Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

Bild:
<< vorherige Seite
V.
Warumb werden dann Sonn vnd Mond in der Histo-
ria der Erschaffung/
luminaria magna, grosse Himmels-
Lichter genanndt?

JN vorigem Cap. ist gedacht/ das der Mond/ ob er schon der Sonnen gleich
groß scheinet/ dennoch in der warheit nicht das viertzigste part des Erdbo-
dens/ vnd also kaum das 5800ste part der Sonnen sey/ vnd das solchs herkom-
me wegen der grossen höhe der Sonnen.

Jch wolt wol hie sagen/ Die heilige Schrifft gebrauche sich/ ausserhalb
Glaubenssachen/ offtmals der gemeinen art zu reden; als da sie die Vogel des
Himmels/ die Seulen des Himmels/ die Seulen auch die ecken der Erden nen-
net etc. Weil ich aber weiß/ das etliche sich an dieser antwort nicht werden ge-
nügen lassen/ so sprech ich das Sonn vnd Mond eins wie das ander/ grosse Lich-
ter genennet werden deßwegen/ dazu sie von Gott geschaffen sind/ das ist/ erstlich
wegen jhres Liechts damit sie die Erde weit mehr denn andere Himlische Liech-
ter erleuchten. Darumb dann auch bald der vnterscheid gesetzt wird/ das daß
Liecht welchs den Tag regieren sol/ ein grosses Liecht/ das ander aber ein kleines
Liecht sey. Ratione inquam luminis. Darnach weil die Sternen zu dem end
erschaffen/ das sie geben zeichen vnd zeiten/ welchs beydes der Mond nechst der
Sonnen für allen anderen Sternen praestiret. Zeichen gibt der in allen nie-
drigen Creaturen/ da seine wirckung nechst der Sun am krefftigsten/ durch sein ab-
vnd zunemen gespüret wird. Zeiten giebt er/ in dem von jhme die Monaten ge-
rechnet werden/ vnd im alten Testament die hohen Feste (wie auch noch bey vns
die Ostern) darnach reguliret vnd gefeyret werden. An dieser antwort wird
man sich hoff ich/ genügen lassen.

VI.
Es ist auch in vorigem Cap. gedacht/ das der Mond da-
rumb bißweilen verfinstert werde/ weil er durch den Schatten der Er-

den lauffen müsse: Weil er dann alle volle Liecht gegen der Sonnen vber
leufft/ vnd also zum schatten der Erden kömpt/ wie kömpts
dann/ das nicht alle Monat eine Mondfinsterniß
einfellet?

DArumb das der Mond nicht allzeit eben auff der Ecliptica oder Sonnen-
straß leufft/ sondern sein zirckel/ den er helt/ weicht von der Sonnenstraß

mit
V.
Warumb werden dann Sonn vnd Mond in der Hiſto-
ria der Erſchaffung/
luminaria magna, groſſe Himmels-
Lichter genanndt?

JN vorigem Cap. iſt gedacht/ das der Mond/ ob er ſchon der Soñen gleich
groß ſcheinet/ dennoch in der warheit nicht das viertzigſte part des Erdbo-
dens/ vnd alſo kaum das 5800ſte part der Sonnen ſey/ vnd das ſolchs herkom-
me wegen der groſſen hoͤhe der Sonnen.

Jch wolt wol hie ſagen/ Die heilige Schrifft gebrauche ſich/ auſſerhalb
Glaubensſachen/ offtmals der gemeinen art zu reden; als da ſie die Vogel des
Himmels/ die Seulen des Himmels/ die Seulen auch die ecken der Erden nen-
net etc. Weil ich aber weiß/ das etliche ſich an dieſer antwort nicht werden ge-
nuͤgen laſſen/ ſo ſprech ich das Sonn vnd Mond eins wie das ander/ groſſe Lich-
ter genennet werden deßwegen/ dazu ſie von Gott geſchaffen ſind/ das iſt/ erſtlich
wegen jhres Liechts damit ſie die Erde weit mehr denn andere Himliſche Liech-
ter erleuchten. Darumb dann auch bald der vnterſcheid geſetzt wird/ das daß
Liecht welchs den Tag regieren ſol/ ein groſſes Liecht/ das ander aber ein kleines
Liecht ſey. Ratione inquam luminis. Darnach weil die Sternen zu dem end
erſchaffen/ das ſie geben zeichen vnd zeiten/ welchs beydes der Mond nechſt der
Sonnen fuͤr allen anderen Sternen præſtiret. Zeichen gibt der ☽ in allen nie-
drigen Creaturen/ da ſeine wirckung nechſt der ☉ am krefftigſten/ durch ſein ab-
vnd zunemen geſpuͤret wird. Zeiten giebt er/ in dem von jhme die Monaten ge-
rechnet werden/ vnd im alten Teſtament die hohen Feſte (wie auch noch bey vns
die Oſtern) darnach reguliret vnd gefeyret werden. An dieſer antwort wird
man ſich hoff ich/ genuͤgen laſſen.

VI.
Es iſt auch in vorigem Cap. gedacht/ das der Mond da-
rumb bißweilen verfinſtert werde/ weil er durch den Schatten der Er-

den lauffen muͤſſe: Weil er dann alle volle Liecht gegen der Sonnen vber
leufft/ vnd alſo zum ſchatten der Erden koͤmpt/ wie koͤmpts
dann/ das nicht alle Monat eine Mondfinſterniß
einfellet?

DArumb das der Mond nicht allzeit eben auff der Ecliptica oder Sonnen-
ſtraß leufft/ ſondern ſein zirckel/ den er helt/ weicht von der Sonnenſtraß

mit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0108"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">V.</hi><lb/>
Warumb werden dann Sonn vnd Mond in der Hi&#x017F;to-<lb/>
ria der Er&#x017F;chaffung/</hi><hi rendition="#aq">luminaria magna,</hi><hi rendition="#b">gro&#x017F;&#x017F;e Himmels-</hi><lb/>
Lichter genanndt?</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">J</hi>N vorigem Cap. i&#x017F;t gedacht/ das der Mond/ ob er &#x017F;chon der Son&#x0303;en gleich<lb/>
groß &#x017F;cheinet/ dennoch in der warheit nicht das viertzig&#x017F;te part des Erdbo-<lb/>
dens/ vnd al&#x017F;o kaum das 5800&#x017F;te part der Sonnen &#x017F;ey/ vnd das &#x017F;olchs herkom-<lb/>
me wegen der gro&#x017F;&#x017F;en ho&#x0364;he der Sonnen.</p><lb/>
          <p>Jch wolt wol hie &#x017F;agen/ Die heilige Schrifft gebrauche &#x017F;ich/ au&#x017F;&#x017F;erhalb<lb/>
Glaubens&#x017F;achen/ offtmals der gemeinen art zu reden; als da &#x017F;ie die Vogel des<lb/>
Himmels/ die Seulen des Himmels/ die Seulen auch die ecken der Erden nen-<lb/>
net etc. Weil ich aber weiß/ das etliche &#x017F;ich an die&#x017F;er antwort nicht werden ge-<lb/>
nu&#x0364;gen la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;o &#x017F;prech ich das Sonn vnd Mond eins wie das ander/ gro&#x017F;&#x017F;e Lich-<lb/>
ter genennet werden deßwegen/ dazu &#x017F;ie von Gott ge&#x017F;chaffen &#x017F;ind/ das i&#x017F;t/ er&#x017F;tlich<lb/>
wegen jhres Liechts damit &#x017F;ie die Erde weit mehr denn andere Himli&#x017F;che Liech-<lb/>
ter erleuchten. Darumb dann auch bald der vnter&#x017F;cheid ge&#x017F;etzt wird/ das daß<lb/>
Liecht welchs den Tag regieren &#x017F;ol/ ein gro&#x017F;&#x017F;es Liecht/ das ander aber ein kleines<lb/>
Liecht &#x017F;ey. <hi rendition="#aq">Ratione inquam luminis.</hi> Darnach weil die Sternen zu dem end<lb/>
er&#x017F;chaffen/ das &#x017F;ie geben zeichen vnd zeiten/ welchs beydes der Mond nech&#x017F;t der<lb/>
Sonnen fu&#x0364;r allen anderen Sternen <hi rendition="#aq">præ&#x017F;tiret.</hi> Zeichen gibt der &#x263D; in allen nie-<lb/>
drigen Creaturen/ da &#x017F;eine wirckung nech&#x017F;t der &#x2609; am krefftig&#x017F;ten/ durch &#x017F;ein ab-<lb/>
vnd zunemen ge&#x017F;pu&#x0364;ret wird. Zeiten giebt er/ in dem von jhme die Monaten ge-<lb/>
rechnet werden/ vnd im alten Te&#x017F;tament die hohen Fe&#x017F;te (wie auch noch bey vns<lb/>
die O&#x017F;tern) darnach <hi rendition="#aq">reguliret</hi> vnd gefeyret werden. An die&#x017F;er antwort wird<lb/>
man &#x017F;ich hoff ich/ genu&#x0364;gen la&#x017F;&#x017F;en.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VI.</hi><lb/>
Es i&#x017F;t auch in vorigem Cap. gedacht/ das der Mond da-<lb/>
rumb bißweilen verfin&#x017F;tert werde/ weil er durch den Schatten der Er-</hi><lb/>
den lauffen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e: Weil er dann alle volle Liecht gegen der Sonnen vber<lb/>
leufft/ vnd al&#x017F;o zum &#x017F;chatten der Erden ko&#x0364;mpt/ wie ko&#x0364;mpts<lb/>
dann/ das nicht alle Monat eine Mondfin&#x017F;terniß<lb/>
einfellet?</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>Arumb das der Mond nicht allzeit eben auff der <hi rendition="#aq">Ecliptica</hi> oder Sonnen-<lb/>
&#x017F;traß leufft/ &#x017F;ondern &#x017F;ein zirckel/ den er helt/ weicht von der Sonnen&#x017F;traß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mit</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0108] V. Warumb werden dann Sonn vnd Mond in der Hiſto- ria der Erſchaffung/ luminaria magna, groſſe Himmels- Lichter genanndt? JN vorigem Cap. iſt gedacht/ das der Mond/ ob er ſchon der Soñen gleich groß ſcheinet/ dennoch in der warheit nicht das viertzigſte part des Erdbo- dens/ vnd alſo kaum das 5800ſte part der Sonnen ſey/ vnd das ſolchs herkom- me wegen der groſſen hoͤhe der Sonnen. Jch wolt wol hie ſagen/ Die heilige Schrifft gebrauche ſich/ auſſerhalb Glaubensſachen/ offtmals der gemeinen art zu reden; als da ſie die Vogel des Himmels/ die Seulen des Himmels/ die Seulen auch die ecken der Erden nen- net etc. Weil ich aber weiß/ das etliche ſich an dieſer antwort nicht werden ge- nuͤgen laſſen/ ſo ſprech ich das Sonn vnd Mond eins wie das ander/ groſſe Lich- ter genennet werden deßwegen/ dazu ſie von Gott geſchaffen ſind/ das iſt/ erſtlich wegen jhres Liechts damit ſie die Erde weit mehr denn andere Himliſche Liech- ter erleuchten. Darumb dann auch bald der vnterſcheid geſetzt wird/ das daß Liecht welchs den Tag regieren ſol/ ein groſſes Liecht/ das ander aber ein kleines Liecht ſey. Ratione inquam luminis. Darnach weil die Sternen zu dem end erſchaffen/ das ſie geben zeichen vnd zeiten/ welchs beydes der Mond nechſt der Sonnen fuͤr allen anderen Sternen præſtiret. Zeichen gibt der ☽ in allen nie- drigen Creaturen/ da ſeine wirckung nechſt der ☉ am krefftigſten/ durch ſein ab- vnd zunemen geſpuͤret wird. Zeiten giebt er/ in dem von jhme die Monaten ge- rechnet werden/ vnd im alten Teſtament die hohen Feſte (wie auch noch bey vns die Oſtern) darnach reguliret vnd gefeyret werden. An dieſer antwort wird man ſich hoff ich/ genuͤgen laſſen. VI. Es iſt auch in vorigem Cap. gedacht/ das der Mond da- rumb bißweilen verfinſtert werde/ weil er durch den Schatten der Er- den lauffen muͤſſe: Weil er dann alle volle Liecht gegen der Sonnen vber leufft/ vnd alſo zum ſchatten der Erden koͤmpt/ wie koͤmpts dann/ das nicht alle Monat eine Mondfinſterniß einfellet? DArumb das der Mond nicht allzeit eben auff der Ecliptica oder Sonnen- ſtraß leufft/ ſondern ſein zirckel/ den er helt/ weicht von der Sonnenſtraß mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/108
Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/108>, abgerufen am 23.11.2024.