Nur allein die Betrachtung Gottes ist fähig, die Seele aus ihrer Niedrigkeit zu erheben, und sie mit Vorstellungen und Empfindungen zu begeistern, die über alles emporsteigen, was groß und edel genannt werden kann. Jst unser Ge- fühl dessen, was Bewunderung verdient, durch Eitelkeit und Thorheit nicht ganz stumpf ge- worden, so kann freylich auch ein einziger auf- merksamer Anblick des Weltgebäudes sie mit ei- ner fast unendlichen Menge schöner und erhab- ner Gedanken bereichern. Der Verstand, der zum Anschauen seiner Wunder geöffnet wird, gleichet dem Auge, das sich nicht aufthun kann, ohne, wie ein heller Spiegel, die schimmernden Bilder unzählbarer Gegenstände aufzufangen, von denen jeder mit dem andern um den Preis
streitet,
VI.
Die Vortrefflichkeit der Erkenntniß Gottes.
Nur allein die Betrachtung Gottes iſt fähig, die Seele aus ihrer Niedrigkeit zu erheben, und ſie mit Vorſtellungen und Empfindungen zu begeiſtern, die über alles emporſteigen, was groß und edel genannt werden kann. Jſt unſer Ge- fühl deſſen, was Bewunderung verdient, durch Eitelkeit und Thorheit nicht ganz ſtumpf ge- worden, ſo kann freylich auch ein einziger auf- merkſamer Anblick des Weltgebäudes ſie mit ei- ner faſt unendlichen Menge ſchöner und erhab- ner Gedanken bereichern. Der Verſtand, der zum Anſchauen ſeiner Wunder geöffnet wird, gleichet dem Auge, das ſich nicht aufthun kann, ohne, wie ein heller Spiegel, die ſchimmernden Bilder unzählbarer Gegenſtände aufzufangen, von denen jeder mit dem andern um den Preis
ſtreitet,
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VI.
Die
Vortrefflichkeit der Erkenntniß
Gottes.
Nur allein die Betrachtung Gottes iſt fähig,
die Seele aus ihrer Niedrigkeit zu erheben,
und ſie mit Vorſtellungen und Empfindungen zu
begeiſtern, die über alles emporſteigen, was groß
und edel genannt werden kann. Jſt unſer Ge-
fühl deſſen, was Bewunderung verdient, durch
Eitelkeit und Thorheit nicht ganz ſtumpf ge-
worden, ſo kann freylich auch ein einziger auf-
merkſamer Anblick des Weltgebäudes ſie mit ei-
ner faſt unendlichen Menge ſchöner und erhab-
ner Gedanken bereichern. Der Verſtand, der
zum Anſchauen ſeiner Wunder geöffnet wird,
gleichet dem Auge, das ſich nicht aufthun kann,
ohne, wie ein heller Spiegel, die ſchimmernden
Bilder unzählbarer Gegenſtände aufzufangen,
von denen jeder mit dem andern um den Preis
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/42>, abgerufen am 21.11.2024.
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