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Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

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halte (ob ich gleich jhrer thematum mich enthalte) als die Prognostication
deß gewitters/ auß vrsachen die ich anderswo angezeigt. Derwegen ob wir gleich
die influentias nicht also wie der Sternen lauff vnd Lichtstralen mit augen se-
hen/ können wir sie darumb nicht außschliessen/ sondern müssen bekennen/ das es
eine subtile vnd geistliche krafft sey/ welche gantz verborgner weise vberall durch
dringet/ da kein himlischer Lichtstral/ der gleich noch so scharff vnd subtil/ hin-
dringen kan. Diß ist nicht wider die natur geredet/ denn es sind solche vner-
forschliche verborgene kräffte vnd qualitates in der natur gar viele. Vnd Ari-
stoteles 4. Physic.
schreibt/ das die ober Welt allerdings mit der vntern Welt
gleichsam zusammen henge. Scaliger Exerc. 131. spricht: omnium terra-
rum omnes substantias, facies, vires, a sibi quamque simili Caeli pendere
vultu.
Man hats auß historien/ wenn grosse Sonnenfinsternissen gewesen/ da
die Sonn bey tage gantz verfinstert ist/ das auch das vnvernünfftige vieh/ welchs
doch vmb solche sachen gantz nichts weiß/ solchs empfunden vnd gleichsam drü-
ber erstarret: ja das die vögel/ obs gleich so finster nicht gewesen/ auß der lufft
herunder gefallen. Also das in der Ober Welt sich nichts begeben kan/ dessen
die Niederwelt wegen natürlicher verborgener verbündniß nicht etlicher massen
solt empfinden. Derhalben darffs bey betrachtung der himlischen Influentien
keines weitern bekümmerüs de modo contactus, vnd wie sie zu vns herab in al-
le Creaturen dringen können. Das denn dieselben Influentiae, ob sie schon al-
les penetriren, dennoch nit allzeit das end jhrer wirckung erreichen/ werden an-
derswo vrsach angezeigt. Vom Gewitter hab ich offtmals gesagt/ an jungen
menschen thut die aufferziehung viel/ an alten die vernunfft/ welche jhm von
Gott dazu gegeben ist/ das er sich dadurch recht vnd wol regier. Hat ein jung
mensch einen guten stern (wie man zu sagen pflegt) vnd kömpt eine feine edu-
catio
dazu/ so ist kein zweiffel/ er werde/ wo er lebet/ wol gerathen. Also ein alter/
so fern er bey seinem guten stern gute vernunfft braucht/ fehret er wol. Sonsten
wo die aufferziehung böse/ oder der erwachsene Mensch seinen lüsten den zügel
lesset/ wird beyden der gute Stern wenig helffen. Hingegen kan man auch eine
böse constellation durch aufferziehung etc. gut machen/ vnnd bleibet freylich
das Sprichwort war: sapiens dominabitur astris.

II.
Weil aber der Sternen so eine vnzehliche menge/ vnd sie
alle zugleich miteinander wircken/ wie können die
Astrologi eines jeg-
lichen wirckung insonderheit ergründen/ vnd von dieser wissenschafft
gnugsame profession thun?
Diß
L

halte (ob ich gleich jhrer thematum mich enthalte) als die Prognoſtication
deß gewitters/ auß vrſachẽ die ich anderswo angezeigt. Derwegen ob wir gleich
die influentias nicht alſo wie der Sternen lauff vnd Lichtſtralen mit augen ſe-
hen/ koͤnnen wir ſie darumb nicht außſchlieſſen/ ſondern muͤſſen bekennen/ das es
eine ſubtile vnd geiſtliche krafft ſey/ welche gantz verborgner weiſe vberall durch
dringet/ da kein himliſcher Lichtſtral/ der gleich noch ſo ſcharff vnd ſubtil/ hin-
dringen kan. Diß iſt nicht wider die natur geredet/ denn es ſind ſolche vner-
forſchliche verborgene kraͤffte vnd qualitates in der natur gar viele. Vnd Ari-
ſtoteles 4. Phyſic.
ſchreibt/ das die ober Welt allerdings mit der vntern Welt
gleichſam zuſammen henge. Scaliger Exerc. 131. ſpricht: omnium terra-
rum omnes ſubſtantias, facies, vires, à ſibi quamque ſimili Cæli pendere
vultu.
Man hats auß hiſtorien/ wenn groſſe Sonnenfinſterniſſen geweſen/ da
die Soñ bey tage gantz verfinſtert iſt/ das auch das vnvernuͤnfftige vieh/ welchs
doch vmb ſolche ſachen gantz nichts weiß/ ſolchs empfunden vnd gleichſam druͤ-
ber erſtarret: ja das die voͤgel/ obs gleich ſo finſter nicht geweſen/ auß der lufft
herunder gefallen. Alſo das in der Ober Welt ſich nichts begeben kan/ deſſen
die Niederwelt wegen natuͤrlicher verborgener verbuͤndniß nicht etlicher maſſen
ſolt empfinden. Derhalben darffs bey betrachtung der himliſchen Influentien
keines weitern bekuͤmmeruͤs de modo contactus, vnd wie ſie zu vns herab in al-
le Creaturen dringen koͤnnen. Das denn dieſelben Influentiæ, ob ſie ſchon al-
les penetriren, dennoch nit allzeit das end jhrer wirckung erreichen/ werden an-
derswo vrſach angezeigt. Vom Gewitter hab ich offtmals geſagt/ an jungen
menſchen thut die aufferziehung viel/ an alten die vernunfft/ welche jhm von
Gott dazu gegeben iſt/ das er ſich dadurch recht vnd wol regier. Hat ein jung
menſch einen guten ſtern (wie man zu ſagen pflegt) vnd koͤmpt eine feine edu-
catio
dazu/ ſo iſt kein zweiffel/ er werde/ wo er lebet/ wol gerathen. Alſo ein alter/
ſo fern er bey ſeinem guten ſtern gute vernunfft braucht/ fehret er wol. Sonſten
wo die aufferziehung boͤſe/ oder der erwachſene Menſch ſeinen luͤſten den zuͤgel
leſſet/ wird beyden der gute Stern wenig helffen. Hingegen kan man auch eine
boͤſe conſtellation durch aufferziehung etc. gut machen/ vnnd bleibet freylich
das Sprichwort war: ſapiens dominabitur aſtris.

II.
Weil aber der Sternen ſo eine vnzehliche menge/ vnd ſie
alle zugleich miteinander wircken/ wie koͤnnen die
Aſtrologi eines jeg-
lichen wirckung inſonderheit ergruͤnden/ vnd von dieſer wiſſenſchafft
gnugſame profeſſion thun?
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[0099] halte (ob ich gleich jhrer thematum mich enthalte) als die Prognoſtication deß gewitters/ auß vrſachẽ die ich anderswo angezeigt. Derwegen ob wir gleich die influentias nicht alſo wie der Sternen lauff vnd Lichtſtralen mit augen ſe- hen/ koͤnnen wir ſie darumb nicht außſchlieſſen/ ſondern muͤſſen bekennen/ das es eine ſubtile vnd geiſtliche krafft ſey/ welche gantz verborgner weiſe vberall durch dringet/ da kein himliſcher Lichtſtral/ der gleich noch ſo ſcharff vnd ſubtil/ hin- dringen kan. Diß iſt nicht wider die natur geredet/ denn es ſind ſolche vner- forſchliche verborgene kraͤffte vnd qualitates in der natur gar viele. Vnd Ari- ſtoteles 4. Phyſic. ſchreibt/ das die ober Welt allerdings mit der vntern Welt gleichſam zuſammen henge. Scaliger Exerc. 131. ſpricht: omnium terra- rum omnes ſubſtantias, facies, vires, à ſibi quamque ſimili Cæli pendere vultu. Man hats auß hiſtorien/ wenn groſſe Sonnenfinſterniſſen geweſen/ da die Soñ bey tage gantz verfinſtert iſt/ das auch das vnvernuͤnfftige vieh/ welchs doch vmb ſolche ſachen gantz nichts weiß/ ſolchs empfunden vnd gleichſam druͤ- ber erſtarret: ja das die voͤgel/ obs gleich ſo finſter nicht geweſen/ auß der lufft herunder gefallen. Alſo das in der Ober Welt ſich nichts begeben kan/ deſſen die Niederwelt wegen natuͤrlicher verborgener verbuͤndniß nicht etlicher maſſen ſolt empfinden. Derhalben darffs bey betrachtung der himliſchen Influentien keines weitern bekuͤmmeruͤs de modo contactus, vnd wie ſie zu vns herab in al- le Creaturen dringen koͤnnen. Das denn dieſelben Influentiæ, ob ſie ſchon al- les penetriren, dennoch nit allzeit das end jhrer wirckung erreichen/ werden an- derswo vrſach angezeigt. Vom Gewitter hab ich offtmals geſagt/ an jungen menſchen thut die aufferziehung viel/ an alten die vernunfft/ welche jhm von Gott dazu gegeben iſt/ das er ſich dadurch recht vnd wol regier. Hat ein jung menſch einen guten ſtern (wie man zu ſagen pflegt) vnd koͤmpt eine feine edu- catio dazu/ ſo iſt kein zweiffel/ er werde/ wo er lebet/ wol gerathen. Alſo ein alter/ ſo fern er bey ſeinem guten ſtern gute vernunfft braucht/ fehret er wol. Sonſten wo die aufferziehung boͤſe/ oder der erwachſene Menſch ſeinen luͤſten den zuͤgel leſſet/ wird beyden der gute Stern wenig helffen. Hingegen kan man auch eine boͤſe conſtellation durch aufferziehung etc. gut machen/ vnnd bleibet freylich das Sprichwort war: ſapiens dominabitur aſtris. II. Weil aber der Sternen ſo eine vnzehliche menge/ vnd ſie alle zugleich miteinander wircken/ wie koͤnnen die Aſtrologi eines jeg- lichen wirckung inſonderheit ergruͤnden/ vnd von dieſer wiſſenſchafft gnugſame profeſſion thun? Diß L

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Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/99>, abgerufen am 22.11.2024.