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Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

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Am siebenzehenden Tage deß siebenden Monden ließ sich der Kaste nieder auff
das Gebirge Ararat.

Laß vns nun sehen/ was hierauß zu schliessen. Addir den ersten gantzen
Mond oder 30 Tage (denn so wol im Sonnen/ in aequabili Solari, als im
Monden Jahr je der erste Mond allezeit von 30 Tagen ist/ mensis secundus au
tem in solari aequabili quidem 30, sed in lunari
29) item die 17 tage deß an-
dern Monden/ vnd die 150 tage vom anfang deß gewässers biß zu seinem abne-
men: so hastu in summa 197 tage/ oder den 197sten tag von anfang deß Jahrs.
Subtrahir hievon alterne oder vmbzech 30 vnd 29 tage/ so bleibt endlich [Formel 1]
der 20ste Tag deß siebenden Monden/ nach der form deß Monden Jahrs.
Es schreibt aber Moses/ das nicht den 20sten/ sondern den 17den tag deß
siebenden Monden sich der Kasten habe niedergelassen. Derhalben sich dz
Monden Jahr zu Mosis Rechnung nicht reimet. Dividir aber die 197.
tage durch 30 (tanquam per mensem anni solaris aequabilis) so be-
kömstu 6 volle Monat vnd 17 Tage. Siehe nun ob dieses nicht mit Mo-
se übereinstimme/ da er spricht: Am 17den Tage deß siebenden Monden.

Jst demnach hierauß offenbahr/ das die Jahresform der Altväter nicht ein
Monden Jahr/ sondern ein Sonnen Jahr gewesen/ da jeglicher Monat zu 30.
tagen gerechnet: Annus Solaris mensium aequabilium 12. Da jemand sagen
möchte/ dieses were wol von den ersten 6 Monaten demonstriret, aber nicht
von den übrigen/ der geb rationem, wie oder auff was weise die ersten 6 Monat
also köndten beschaffen sein/ die andern aber nicht. Man wird auß keiner Völ-
cker antiquiteten beweisen können/ das jrgendt ein Volck die erste helfft seiner
Jahresform Solarem vnd aequabilem, die andere helfft lunarem gehabt.

Hiemit ist aber nicht gesagt/ das die Patriarchen sich allein vmb den Lauff
der Sonnen/ vnd nicht auch vmb den sollen bekümmert haben. Sie sind frey
lich des Monds/ auch aller anderer Planeten Lauffs gar wol kündig gewesen (zu
welchem ende vnd Studio Gott der HErr jhnen so ein langes Leben verliehen/
wie Josephus lib. 2. Antiq. c. 4. schreibt) Aber sie haben deß Mondes Lauff nicht
zur gewöhnlichen Jahresform gebraucht. Weiter weil die 12 Monate zu 30
Tagen nur 360 Tage machen/ haben die lieben Altväter leicht gesehen/ das noch
5 tage zum völligen Jahre oder vmblauff der Sonnen gemangelt: Derwegen
sie ohn allen zweiffel am ende der 12 Monate noch diese 5 Tage alle Jahr wer-
den angesetzt haben. Welchs man zwar auß heiliger Schrifft nicht deduciren/
aber leicht auß dem abnehmen kan/ das/ wenn solch es nicht geschehen were/ so
betten diese deß Himmels Lauffs so erfahrne Leute weder ein Sonnen Jahr/ noch

ein

Am ſiebenzehenden Tage deß ſiebenden Monden ließ ſich der Kaſte nieder auff
das Gebirge Ararat.

Laß vns nun ſehen/ was hierauß zu ſchlieſſen. Addir den erſten gantzen
Mond oder 30 Tage (denn ſo wol im Sonnen/ in æquabili Solari, als im
Monden Jahr je der erſte Mond allezeit von 30 Tagen iſt/ menſis ſecundus au
tem in ſolari æquabili quidem 30, ſed in lunari
29) item die 17 tage deß an-
dern Monden/ vnd die 150 tage vom anfang deß gewaͤſſers biß zu ſeinem abne-
men: ſo haſtu in ſumma 197 tage/ oder den 197ſten tag von anfang deß Jahrs.
Subtrahir hievon alternè oder vmbzech 30 vnd 29 tage/ ſo bleibt endlich [Formel 1]
der 20ſte Tag deß ſiebenden Monden/ nach der form deß Monden Jahrs.
Es ſchreibt aber Moſes/ das nicht den 20ſten/ ſondern den 17den tag deß
ſiebenden Monden ſich der Kaſten habe niedergelaſſẽ. Derhalben ſich dz
Monden Jahr zu Moſis Rechnung nicht reimet. Dividir aber die 197.
tage durch 30 (tanquam per menſem anni ſolaris æquabilis) ſo be-
koͤmſtu 6 volle Monat vnd 17 Tage. Siehe nun ob dieſes nicht mit Mo-
ſe uͤbereinſtimme/ da er ſpricht: Am 17den Tage deß ſiebenden Monden.

Jſt demnach hierauß offenbahr/ das die Jahresform der Altvaͤter nicht ein
Monden Jahr/ ſondern ein Sonnen Jahr geweſen/ da jeglicher Monat zu 30.
tagen gerechnet: Annus Solaris menſium æquabilium 12. Da jemand ſagen
moͤchte/ dieſes were wol von den erſten 6 Monaten demonſtriret, aber nicht
von den uͤbrigen/ der geb rationem, wie oder auff was weiſe die erſten 6 Monat
alſo koͤndten beſchaffen ſein/ die andern aber nicht. Man wird auß keiner Voͤl-
cker antiquiteten beweiſen koͤnnen/ das jrgendt ein Volck die erſte helfft ſeiner
Jahresform Solarem vnd æquabilem, die andere helfft lunarem gehabt.

Hiemit iſt aber nicht geſagt/ das die Patriarchen ſich allein vmb den Lauff
der Sonnen/ vnd nicht auch vmb den ☽ ſollen bekuͤmmert haben. Sie ſind frey
lich des Monds/ auch aller anderer Planeten Lauffs gar wol kuͤndig geweſen (zu
welchem ende vnd Studio Gott der HErr jhnen ſo ein langes Leben verliehen/
wie Joſephus lib. 2. Antiq. c. 4. ſchreibt) Aber ſie haben deß Mondes Lauff nicht
zur gewoͤhnlichen Jahresform gebraucht. Weiter weil die 12 Monate zu 30
Tagen nur 360 Tage machen/ haben die lieben Altvaͤter leicht geſehen/ das noch
5 tage zum voͤlligen Jahre oder vmblauff der Sonnen gemangelt: Derwegen
ſie ohn allen zweiffel am ende der 12 Monate noch dieſe 5 Tage alle Jahr wer-
den angeſetzt haben. Welchs man zwar auß heiliger Schrifft nicht deduciren/
aber leicht auß dem abnehmen kan/ das/ wenn ſolch es nicht geſchehen were/ ſo
betten dieſe deß Himmels Lauffs ſo erfahrne Leute weder ein Sonnen Jahr/ noch

ein
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[0177] Am ſiebenzehenden Tage deß ſiebenden Monden ließ ſich der Kaſte nieder auff das Gebirge Ararat. Laß vns nun ſehen/ was hierauß zu ſchlieſſen. Addir den erſten gantzen Mond oder 30 Tage (denn ſo wol im Sonnen/ in æquabili Solari, als im Monden Jahr je der erſte Mond allezeit von 30 Tagen iſt/ menſis ſecundus au tem in ſolari æquabili quidem 30, ſed in lunari 29) item die 17 tage deß an- dern Monden/ vnd die 150 tage vom anfang deß gewaͤſſers biß zu ſeinem abne- men: ſo haſtu in ſumma 197 tage/ oder den 197ſten tag von anfang deß Jahrs. Subtrahir hievon alternè oder vmbzech 30 vnd 29 tage/ ſo bleibt endlich[FORMEL] der 20ſte Tag deß ſiebenden Monden/ nach der form deß Monden Jahrs. Es ſchreibt aber Moſes/ das nicht den 20ſten/ ſondern den 17den tag deß ſiebenden Monden ſich der Kaſten habe niedergelaſſẽ. Derhalben ſich dz Monden Jahr zu Moſis Rechnung nicht reimet. Dividir aber die 197. tage durch 30 (tanquam per menſem anni ſolaris æquabilis) ſo be- koͤmſtu 6 volle Monat vnd 17 Tage. Siehe nun ob dieſes nicht mit Mo- ſe uͤbereinſtimme/ da er ſpricht: Am 17den Tage deß ſiebenden Monden. Jſt demnach hierauß offenbahr/ das die Jahresform der Altvaͤter nicht ein Monden Jahr/ ſondern ein Sonnen Jahr geweſen/ da jeglicher Monat zu 30. tagen gerechnet: Annus Solaris menſium æquabilium 12. Da jemand ſagen moͤchte/ dieſes were wol von den erſten 6 Monaten demonſtriret, aber nicht von den uͤbrigen/ der geb rationem, wie oder auff was weiſe die erſten 6 Monat alſo koͤndten beſchaffen ſein/ die andern aber nicht. Man wird auß keiner Voͤl- cker antiquiteten beweiſen koͤnnen/ das jrgendt ein Volck die erſte helfft ſeiner Jahresform Solarem vnd æquabilem, die andere helfft lunarem gehabt. Hiemit iſt aber nicht geſagt/ das die Patriarchen ſich allein vmb den Lauff der Sonnen/ vnd nicht auch vmb den ☽ ſollen bekuͤmmert haben. Sie ſind frey lich des Monds/ auch aller anderer Planeten Lauffs gar wol kuͤndig geweſen (zu welchem ende vnd Studio Gott der HErr jhnen ſo ein langes Leben verliehen/ wie Joſephus lib. 2. Antiq. c. 4. ſchreibt) Aber ſie haben deß Mondes Lauff nicht zur gewoͤhnlichen Jahresform gebraucht. Weiter weil die 12 Monate zu 30 Tagen nur 360 Tage machen/ haben die lieben Altvaͤter leicht geſehen/ das noch 5 tage zum voͤlligen Jahre oder vmblauff der Sonnen gemangelt: Derwegen ſie ohn allen zweiffel am ende der 12 Monate noch dieſe 5 Tage alle Jahr wer- den angeſetzt haben. Welchs man zwar auß heiliger Schrifft nicht deduciren/ aber leicht auß dem abnehmen kan/ das/ wenn ſolch es nicht geſchehen were/ ſo betten dieſe deß Himmels Lauffs ſo erfahrne Leute weder ein Sonnen Jahr/ noch ein

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Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/177>, abgerufen am 24.11.2024.