht widerſpreche/ ſondern allezeit mit Ge- dult

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Zitationshilfe: Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699, S. 1008. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699/1048>, abgerufen am 22.11.2024.