Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

XLIX. Betrachtung.
mich nie zu sehr fesseln, sie sollen mir nichts anders
als Mittel zur Beförderung meiner höhern Glückse-
ligkeit und zur Erlangung der unendlich bessern Gü-
ter im Himmel seyn. Meine Berufsgeschäfte will
ich jederzeit treu und gewissenhaft abwarten; ich will
die dabey vorkommenden Mühseligkeiten und Be-
schwerden gelassen ertragen, weil das alles, was ich
itzt thue und leide, eine Aussaat für den Himmel ist,
wo ich einst von dem zu erndten hoffen darf, was ich
hier gesäet habe. Er, mein Heiland, ist itzt zur
Rechten Gottes als Herr und Regent der Welt, als
das Oberhaupt seiner Gemeine dem nun alle Ge-
walt gegeben ist, im Himmel und auf Erden;
*) ihm
hat Gott einen Namen, eine Würde, gegeben, die
alles, was groß und erhaben ist, weit übersteigt, so
daß in den Namen Jesu sich beugen sollen, alle die
Knie derer, die im Himmel und auf Erden, und un-
ter der Erden sind, und alle Zungen bekennen, daß
Jesus Christus der Herr sey zur Ehre Gottes des
Vaters.
**) Jhm, meinem Herrn im Himmel, will
ich daher mein Herz mit allen seinen Neigungen,
Wünschen und Begierden schenken, und immer so
leben, wie er es in seinem Evangelio von mir fordert.
Was er einmal gesagt hat, Wo euer Schatz ist, da
wird auch euer Herz seyn,
***) das will ich aufs ge-

nau-
*) Matth. 28, 18.
**) Phil. 2, 9. 10. 11.
***) Matth. 6, 21.

XLIX. Betrachtung.
mich nie zu ſehr feſſeln, ſie ſollen mir nichts anders
als Mittel zur Beförderung meiner höhern Glückſe-
ligkeit und zur Erlangung der unendlich beſſern Gü-
ter im Himmel ſeyn. Meine Berufsgeſchäfte will
ich jederzeit treu und gewiſſenhaft abwarten; ich will
die dabey vorkommenden Mühſeligkeiten und Be-
ſchwerden gelaſſen ertragen, weil das alles, was ich
itzt thue und leide, eine Ausſaat für den Himmel iſt,
wo ich einſt von dem zu erndten hoffen darf, was ich
hier geſäet habe. Er, mein Heiland, iſt itzt zur
Rechten Gottes als Herr und Regent der Welt, als
das Oberhaupt ſeiner Gemeine dem nun alle Ge-
walt gegeben iſt, im Himmel und auf Erden;
*) ihm
hat Gott einen Namen, eine Würde, gegeben, die
alles, was groß und erhaben iſt, weit überſteigt, ſo
daß in den Namen Jeſu ſich beugen ſollen, alle die
Knie derer, die im Himmel und auf Erden, und un-
ter der Erden ſind, und alle Zungen bekennen, daß
Jeſus Chriſtus der Herr ſey zur Ehre Gottes des
Vaters.
**) Jhm, meinem Herrn im Himmel, will
ich daher mein Herz mit allen ſeinen Neigungen,
Wünſchen und Begierden ſchenken, und immer ſo
leben, wie er es in ſeinem Evangelio von mir fordert.
Was er einmal geſagt hat, Wo euer Schatz iſt, da
wird auch euer Herz ſeyn,
***) das will ich aufs ge-

nau-
*) Matth. 28, 18.
**) Phil. 2, 9. 10. 11.
***) Matth. 6, 21.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0348" n="322"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">XLIX.</hi> Betrachtung.</fw><lb/>
mich nie zu &#x017F;ehr fe&#x017F;&#x017F;eln, &#x017F;ie &#x017F;ollen mir nichts anders<lb/>
als Mittel zur Beförderung meiner höhern Glück&#x017F;e-<lb/>
ligkeit und zur Erlangung der unendlich be&#x017F;&#x017F;ern Gü-<lb/>
ter im Himmel &#x017F;eyn. Meine Berufsge&#x017F;chäfte will<lb/>
ich jederzeit treu und gewi&#x017F;&#x017F;enhaft abwarten; ich will<lb/>
die dabey vorkommenden Müh&#x017F;eligkeiten und Be-<lb/>
&#x017F;chwerden gela&#x017F;&#x017F;en ertragen, weil das alles, was ich<lb/>
itzt thue und leide, eine Aus&#x017F;aat für den Himmel i&#x017F;t,<lb/>
wo ich ein&#x017F;t von dem zu erndten hoffen darf, was ich<lb/>
hier ge&#x017F;äet habe. Er, mein Heiland, i&#x017F;t itzt zur<lb/>
Rechten Gottes als Herr und Regent der Welt, als<lb/>
das Oberhaupt &#x017F;einer Gemeine <hi rendition="#fr">dem nun alle Ge-<lb/>
walt gegeben i&#x017F;t, im Himmel und auf Erden;</hi><note place="foot" n="*)">Matth. 28, 18.</note> ihm<lb/>
hat Gott <hi rendition="#fr">einen Namen,</hi> eine Würde, gegeben, die<lb/>
alles, was groß und erhaben i&#x017F;t, weit über&#x017F;teigt, &#x017F;o<lb/>
daß in <hi rendition="#fr">den Namen Je&#x017F;u &#x017F;ich beugen &#x017F;ollen, alle die<lb/>
Knie derer, die im Himmel und auf Erden, und un-<lb/>
ter der Erden &#x017F;ind, und alle Zungen bekennen, daß<lb/>
Je&#x017F;us Chri&#x017F;tus der Herr &#x017F;ey zur Ehre Gottes des<lb/>
Vaters.</hi><note place="foot" n="**)">Phil. 2, 9. 10. 11.</note> Jhm, meinem Herrn im Himmel, will<lb/>
ich daher mein Herz mit allen &#x017F;einen Neigungen,<lb/>
Wün&#x017F;chen und Begierden &#x017F;chenken, und immer &#x017F;o<lb/>
leben, wie er es in &#x017F;einem Evangelio von mir fordert.<lb/>
Was er einmal ge&#x017F;agt hat, <hi rendition="#fr">Wo euer Schatz i&#x017F;t, da<lb/>
wird auch euer Herz &#x017F;eyn,</hi><note place="foot" n="***)">Matth. 6, 21.</note> das will ich aufs ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nau-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[322/0348] XLIX. Betrachtung. mich nie zu ſehr feſſeln, ſie ſollen mir nichts anders als Mittel zur Beförderung meiner höhern Glückſe- ligkeit und zur Erlangung der unendlich beſſern Gü- ter im Himmel ſeyn. Meine Berufsgeſchäfte will ich jederzeit treu und gewiſſenhaft abwarten; ich will die dabey vorkommenden Mühſeligkeiten und Be- ſchwerden gelaſſen ertragen, weil das alles, was ich itzt thue und leide, eine Ausſaat für den Himmel iſt, wo ich einſt von dem zu erndten hoffen darf, was ich hier geſäet habe. Er, mein Heiland, iſt itzt zur Rechten Gottes als Herr und Regent der Welt, als das Oberhaupt ſeiner Gemeine dem nun alle Ge- walt gegeben iſt, im Himmel und auf Erden; *) ihm hat Gott einen Namen, eine Würde, gegeben, die alles, was groß und erhaben iſt, weit überſteigt, ſo daß in den Namen Jeſu ſich beugen ſollen, alle die Knie derer, die im Himmel und auf Erden, und un- ter der Erden ſind, und alle Zungen bekennen, daß Jeſus Chriſtus der Herr ſey zur Ehre Gottes des Vaters. **) Jhm, meinem Herrn im Himmel, will ich daher mein Herz mit allen ſeinen Neigungen, Wünſchen und Begierden ſchenken, und immer ſo leben, wie er es in ſeinem Evangelio von mir fordert. Was er einmal geſagt hat, Wo euer Schatz iſt, da wird auch euer Herz ſeyn, ***) das will ich aufs ge- nau- *) Matth. 28, 18. **) Phil. 2, 9. 10. 11. ***) Matth. 6, 21.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/348
Zitationshilfe: Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/348>, abgerufen am 23.11.2024.