Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

XLI. Betrachtung.
Leichtsinne der Verschwendung beschweren möge;
laß mich immer mehr einsehen, daß wohlgeordnete
Sparsamkeit eine vorzügliche Quelle des ruhigen
und zufriedenen Lebens sey.

Laß mich die Güter dieser Zeit
Nie schwelgerisch verschwenden,
Vielmehr mit weiser Sparsamkeit
Stets nützlich sie anwenden;
Gieb mir die Klugheit, daß ich hier
Dadurch dem Nächsten, so wie mir,
Des Lebens Müh erleichtre.


Einundvierzigste Betrachtung.
Jesu stets heitre Gleichmüthigkeit.

Philip. 4, 11. 12.

Jch habe gelernt, bey welchen ich bin, mir gnügen zu las-
sen; ich kann niedrig seyn, und kann hoch seyn, ich bin in allen
Dingen und bey allen geschickt.

Die meisten Menschen sind, in Absicht auf ihre
Gemüthsverfassung, sehr veränderlich. Sie
weichen leicht von ihren Grundsätzen ab, so bald sich
die äußern Umstände, in welchen sie sich befinden,
verändern, und der beste Mensch wird oft da seinen
Gesinnungen und Handlungen untreu, wo sein äuße-
rer Wohlstand sich verändert. Ganz natürlich muß

daher

XLI. Betrachtung.
Leichtſinne der Verſchwendung beſchweren möge;
laß mich immer mehr einſehen, daß wohlgeordnete
Sparſamkeit eine vorzügliche Quelle des ruhigen
und zufriedenen Lebens ſey.

Laß mich die Güter dieſer Zeit
Nie ſchwelgeriſch verſchwenden,
Vielmehr mit weiſer Sparſamkeit
Stets nützlich ſie anwenden;
Gieb mir die Klugheit, daß ich hier
Dadurch dem Nächſten, ſo wie mir,
Des Lebens Müh erleichtre.


Einundvierzigſte Betrachtung.
Jeſu ſtets heitre Gleichmüthigkeit.

Philip. 4, 11. 12.

Jch habe gelernt, bey welchen ich bin, mir gnügen zu laſ-
ſen; ich kann niedrig ſeyn, und kann hoch ſeyn, ich bin in allen
Dingen und bey allen geſchickt.

Die meiſten Menſchen ſind, in Abſicht auf ihre
Gemüthsverfaſſung, ſehr veränderlich. Sie
weichen leicht von ihren Grundſätzen ab, ſo bald ſich
die äußern Umſtände, in welchen ſie ſich befinden,
verändern, und der beſte Menſch wird oft da ſeinen
Geſinnungen und Handlungen untreu, wo ſein äuße-
rer Wohlſtand ſich verändert. Ganz natürlich muß

daher
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0293" n="267"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">XLI.</hi> Betrachtung.</fw><lb/>
Leicht&#x017F;inne der Ver&#x017F;chwendung be&#x017F;chweren möge;<lb/>
laß mich immer mehr ein&#x017F;ehen, daß wohlgeordnete<lb/>
Spar&#x017F;amkeit eine vorzügliche Quelle des ruhigen<lb/>
und zufriedenen Lebens &#x017F;ey.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Laß mich die Güter die&#x017F;er Zeit</l><lb/>
            <l>Nie &#x017F;chwelgeri&#x017F;ch ver&#x017F;chwenden,</l><lb/>
            <l>Vielmehr mit wei&#x017F;er Spar&#x017F;amkeit</l><lb/>
            <l>Stets nützlich &#x017F;ie anwenden;</l><lb/>
            <l>Gieb mir die Klugheit, daß ich hier</l><lb/>
            <l>Dadurch dem Näch&#x017F;ten, &#x017F;o wie mir,</l><lb/>
            <l>Des Lebens Müh erleichtre.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head>Einundvierzig&#x017F;te Betrachtung.<lb/>
Je&#x017F;u &#x017F;tets heitre Gleichmüthigkeit.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">Philip. 4, 11. 12.</hi> </p><lb/>
          <p>Jch habe gelernt, bey welchen ich bin, mir gnügen zu la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en; ich kann niedrig &#x017F;eyn, und kann hoch &#x017F;eyn, ich bin in allen<lb/>
Dingen und bey allen ge&#x017F;chickt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>ie mei&#x017F;ten Men&#x017F;chen &#x017F;ind, in Ab&#x017F;icht auf ihre<lb/>
Gemüthsverfa&#x017F;&#x017F;ung, &#x017F;ehr veränderlich. Sie<lb/>
weichen leicht von ihren Grund&#x017F;ätzen ab, &#x017F;o bald &#x017F;ich<lb/>
die äußern Um&#x017F;tände, in welchen &#x017F;ie &#x017F;ich befinden,<lb/>
verändern, und der be&#x017F;te Men&#x017F;ch wird oft da &#x017F;einen<lb/>
Ge&#x017F;innungen und Handlungen untreu, wo &#x017F;ein äuße-<lb/>
rer Wohl&#x017F;tand &#x017F;ich verändert. Ganz natürlich muß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">daher</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[267/0293] XLI. Betrachtung. Leichtſinne der Verſchwendung beſchweren möge; laß mich immer mehr einſehen, daß wohlgeordnete Sparſamkeit eine vorzügliche Quelle des ruhigen und zufriedenen Lebens ſey. Laß mich die Güter dieſer Zeit Nie ſchwelgeriſch verſchwenden, Vielmehr mit weiſer Sparſamkeit Stets nützlich ſie anwenden; Gieb mir die Klugheit, daß ich hier Dadurch dem Nächſten, ſo wie mir, Des Lebens Müh erleichtre. Einundvierzigſte Betrachtung. Jeſu ſtets heitre Gleichmüthigkeit. Philip. 4, 11. 12. Jch habe gelernt, bey welchen ich bin, mir gnügen zu laſ- ſen; ich kann niedrig ſeyn, und kann hoch ſeyn, ich bin in allen Dingen und bey allen geſchickt. Die meiſten Menſchen ſind, in Abſicht auf ihre Gemüthsverfaſſung, ſehr veränderlich. Sie weichen leicht von ihren Grundſätzen ab, ſo bald ſich die äußern Umſtände, in welchen ſie ſich befinden, verändern, und der beſte Menſch wird oft da ſeinen Geſinnungen und Handlungen untreu, wo ſein äuße- rer Wohlſtand ſich verändert. Ganz natürlich muß daher

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/293
Zitationshilfe: Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/293>, abgerufen am 22.11.2024.