Erste Betrachtung. Von der Nutzbarkeit guter Beyspiele überhaupt, und von der Pflicht, sie aufzusuchen.
Psalm 119, 63.
Jch halte mich zu denen, die dich, o Gott, fürchten, und deine Befehle halten.
Die Erfahrung lehret es, daß Beyspiele, die aus dem Leben des Menschen genommen sind, so- wohl auf den Verstand, als auch auf das Herz sehr viel Eindruck machen, und daß sie oft mehr gute Ge- sinnungen und mehr wahre Tugend befördern, als die heilsamsten Vorschriften, wenn sie auch noch so häufig ertheilt werden. Denn bey allen Menschen äußert sich von der frühen Kindheit an ein starker Nachahmungstrieb, wodurch sie veranlasset werden, das, was sie an andern sehen und beobachten, sogleich nachzuthun. Geniessen wir nun von Jugend auf das Glück, mit vielen guten frommen Menschen umzu- gehen, so werden wir, von jenem Nachahmungs-
geiste
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Erſte Betrachtung. Von der Nutzbarkeit guter Beyſpiele überhaupt, und von der Pflicht, ſie aufzuſuchen.
Pſalm 119, 63.
Jch halte mich zu denen, die dich, o Gott, fürchten, und deine Befehle halten.
Die Erfahrung lehret es, daß Beyſpiele, die aus dem Leben des Menſchen genommen ſind, ſo- wohl auf den Verſtand, als auch auf das Herz ſehr viel Eindruck machen, und daß ſie oft mehr gute Ge- ſinnungen und mehr wahre Tugend befördern, als die heilſamſten Vorſchriften, wenn ſie auch noch ſo häufig ertheilt werden. Denn bey allen Menſchen äußert ſich von der frühen Kindheit an ein ſtarker Nachahmungstrieb, wodurch ſie veranlaſſet werden, das, was ſie an andern ſehen und beobachten, ſogleich nachzuthun. Genieſſen wir nun von Jugend auf das Glück, mit vielen guten frommen Menſchen umzu- gehen, ſo werden wir, von jenem Nachahmungs-
geiſte
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[[3]/0029]
Erſte Betrachtung.
Von der Nutzbarkeit guter Beyſpiele überhaupt,
und von der Pflicht, ſie aufzuſuchen.
Pſalm 119, 63.
Jch halte mich zu denen, die dich, o Gott, fürchten, und
deine Befehle halten.
Die Erfahrung lehret es, daß Beyſpiele, die aus
dem Leben des Menſchen genommen ſind, ſo-
wohl auf den Verſtand, als auch auf das Herz ſehr
viel Eindruck machen, und daß ſie oft mehr gute Ge-
ſinnungen und mehr wahre Tugend befördern, als
die heilſamſten Vorſchriften, wenn ſie auch noch ſo
häufig ertheilt werden. Denn bey allen Menſchen
äußert ſich von der frühen Kindheit an ein ſtarker
Nachahmungstrieb, wodurch ſie veranlaſſet werden,
das, was ſie an andern ſehen und beobachten, ſogleich
nachzuthun. Genieſſen wir nun von Jugend auf das
Glück, mit vielen guten frommen Menſchen umzu-
gehen, ſo werden wir, von jenem Nachahmungs-
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Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/29>, abgerufen am 22.11.2024.
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