Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>


keit, diese Dauer, die von keinem Endlichen be-
griffen werden kann. Dein ist der Verstand, der
alles Wirkliche und alle Reiche der Möglichkeit
mit Einem durchdringenden Blicke überschaut;
dein die Allwissenheit, vor der alles bloß und ent-
deckt; dein die Weisheit, die alle deine Werke
nach Maas und Zahl und Gewicht anordnet, und
in der unendlichen Reihe deiner Geschöpfe alles
zur höchsten Ordnung und Uebereinstimmung
bringt! Dein ist der Wille, dem nichts im Him-
mel und auf Erden widerstehen kann, eine All-
macht ohne Grenzen, eine Heiligkeit ohne Wan-
del, eine Güte, die ohne Aufhören beschäfftigt ist,
Leben, Licht, Vollkommenheit und Seeligkeit
über alle deine Geschöpfe und selbst über die Sün-
der auszubreiten; eine Seeligkeit, die immer voll
ist und immer überfließt! Das bist du und doch
sind alle diese Erkenntnisse, diese Gedanken von
dir, nur schwache dunkle Schatten deines Lichts!
Herr, du bist würdig zu nehmen Preis und
Ehre! Höchster, Ewiger, Unbegreiflicher, mein
Herr, und mein Gott, mein Vater, immer will
ich dich mit frölichen Lippen meinen Vater nen-
nen, frolocken, daß ich dich Vater nennen darf.
Würdige mich nur deiner Erkenntniß. Erleuch-
te mich mit deinem Lichte, laß mich nicht irren,
wenn ich dich suche. Offenbare dich mir in dei-

nen


keit, dieſe Dauer, die von keinem Endlichen be-
griffen werden kann. Dein iſt der Verſtand, der
alles Wirkliche und alle Reiche der Möglichkeit
mit Einem durchdringenden Blicke überſchaut;
dein die Allwiſſenheit, vor der alles bloß und ent-
deckt; dein die Weisheit, die alle deine Werke
nach Maas und Zahl und Gewicht anordnet, und
in der unendlichen Reihe deiner Geſchöpfe alles
zur höchſten Ordnung und Uebereinſtimmung
bringt! Dein iſt der Wille, dem nichts im Him-
mel und auf Erden widerſtehen kann, eine All-
macht ohne Grenzen, eine Heiligkeit ohne Wan-
del, eine Güte, die ohne Aufhören beſchäfftigt iſt,
Leben, Licht, Vollkommenheit und Seeligkeit
über alle deine Geſchöpfe und ſelbſt über die Sün-
der auszubreiten; eine Seeligkeit, die immer voll
iſt und immer überfließt! Das biſt du und doch
ſind alle dieſe Erkenntniſſe, dieſe Gedanken von
dir, nur ſchwache dunkle Schatten deines Lichts!
Herr, du biſt würdig zu nehmen Preis und
Ehre! Höchſter, Ewiger, Unbegreiflicher, mein
Herr, und mein Gott, mein Vater, immer will
ich dich mit frölichen Lippen meinen Vater nen-
nen, frolocken, daß ich dich Vater nennen darf.
Würdige mich nur deiner Erkenntniß. Erleuch-
te mich mit deinem Lichte, laß mich nicht irren,
wenn ich dich ſuche. Offenbare dich mir in dei-

nen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0029" n="15"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
keit, die&#x017F;e Dauer, die von keinem Endlichen be-<lb/>
griffen werden kann. Dein i&#x017F;t der Ver&#x017F;tand, der<lb/>
alles Wirkliche und alle Reiche der Möglichkeit<lb/>
mit Einem durchdringenden Blicke über&#x017F;chaut;<lb/>
dein die Allwi&#x017F;&#x017F;enheit, vor der alles bloß und ent-<lb/>
deckt; dein die Weisheit, die alle deine Werke<lb/>
nach Maas und Zahl und Gewicht anordnet, und<lb/>
in der unendlichen Reihe deiner Ge&#x017F;chöpfe alles<lb/>
zur höch&#x017F;ten Ordnung und Ueberein&#x017F;timmung<lb/>
bringt! Dein i&#x017F;t der Wille, dem nichts im Him-<lb/>
mel und auf Erden wider&#x017F;tehen kann, eine All-<lb/>
macht ohne Grenzen, eine Heiligkeit ohne Wan-<lb/>
del, eine Güte, die ohne Aufhören be&#x017F;chäfftigt i&#x017F;t,<lb/>
Leben, Licht, Vollkommenheit und Seeligkeit<lb/>
über alle deine Ge&#x017F;chöpfe und &#x017F;elb&#x017F;t über die Sün-<lb/>
der auszubreiten; eine Seeligkeit, die immer voll<lb/>
i&#x017F;t und immer überfließt! Das bi&#x017F;t du und doch<lb/>
&#x017F;ind alle die&#x017F;e Erkenntni&#x017F;&#x017F;e, die&#x017F;e Gedanken von<lb/>
dir, nur &#x017F;chwache dunkle Schatten deines Lichts!<lb/>
Herr, du bi&#x017F;t würdig zu nehmen Preis und<lb/>
Ehre! Höch&#x017F;ter, Ewiger, Unbegreiflicher, mein<lb/>
Herr, und mein Gott, mein Vater, immer will<lb/>
ich dich mit frölichen Lippen meinen Vater nen-<lb/>
nen, frolocken, daß ich dich Vater nennen darf.<lb/>
Würdige mich nur deiner Erkenntniß. Erleuch-<lb/>
te mich mit deinem Lichte, laß mich nicht irren,<lb/>
wenn ich dich &#x017F;uche. Offenbare dich mir in dei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0029] keit, dieſe Dauer, die von keinem Endlichen be- griffen werden kann. Dein iſt der Verſtand, der alles Wirkliche und alle Reiche der Möglichkeit mit Einem durchdringenden Blicke überſchaut; dein die Allwiſſenheit, vor der alles bloß und ent- deckt; dein die Weisheit, die alle deine Werke nach Maas und Zahl und Gewicht anordnet, und in der unendlichen Reihe deiner Geſchöpfe alles zur höchſten Ordnung und Uebereinſtimmung bringt! Dein iſt der Wille, dem nichts im Him- mel und auf Erden widerſtehen kann, eine All- macht ohne Grenzen, eine Heiligkeit ohne Wan- del, eine Güte, die ohne Aufhören beſchäfftigt iſt, Leben, Licht, Vollkommenheit und Seeligkeit über alle deine Geſchöpfe und ſelbſt über die Sün- der auszubreiten; eine Seeligkeit, die immer voll iſt und immer überfließt! Das biſt du und doch ſind alle dieſe Erkenntniſſe, dieſe Gedanken von dir, nur ſchwache dunkle Schatten deines Lichts! Herr, du biſt würdig zu nehmen Preis und Ehre! Höchſter, Ewiger, Unbegreiflicher, mein Herr, und mein Gott, mein Vater, immer will ich dich mit frölichen Lippen meinen Vater nen- nen, frolocken, daß ich dich Vater nennen darf. Würdige mich nur deiner Erkenntniß. Erleuch- te mich mit deinem Lichte, laß mich nicht irren, wenn ich dich ſuche. Offenbare dich mir in dei- nen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/29
Zitationshilfe: Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/29>, abgerufen am 02.10.2024.