Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.XLV. Betrachtung. lern, unterreden kann; ich will mich freuen, wenn ichihnen auch da durch meine Reden, Lehren und Er- mahnungen, gute Gesinnungen und heilsame Ent- schliessungen einzuflößen vermag. Jch will zufrie- den seyn, wenn ich nur einer kleinen Anzahl von Freun- den und Verwandten nutzbar werden, wenn ich gleich nicht der ganzen menschlichen Gesellschaft unmittelbar als Lehrer dienen, und ihr neue Anreizungen zur Tu- gend geben kann. Lieber will ich in dem engen Krei- se meiner Wohnung, in dem kleinen Zirkel meiner Familie und Bekannten, Erkenntniß, Tugend und Gottseligkeit verbreiten, wenn ich das auch nicht in der großen Welt zu thun im Stande bin. Bey al- lem, was ich thue, rede und vornehme, soll die Ver- herrlichung Gottes und Jesu mein Augenmerk seyn; stets will ich mir die Ermahnungen ins Gedächtniß zurück rufen: Ermahnet euch unter einander, und bauet einer den andern.*) Laßt uns unter einander unser selbst wahrnehmen mit Reizen zur Liebe und gu- ten Werken**) Auf diese Art werde ich auch durch meine lehrreichen Unterredungen Jesu nachfolgen, und ihm durch meine Gespräche ähnlich werden. Nicht rauh, noch hart, noch menschenfeindlich, Nein, eifrig, jeden zu erfreun, Und sanft und anmuthsvoll und freundlich Soll jeder Jünger Jesu seyn! Ach *) 1 Thessal. 5, 11. **) Hebr. 10, 24. T 5
XLV. Betrachtung. lern, unterreden kann; ich will mich freuen, wenn ichihnen auch da durch meine Reden, Lehren und Er- mahnungen, gute Geſinnungen und heilſame Ent- ſchlieſſungen einzuflößen vermag. Jch will zufrie- den ſeyn, wenn ich nur einer kleinen Anzahl von Freun- den und Verwandten nutzbar werden, wenn ich gleich nicht der ganzen menſchlichen Geſellſchaft unmittelbar als Lehrer dienen, und ihr neue Anreizungen zur Tu- gend geben kann. Lieber will ich in dem engen Krei- ſe meiner Wohnung, in dem kleinen Zirkel meiner Familie und Bekannten, Erkenntniß, Tugend und Gottſeligkeit verbreiten, wenn ich das auch nicht in der großen Welt zu thun im Stande bin. Bey al- lem, was ich thue, rede und vornehme, ſoll die Ver- herrlichung Gottes und Jeſu mein Augenmerk ſeyn; ſtets will ich mir die Ermahnungen ins Gedächtniß zurück rufen: Ermahnet euch unter einander, und bauet einer den andern.*) Laßt uns unter einander unſer ſelbſt wahrnehmen mit Reizen zur Liebe und gu- ten Werken**) Auf dieſe Art werde ich auch durch meine lehrreichen Unterredungen Jeſu nachfolgen, und ihm durch meine Geſpräche ähnlich werden. Nicht rauh, noch hart, noch menſchenfeindlich, Nein, eifrig, jeden zu erfreun, Und ſanft und anmuthsvoll und freundlich Soll jeder Jünger Jeſu ſeyn! Ach *) 1 Theſſal. 5, 11. **) Hebr. 10, 24. T 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0323" n="297"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">XLV.</hi> Betrachtung.</fw><lb/> lern, unterreden kann; ich will mich freuen, wenn ich<lb/> ihnen auch da durch meine Reden, Lehren und Er-<lb/> mahnungen, gute Geſinnungen und heilſame Ent-<lb/> ſchlieſſungen einzuflößen vermag. Jch will zufrie-<lb/> den ſeyn, wenn ich nur einer kleinen Anzahl von Freun-<lb/> den und Verwandten nutzbar werden, wenn ich gleich<lb/> nicht der ganzen menſchlichen Geſellſchaft unmittelbar<lb/> als Lehrer dienen, und ihr neue Anreizungen zur Tu-<lb/> gend geben kann. Lieber will ich in dem engen Krei-<lb/> ſe meiner Wohnung, in dem kleinen Zirkel meiner<lb/> Familie und Bekannten, Erkenntniß, Tugend und<lb/> Gottſeligkeit verbreiten, wenn ich das auch nicht in<lb/> der großen Welt zu thun im Stande bin. Bey al-<lb/> lem, was ich thue, rede und vornehme, ſoll die Ver-<lb/> herrlichung Gottes und Jeſu mein Augenmerk ſeyn;<lb/> ſtets will ich mir die Ermahnungen ins Gedächtniß<lb/> zurück rufen: <hi rendition="#fr">Ermahnet euch unter einander, und<lb/> bauet einer den andern.</hi><note place="foot" n="*)">1 Theſſal. 5, 11.</note> <hi rendition="#fr">Laßt uns unter einander<lb/> unſer ſelbſt wahrnehmen mit Reizen zur Liebe und gu-<lb/> ten Werken</hi><note place="foot" n="**)">Hebr. 10, 24.</note> <hi rendition="#fr">Auf dieſe Art werde ich auch durch</hi><lb/> meine lehrreichen <hi rendition="#fr">Unterredungen Jeſu nachfolgen,</hi><lb/> und ihm durch meine Geſpräche ähnlich werden.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Nicht rauh, noch hart, noch menſchenfeindlich,</l><lb/> <l>Nein, eifrig, jeden zu erfreun,</l><lb/> <l>Und ſanft und anmuthsvoll und freundlich</l><lb/> <l>Soll jeder Jünger Jeſu ſeyn!</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">T 5</fw> <fw place="bottom" type="catch">Ach</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [297/0323]
XLV. Betrachtung.
lern, unterreden kann; ich will mich freuen, wenn ich
ihnen auch da durch meine Reden, Lehren und Er-
mahnungen, gute Geſinnungen und heilſame Ent-
ſchlieſſungen einzuflößen vermag. Jch will zufrie-
den ſeyn, wenn ich nur einer kleinen Anzahl von Freun-
den und Verwandten nutzbar werden, wenn ich gleich
nicht der ganzen menſchlichen Geſellſchaft unmittelbar
als Lehrer dienen, und ihr neue Anreizungen zur Tu-
gend geben kann. Lieber will ich in dem engen Krei-
ſe meiner Wohnung, in dem kleinen Zirkel meiner
Familie und Bekannten, Erkenntniß, Tugend und
Gottſeligkeit verbreiten, wenn ich das auch nicht in
der großen Welt zu thun im Stande bin. Bey al-
lem, was ich thue, rede und vornehme, ſoll die Ver-
herrlichung Gottes und Jeſu mein Augenmerk ſeyn;
ſtets will ich mir die Ermahnungen ins Gedächtniß
zurück rufen: Ermahnet euch unter einander, und
bauet einer den andern. *) Laßt uns unter einander
unſer ſelbſt wahrnehmen mit Reizen zur Liebe und gu-
ten Werken **) Auf dieſe Art werde ich auch durch
meine lehrreichen Unterredungen Jeſu nachfolgen,
und ihm durch meine Geſpräche ähnlich werden.
Nicht rauh, noch hart, noch menſchenfeindlich,
Nein, eifrig, jeden zu erfreun,
Und ſanft und anmuthsvoll und freundlich
Soll jeder Jünger Jeſu ſeyn!
Ach
*) 1 Theſſal. 5, 11.
**) Hebr. 10, 24.
T 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern:
Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |