Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

XXXII. Betrachtung.
tigen Christen ist, und dessen ich mich über lang oder
kurz vor Gott und meinem Gewissen schämen müßte.

Damit ich aber hier nicht irre, so lehre du, o
Gott! mich durch deinen Geist die wahre Klugheit;
gieb du mir Weisheit, immer die besten Mittel,
durch die ich mir und andern nützlich werden kann,
anzuwenden; gieb, daß ich nichts denke, rede und
thue, ohne vorher alles wohl und reiflich zu überle-
gen, damit ich nie durch Unvorsichtigkeit meine oder
meines Nächsten Ruhe störe!

Solch eines Sinnes laß mich, Gott, durch Christum
werden!
Denn das war Christi Sinn, das war sein Thun auf
Erden.
Was that er nicht für uns! Jhm will ich ähnlich seyn,
Um seiner ewig mich, und seines Heils zu freun.


Zweyunddreyßigste Betrachtung.
Jesu Liebe zur Friedfertigkeit und Verträg-
lichkeit.

Röm. 12, 18.

So viel an euch ist, so habt mit allen Menschen Friede.

Von allen Seiten war zwar Jesus mit Menschen
umringt, die ihm Verdruß machten, und die
nur immer Gelegenheit suchten, an ihn zu kommen,
um sich mit ihm zu überwerfen; dennoch war er zu

sehr

XXXII. Betrachtung.
tigen Chriſten iſt, und deſſen ich mich über lang oder
kurz vor Gott und meinem Gewiſſen ſchämen müßte.

Damit ich aber hier nicht irre, ſo lehre du, o
Gott! mich durch deinen Geiſt die wahre Klugheit;
gieb du mir Weisheit, immer die beſten Mittel,
durch die ich mir und andern nützlich werden kann,
anzuwenden; gieb, daß ich nichts denke, rede und
thue, ohne vorher alles wohl und reiflich zu überle-
gen, damit ich nie durch Unvorſichtigkeit meine oder
meines Nächſten Ruhe ſtöre!

Solch eines Sinnes laß mich, Gott, durch Chriſtum
werden!
Denn das war Chriſti Sinn, das war ſein Thun auf
Erden.
Was that er nicht für uns! Jhm will ich ähnlich ſeyn,
Um ſeiner ewig mich, und ſeines Heils zu freun.


Zweyunddreyßigſte Betrachtung.
Jeſu Liebe zur Friedfertigkeit und Verträg-
lichkeit.

Röm. 12, 18.

So viel an euch iſt, ſo habt mit allen Menſchen Friede.

Von allen Seiten war zwar Jeſus mit Menſchen
umringt, die ihm Verdruß machten, und die
nur immer Gelegenheit ſuchten, an ihn zu kommen,
um ſich mit ihm zu überwerfen; dennoch war er zu

ſehr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0233" n="207"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">XXXII.</hi> Betrachtung.</fw><lb/>
tigen Chri&#x017F;ten i&#x017F;t, und de&#x017F;&#x017F;en ich mich über lang oder<lb/>
kurz vor Gott und meinem Gewi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chämen müßte.</p><lb/>
          <p>Damit ich aber hier nicht irre, &#x017F;o lehre du, o<lb/>
Gott! mich durch deinen Gei&#x017F;t die wahre Klugheit;<lb/>
gieb du mir Weisheit, immer die be&#x017F;ten Mittel,<lb/>
durch die ich mir und andern nützlich werden kann,<lb/>
anzuwenden; gieb, daß ich nichts denke, rede und<lb/>
thue, ohne vorher alles wohl und reiflich zu überle-<lb/>
gen, damit ich nie durch Unvor&#x017F;ichtigkeit meine oder<lb/>
meines Näch&#x017F;ten Ruhe &#x017F;töre!</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Solch eines Sinnes laß mich, Gott, durch Chri&#x017F;tum</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#c">werden!</hi> </l><lb/>
            <l>Denn das war Chri&#x017F;ti Sinn, das war &#x017F;ein Thun auf</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#c">Erden.</hi> </l><lb/>
            <l>Was that er nicht für uns! Jhm will ich ähnlich &#x017F;eyn,</l><lb/>
            <l>Um &#x017F;einer ewig mich, und &#x017F;eines Heils zu freun.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head>Zweyunddreyßig&#x017F;te Betrachtung.<lb/>
Je&#x017F;u Liebe zur Friedfertigkeit und Verträg-<lb/>
lichkeit.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Röm</hi>. 12, 18.</hi> </p><lb/>
          <p>So viel an euch i&#x017F;t, &#x017F;o habt mit allen Men&#x017F;chen Friede.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#in">V</hi>on allen Seiten war zwar Je&#x017F;us mit Men&#x017F;chen<lb/>
umringt, die ihm Verdruß machten, und die<lb/>
nur immer Gelegenheit &#x017F;uchten, an ihn zu kommen,<lb/>
um &#x017F;ich mit ihm zu überwerfen; dennoch war er zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ehr</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[207/0233] XXXII. Betrachtung. tigen Chriſten iſt, und deſſen ich mich über lang oder kurz vor Gott und meinem Gewiſſen ſchämen müßte. Damit ich aber hier nicht irre, ſo lehre du, o Gott! mich durch deinen Geiſt die wahre Klugheit; gieb du mir Weisheit, immer die beſten Mittel, durch die ich mir und andern nützlich werden kann, anzuwenden; gieb, daß ich nichts denke, rede und thue, ohne vorher alles wohl und reiflich zu überle- gen, damit ich nie durch Unvorſichtigkeit meine oder meines Nächſten Ruhe ſtöre! Solch eines Sinnes laß mich, Gott, durch Chriſtum werden! Denn das war Chriſti Sinn, das war ſein Thun auf Erden. Was that er nicht für uns! Jhm will ich ähnlich ſeyn, Um ſeiner ewig mich, und ſeines Heils zu freun. Zweyunddreyßigſte Betrachtung. Jeſu Liebe zur Friedfertigkeit und Verträg- lichkeit. Röm. 12, 18. So viel an euch iſt, ſo habt mit allen Menſchen Friede. Von allen Seiten war zwar Jeſus mit Menſchen umringt, die ihm Verdruß machten, und die nur immer Gelegenheit ſuchten, an ihn zu kommen, um ſich mit ihm zu überwerfen; dennoch war er zu ſehr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/233
Zitationshilfe: Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/233>, abgerufen am 25.11.2024.