O Heiliger, o Gerechter, der du in allen deinen Werken ohne Wandel bist, ich erstaune und erschrecke; ich bete im Staube an und er- zittre! Denn wer bin ich? Wie unrein, wie entfernt von der Heiligkeit, in welcher ich dir ge- fallen sollte, wie voll Unordnung und Sünde, die du hassest! was würde ich seyn, o heiliger und schrecklicher Gott, wenn du bloß heilig wärst? Denn wer kann bey einem verzehrenden Feuer wohnen? Wer kann bey der ewigen Glut bleiben? Wie würde ich bestehen, wenn du mit mir ins Gericht gehen; wenn du mir nach mei- nen Werken vergelten, und meinen Wunsch, der von dir kommt, und mein ohnmächtiges Be- streben, dazu du mir allein das Vermögen geben kannst, heilig zu werden, nicht mit Verscho- nen und Wohlgefallen ansehen wolltest?
III.
O Heiliger, o Gerechter, der du in allen deinen Werken ohne Wandel biſt, ich erſtaune und erſchrecke; ich bete im Staube an und er- zittre! Denn wer bin ich? Wie unrein, wie entfernt von der Heiligkeit, in welcher ich dir ge- fallen ſollte, wie voll Unordnung und Sünde, die du haſſeſt! was würde ich ſeyn, o heiliger und ſchrecklicher Gott, wenn du bloß heilig wärſt? Denn wer kann bey einem verzehrenden Feuer wohnen? Wer kann bey der ewigen Glut bleiben? Wie würde ich beſtehen, wenn du mit mir ins Gericht gehen; wenn du mir nach mei- nen Werken vergelten, und meinen Wunſch, der von dir kommt, und mein ohnmächtiges Be- ſtreben, dazu du mir allein das Vermögen geben kannſt, heilig zu werden, nicht mit Verſcho- nen und Wohlgefallen anſehen wollteſt?
III.
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O Heiliger, o Gerechter, der du in allen
deinen Werken ohne Wandel biſt, ich erſtaune
und erſchrecke; ich bete im Staube an und er-
zittre! Denn wer bin ich? Wie unrein, wie
entfernt von der Heiligkeit, in welcher ich dir ge-
fallen ſollte, wie voll Unordnung und Sünde,
die du haſſeſt! was würde ich ſeyn, o heiliger
und ſchrecklicher Gott, wenn du bloß heilig
wärſt? Denn wer kann bey einem verzehrenden
Feuer wohnen? Wer kann bey der ewigen Glut
bleiben? Wie würde ich beſtehen, wenn du mit
mir ins Gericht gehen; wenn du mir nach mei-
nen Werken vergelten, und meinen Wunſch, der
von dir kommt, und mein ohnmächtiges Be-
ſtreben, dazu du mir allein das Vermögen geben
kannſt, heilig zu werden, nicht mit Verſcho-
nen und Wohlgefallen anſehen
wollteſt?
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/25>, abgerufen am 18.12.2024.
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