lichen, dir wohlgefälligen Wandel die Kraft zu geben, die ihnen mangelt. O mein Gott, ich empfinde die Finsterniß meines Geistes und die Ohnmacht meiner Seele zum Guten! Erleuchte meinen Verstand, und lehre mich was gut ist! Heilige meinen Willen, daß er nur wähle und thue was dir wohlgefällt. Dich allein müsse ich über alles lieben; keine deiner mannichfalti- gen Wohlthaten müsse ich empfangen, ohne deine Güte zu preisen; dir müsse ich in allen meinen Umständen vertrauen und mich mit Zuversicht und Freudigkeit deiner weisen und gnädigen Füh- rung unterwerfen. Allezeit laß mich deinem Willen gehorchen; denn dir gehorchen ist besser, denn leben. Gieb, daß ich mich liebe, wie ich soll, und erkenne, wie ich soll. Gieb mir Gna- de und Kraft, daß ich demüthig und bescheiden, mäßig und enthaltsam, züchtig und keusch, zu- frieden und vergnügt mit dem, was mir deine Vorsehung Gutes gewährt, gelassen und gedul- dig in Widerwärtigkeit, arbeitsam und fleißig in allen dir gefälligen Geschäfften, muthig, getrost, sorgfältig, vorsichtig, weise und klug in allen meinen Handlungen seyn möge. Laß mich mei- ne Nebenmenschen, als mich selbst lieben; mache mich gerecht und billig, dienstfertig und wohlthä- tig, mitleidig und barmherzig, freundlich und
leut-
lichen, dir wohlgefälligen Wandel die Kraft zu geben, die ihnen mangelt. O mein Gott, ich empfinde die Finſterniß meines Geiſtes und die Ohnmacht meiner Seele zum Guten! Erleuchte meinen Verſtand, und lehre mich was gut iſt! Heilige meinen Willen, daß er nur wähle und thue was dir wohlgefällt. Dich allein müſſe ich über alles lieben; keine deiner mannichfalti- gen Wohlthaten müſſe ich empfangen, ohne deine Güte zu preiſen; dir müſſe ich in allen meinen Umſtänden vertrauen und mich mit Zuverſicht und Freudigkeit deiner weiſen und gnädigen Füh- rung unterwerfen. Allezeit laß mich deinem Willen gehorchen; denn dir gehorchen iſt beſſer, denn leben. Gieb, daß ich mich liebe, wie ich ſoll, und erkenne, wie ich ſoll. Gieb mir Gna- de und Kraft, daß ich demüthig und beſcheiden, mäßig und enthaltſam, züchtig und keuſch, zu- frieden und vergnügt mit dem, was mir deine Vorſehung Gutes gewährt, gelaſſen und gedul- dig in Widerwärtigkeit, arbeitſam und fleißig in allen dir gefälligen Geſchäfften, muthig, getroſt, ſorgfältig, vorſichtig, weiſe und klug in allen meinen Handlungen ſeyn möge. Laß mich mei- ne Nebenmenſchen, als mich ſelbſt lieben; mache mich gerecht und billig, dienſtfertig und wohlthä- tig, mitleidig und barmherzig, freundlich und
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lichen, dir wohlgefälligen Wandel die Kraft zu
geben, die ihnen mangelt. O mein Gott, ich
empfinde die Finſterniß meines Geiſtes und die
Ohnmacht meiner Seele zum Guten! Erleuchte
meinen Verſtand, und lehre mich was gut iſt!
Heilige meinen Willen, daß er nur wähle und
thue was dir wohlgefällt. Dich allein müſſe
ich über alles lieben; keine deiner mannichfalti-
gen Wohlthaten müſſe ich empfangen, ohne deine
Güte zu preiſen; dir müſſe ich in allen meinen
Umſtänden vertrauen und mich mit Zuverſicht
und Freudigkeit deiner weiſen und gnädigen Füh-
rung unterwerfen. Allezeit laß mich deinem
Willen gehorchen; denn dir gehorchen iſt beſſer,
denn leben. Gieb, daß ich mich liebe, wie ich
ſoll, und erkenne, wie ich ſoll. Gieb mir Gna-
de und Kraft, daß ich demüthig und beſcheiden,
mäßig und enthaltſam, züchtig und keuſch, zu-
frieden und vergnügt mit dem, was mir deine
Vorſehung Gutes gewährt, gelaſſen und gedul-
dig in Widerwärtigkeit, arbeitſam und fleißig in
allen dir gefälligen Geſchäfften, muthig, getroſt,
ſorgfältig, vorſichtig, weiſe und klug in allen
meinen Handlungen ſeyn möge. Laß mich mei-
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/342>, abgerufen am 22.11.2024.
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