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Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.

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XIV. Betrachtung.
damit ich recht lebhaft fühlen lerne, was David sa-
gen will: Es ist ein köstlich Ding dem Herrn dan-
ken und lobsingen deinen Nahmen, du Höchster.
*)
Denn indem ich ihm danke, so beschäftiget sich ja
meine Seele mit dem Andenken des besten und lie-
benswürdigsten Gottes, der mein erster, größter
Wohlthäter ist, der nie aufhört mich zu segnen, des-
sen Güte täglich über mir neu wird. Ja, ich ge-
niesse jede Wohlthat doppelt, so bald ich mir vorstel-
le, daß Gott es war, der sie mir zufliessen ließ. Macht
mir ein Tag, an dem es mir wohlgeht, Freude, so
wird diese Freude dadurch erhöht, wenn ich denke:
dies ist ein Tag, den mir der Herr gemacht hat.**)
Freue ich mich über eine glücklich vollendete Arbeit, so
empfinde ich dieses Vergnügen zwiefach, wenn ich
dabey ausrufe: nicht uns Herr, sondern deinem
Nahmen gieb Ehre!
***) Geniesse ich eine dauerhaf-
te Gesundheit, so werde ich meines Lebens doppelt
froh, wenn ich dankbar zu Gott hinaufblicke und sa-
ge: Herr, Leben und Wohlthat hast du an mir ge-
than, und dein Aufsehn bewahret meinen Odem.
+)
Merke ich, daß mein irdischer Wohlstand sich ver-
mehrt, so ist die Freude darüber desto lebhafter, wenn
ich dann frage: wer bin ich, Herr, und was ist mein
Haus, daß du mich bis hieher gebracht hast?
++)

Freue
*) Ps. 92, 2.
**) Ps. 118, 24.
***) Ps. 115, 1.
+) Hiob 10, 12.
++) 2 Sam. 7, 18.

XIV. Betrachtung.
damit ich recht lebhaft fühlen lerne, was David ſa-
gen will: Es iſt ein köſtlich Ding dem Herrn dan-
ken und lobſingen deinen Nahmen, du Höchſter.
*)
Denn indem ich ihm danke, ſo beſchäftiget ſich ja
meine Seele mit dem Andenken des beſten und lie-
benswürdigſten Gottes, der mein erſter, größter
Wohlthäter iſt, der nie aufhört mich zu ſegnen, deſ-
ſen Güte täglich über mir neu wird. Ja, ich ge-
nieſſe jede Wohlthat doppelt, ſo bald ich mir vorſtel-
le, daß Gott es war, der ſie mir zuflieſſen ließ. Macht
mir ein Tag, an dem es mir wohlgeht, Freude, ſo
wird dieſe Freude dadurch erhöht, wenn ich denke:
dies iſt ein Tag, den mir der Herr gemacht hat.**)
Freue ich mich über eine glücklich vollendete Arbeit, ſo
empfinde ich dieſes Vergnügen zwiefach, wenn ich
dabey ausrufe: nicht uns Herr, ſondern deinem
Nahmen gieb Ehre!
***) Genieſſe ich eine dauerhaf-
te Geſundheit, ſo werde ich meines Lebens doppelt
froh, wenn ich dankbar zu Gott hinaufblicke und ſa-
ge: Herr, Leben und Wohlthat haſt du an mir ge-
than, und dein Aufſehn bewahret meinen Odem.
†)
Merke ich, daß mein irdiſcher Wohlſtand ſich ver-
mehrt, ſo iſt die Freude darüber deſto lebhafter, wenn
ich dann frage: wer bin ich, Herr, und was iſt mein
Haus, daß du mich bis hieher gebracht haſt?
††)

Freue
*) Pſ. 92, 2.
**) Pſ. 118, 24.
***) Pſ. 115, 1.
†) Hiob 10, 12.
††) 2 Sam. 7, 18.
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[88/0114] XIV. Betrachtung. damit ich recht lebhaft fühlen lerne, was David ſa- gen will: Es iſt ein köſtlich Ding dem Herrn dan- ken und lobſingen deinen Nahmen, du Höchſter. *) Denn indem ich ihm danke, ſo beſchäftiget ſich ja meine Seele mit dem Andenken des beſten und lie- benswürdigſten Gottes, der mein erſter, größter Wohlthäter iſt, der nie aufhört mich zu ſegnen, deſ- ſen Güte täglich über mir neu wird. Ja, ich ge- nieſſe jede Wohlthat doppelt, ſo bald ich mir vorſtel- le, daß Gott es war, der ſie mir zuflieſſen ließ. Macht mir ein Tag, an dem es mir wohlgeht, Freude, ſo wird dieſe Freude dadurch erhöht, wenn ich denke: dies iſt ein Tag, den mir der Herr gemacht hat. **) Freue ich mich über eine glücklich vollendete Arbeit, ſo empfinde ich dieſes Vergnügen zwiefach, wenn ich dabey ausrufe: nicht uns Herr, ſondern deinem Nahmen gieb Ehre! ***) Genieſſe ich eine dauerhaf- te Geſundheit, ſo werde ich meines Lebens doppelt froh, wenn ich dankbar zu Gott hinaufblicke und ſa- ge: Herr, Leben und Wohlthat haſt du an mir ge- than, und dein Aufſehn bewahret meinen Odem. †) Merke ich, daß mein irdiſcher Wohlſtand ſich ver- mehrt, ſo iſt die Freude darüber deſto lebhafter, wenn ich dann frage: wer bin ich, Herr, und was iſt mein Haus, daß du mich bis hieher gebracht haſt? ††) Freue *) Pſ. 92, 2. **) Pſ. 118, 24. ***) Pſ. 115, 1. †) Hiob 10, 12. ††) 2 Sam. 7, 18.

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Zitationshilfe: Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/114>, abgerufen am 16.07.2024.