Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.XLIII. Betrachtung. na! gelobet sey der da kommt im Nahmen desHerrn, und wenige Tage darauf schrieen viele: hin- weg mit ihm, kreuzige ihn! Gewiß jeder andre wür- de an seiner Stelle muthlos geworden seyn; nur Er seufzte nicht über die größtentheils vergebliche Arbeit von drey mühsamen Jahren. Ein Jesaias ruft voll Wehmuth aus: wer glaubet unserer Predigt?*) Ein Elias verbirgt sich aus Verdruß, er flieht die Menschen, weil er glaubt, der Strom der Abgötte- rey habe alles überschwemmt, er könne sich allein demselben nicht widersetzen.**) Ein Jonas, der den Niniviten Buße predigen sollte, stellte sich die Ausführung dieses Auftrags so schwer vor, daß er vor dem Herrn flohe, und aus Zaghaftigkeit den ehren- vollen Auftrag aufgab.***) Nicht so Jesus. Er that, was ihm Gott aufgetragen hatte, der Erfolg mochte seinen Wünschen gemäß seyn oder nicht; er entzog sich nicht dem Dienste der Welt, sondern war stets geschäftig, überall Licht und Segen zu verbrei- ten, so sehr man ihn auch hinderte. Er hatte seine Hand einmal an den Pflug gelegt, und nun sahe er nicht wieder zurück, bis er die Absicht seiner Sendung erreicht hatte. Er streute guten Saamen aus und überließ es Gott, von dem alles regiert wird, diesen Saamen zu seiner Zeit aufkeimen und fruchtbar wer- den *) Joh. 53, 1. **) 1 B. d. Kön. 19, 10. ***) Jon. 1, 3.
XLIII. Betrachtung. na! gelobet ſey der da kommt im Nahmen desHerrn, und wenige Tage darauf ſchrieen viele: hin- weg mit ihm, kreuzige ihn! Gewiß jeder andre wür- de an ſeiner Stelle muthlos geworden ſeyn; nur Er ſeufzte nicht über die größtentheils vergebliche Arbeit von drey mühſamen Jahren. Ein Jeſaias ruft voll Wehmuth aus: wer glaubet unſerer Predigt?*) Ein Elias verbirgt ſich aus Verdruß, er flieht die Menſchen, weil er glaubt, der Strom der Abgötte- rey habe alles überſchwemmt, er könne ſich allein demſelben nicht widerſetzen.**) Ein Jonas, der den Niniviten Buße predigen ſollte, ſtellte ſich die Ausführung dieſes Auftrags ſo ſchwer vor, daß er vor dem Herrn flohe, und aus Zaghaftigkeit den ehren- vollen Auftrag aufgab.***) Nicht ſo Jeſus. Er that, was ihm Gott aufgetragen hatte, der Erfolg mochte ſeinen Wünſchen gemäß ſeyn oder nicht; er entzog ſich nicht dem Dienſte der Welt, ſondern war ſtets geſchäftig, überall Licht und Segen zu verbrei- ten, ſo ſehr man ihn auch hinderte. Er hatte ſeine Hand einmal an den Pflug gelegt, und nun ſahe er nicht wieder zurück, bis er die Abſicht ſeiner Sendung erreicht hatte. Er ſtreute guten Saamen aus und überließ es Gott, von dem alles regiert wird, dieſen Saamen zu ſeiner Zeit aufkeimen und fruchtbar wer- den *) Joh. 53, 1. **) 1 B. d. Kön. 19, 10. ***) Jon. 1, 3.
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XLIII. Betrachtung.
na! gelobet ſey der da kommt im Nahmen des
Herrn, und wenige Tage darauf ſchrieen viele: hin-
weg mit ihm, kreuzige ihn! Gewiß jeder andre wür-
de an ſeiner Stelle muthlos geworden ſeyn; nur Er
ſeufzte nicht über die größtentheils vergebliche Arbeit
von drey mühſamen Jahren. Ein Jeſaias ruft voll
Wehmuth aus: wer glaubet unſerer Predigt? *)
Ein Elias verbirgt ſich aus Verdruß, er flieht die
Menſchen, weil er glaubt, der Strom der Abgötte-
rey habe alles überſchwemmt, er könne ſich allein
demſelben nicht widerſetzen. **) Ein Jonas, der
den Niniviten Buße predigen ſollte, ſtellte ſich die
Ausführung dieſes Auftrags ſo ſchwer vor, daß er
vor dem Herrn flohe, und aus Zaghaftigkeit den ehren-
vollen Auftrag aufgab. ***) Nicht ſo Jeſus. Er
that, was ihm Gott aufgetragen hatte, der Erfolg
mochte ſeinen Wünſchen gemäß ſeyn oder nicht; er
entzog ſich nicht dem Dienſte der Welt, ſondern war
ſtets geſchäftig, überall Licht und Segen zu verbrei-
ten, ſo ſehr man ihn auch hinderte. Er hatte ſeine
Hand einmal an den Pflug gelegt, und nun ſahe er
nicht wieder zurück, bis er die Abſicht ſeiner Sendung
erreicht hatte. Er ſtreute guten Saamen aus und
überließ es Gott, von dem alles regiert wird, dieſen
Saamen zu ſeiner Zeit aufkeimen und fruchtbar wer-
den
*) Joh. 53, 1.
**) 1 B. d. Kön. 19, 10.
***) Jon. 1, 3.
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