Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.II. Ob die Sternen des Firmaments alle gleich weit von der Erden sind: oder aber/ ob die hellern näher/ die dunckeln vnd kleinscheinende höher hinauff stehen? MErck/ ich rede hie nicht von den 7 Planeten/ welche freylich nicht gleich tros T
II. Ob die Sternen des Firmaments alle gleich weit von der Erden ſind: oder aber/ ob die hellern naͤher/ die dunckeln vnd kleinſcheinende hoͤher hinauff ſtehen? MErck/ ich rede hie nicht von den 7 Planeten/ welche freylich nicht gleich tros T
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II.
Ob die Sternen des Firmaments alle gleich weit von
der Erden ſind: oder aber/ ob die hellern naͤher/ die dunckeln vnd
kleinſcheinende hoͤher hinauff ſtehen?
MErck/ ich rede hie nicht von den 7 Planeten/ welche freylich nicht gleich
weit von der Erden ſtehen. Denn erſtlich kan der Mond nicht allein die
Sonne (daher die Sonnenfinſterniß entſtehet) ſondern auch alle andere ſter-
nen/ die innerhalb dem Zodiaco gelegen/ bedecken/ wie die erfahrung gnugſam
ausweiſet: woraus die Alten bald geſehen/ das der Mond vnter allen Sternen
muͤſſe der Erden am nechſten ſein. Die andern Planeten verdecken gleichfals
andere Planeten oder Sternen/ wenn es die gelegenheit jhres lauffs mitbringt.
Exempel gnug ſind in Opticis Keppleri pag. 304. 305. zu finden. Darumb
ſind freylich die Planeten jmmer einer hoͤher/ denn der ander von der Erden. A-
ber die frage iſt ferner von den Sternen des Firmaments/ welche Stellæ fixæ
genannt werden/ weil dieſelben von anbeginn biß nuher allzeit einerley diſtantz
voneinander behalten/ vnd man alſo von jhnen/ wie von den Planeten/ zu vrthei-
len keine gelegenheit haben kan: Ob nemlich dieſelben gleichſam an einem ge-
welbe angehefftet? oder aber/ je kleiner eins ſcheinet/ je weiter vnd hoͤher es hin-
auff im himmel ſtehe? Der Planeten hoͤhe abzumeſſen/ haben die Aſtronomi
gute mittel durch deroſelben parallaxes vnd andere ſachen. Aber von der hoͤhe
des Firmaments/ oder jeglichs Sterns inſonderheit/ koͤnnen ſie nichts gewiſſes
ſagen/ ſondern muͤſſen bekennen/ was Gott der HErr Jeremiæ am 13. ſagt/ daß
man den Himmel oben nicht meſſen koͤnne. Viel weniger kan man fuͤr gewiß vñ
gruͤndlich ſagen/ ob die Feſten Sternen alle einerley hoͤhe haben/ oder aber die
kleinſcheinenden hoͤher ſtehen/ Non quod clara minùs, ſed quod magis alta re-
cedant, wie der Poet redet. Tycho Brahe ſchreibt an einem Ort/ daß ſo offt er
den Ort des Himmels/ da der Wund erſtern Anno 1572. geſtanden/ ange-
ſchawet/ jhn beduͤnckt habe daſelbſt gleichſam ein loch oder tieffe zu ſein/ da der-
ſelbe ſtern in abnemung ſeiner klarheit vnnd groͤſſe ſich allgemehlich dem geſicht
entzogen. Welchs/ wenn dem alſo were/ derer meinung zimlich behaupten koͤnd-
te/ die allen Feſten Sternen einerley groͤſſe/ aber mancherley diſtantz von der
Erden zuſchreiben. Aber ohne zweifel iſt bey Tychonis geſicht/ welchs ſo fleiſſig
gantzer 16. Monat lang denſelben Ort angeſchawet/ eine einbildung mit vnter-
gelauffen/ ſonderlich weil er hernacher ſchreibt/ das/ wenn der Stern allgemeh-
lich hinauff gezogen/ vnd alſo endlich durch ſeine vbermeſſige hoͤhe dem geſicht
entgangen were/ muͤſte er zum wenigſten dreymal hunderttauſendt ſemidiame-
tros
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