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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

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Pieria Pierides
erfahren, ist er so gleich nach sol-
chen Mandel-Baum zugegangen,
und indem er selbigen vor Schmertz
und Liebe umarmet, hat er zugleich
wahrgenommen, daß aus solchen
dürren Baum über und über grü-
ne Blätter herausgeschlagen, zum
Zeichen, wie seine verwandelte und
todte Phyllis sich über seine An-
kunfft annoch erfreue.

Pieria,

Des Pythes und der Japigyae
vortrefflich schöne und wohlge-
stalte Tochter, in welche sich ein ge-
wisser Milesier Phrygius genannt,
verliebet hatte, weil aber dazumahl
ein harter und langweiliger Krieg
zwischen denen Myuntiern und Mi-
lesiern
war, und dieser Phrygius,
um der Pieriae Gegen-Liebe zu er-
halten, ihr etwas auszubitten er-
laubte, es möchte auch selbiges noch
so groß seyn, versetzte diese Pieria
darauff, daß ihr nichts liebers wär,
als wann sie wieder unter Beglei-
tung einer ansehnlichen Menge
Volckes (ihre gefangenen Lands-
Leute meynend) nach Hause ziehen
dürffte. Worauff es dieser Phry
gius
aus hefftiger Liebe gegen sie
bey seinen Milesiern so weit ge-
bracht, daß sie gleich mit denen My-
untiern
Friede machten. Welche
hefftige Liebe beyden Völckern so
wohl gefallen, daß sie daraus ein
Sprichwort machten, und denen
neuen Ehe-Leuten nichts mehr an-
zuwünschen pflegten, als daß ihrer
beyder Liebe wie der Pieriae und des
Phrygius seyn möchte. Caelius.
Lib. 23. c.
1.

Pierides. siehe. Musae.
[Spaltenumbruch]
Pierre Piltz
de Pierre-Viue,

Maria. Eine gelehrte adeliche
Dame zu Lyon in Franckreich, so
um das Jahr 1540. in grossen
Ansehen gelebet.

Pietistin, oder, Bet-Schwe-
ster,

Ist ein fromm vermeyntes und
scheinheiliges Frauenzimmer, so
der so genannten Pietisterey an-
hänget, ihre Conventicula fleißig
besuchet, und durch Annehmung
allerhand äusserlich demüthiger
und erbarmenswürdiger Geber-
den sich durch ihre Quackerischen
Lehren von andern unterscheidet.

Pigeon,

Catharina, war eine beruffene
Zauberin und Hexe.

Piltz,

Boletus, Potiron, ist ein bekann-
ter Schwamm, oben von Casta-
nien-brauner Farbe, den gemeine
Leute häussig zu essen pflegen. Es
sind vielerley Arten derselben:
Der Käyser Claudianus war ein
grosser Liebhaber der Piltze, und da
man ihm durch einen vergiffteten
Piltz das Lebens-Licht ausbließ,
machete er als ein guter Poet bey
Empfindung des Giffts zu guter
letzt noch diesen Vers:

Boleti leti causa fuere mei.
Das ist:
Ein gifftger Piltz, den man mir
gab,

Stürtzt mich noch vor der Zeit
ins Grab.

Sie werden von denen Hauß-
Müttern entweder abgebacken,

oder
A a a 5

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Pieria Pierides
erfahren, iſt er ſo gleich nach ſol-
chen Mandel-Baum zugegangen,
und indem er ſelbigen vor Schmertz
und Liebe umarmet, hat er zugleich
wahrgenommen, daß aus ſolchen
duͤrren Baum uͤber und uͤber gruͤ-
ne Blaͤtter herausgeſchlagen, zum
Zeichen, wie ſeine verwandelte und
todte Phyllis ſich uͤber ſeine An-
kunfft annoch erfreue.

Pieria,

Des Pythes und der Japigyæ
vortrefflich ſchoͤne und wohlge-
ſtalte Tochter, in welche ſich ein ge-
wiſſer Mileſier Phrygius genannt,
verliebet hatte, weil aber dazumahl
ein harter und langweiliger Krieg
zwiſchen denen Myuntiern und Mi-
leſiern
war, und dieſer Phrygius,
um der Pieriæ Gegen-Liebe zu er-
halten, ihr etwas auszubitten er-
laubte, es moͤchte auch ſelbiges noch
ſo groß ſeyn, verſetzte dieſe Pieria
darauff, daß ihr nichts liebers waͤr,
als wann ſie wieder unter Beglei-
tung einer anſehnlichen Menge
Volckes (ihre gefangenen Lands-
Leute meynend) nach Hauſe ziehen
duͤrffte. Worauff es dieſer Phry
gius
aus hefftiger Liebe gegen ſie
bey ſeinen Mileſiern ſo weit ge-
bracht, daß ſie gleich mit denen My-
untiern
Friede machten. Welche
hefftige Liebe beyden Voͤlckern ſo
wohl gefallen, daß ſie daraus ein
Sprichwort machten, und denen
neuen Ehe-Leuten nichts mehr an-
zuwuͤnſchen pflegten, als daß ihrer
beyder Liebe wie der Pieriæ und des
Phrygius ſeyn moͤchte. Cælius.
Lib. 23. c.
1.

Pierides. ſiehe. Muſæ.
[Spaltenumbruch]
Pierre Piltz
de Pierre-Viue,

Maria. Eine gelehrte adeliche
Dame zu Lyon in Franckreich, ſo
um das Jahr 1540. in groſſen
Anſehen gelebet.

Pietiſtin, oder, Bet-Schwe-
ſter,

Iſt ein fromm vermeyntes und
ſcheinheiliges Frauenzimmer, ſo
der ſo genannten Pietiſterey an-
haͤnget, ihre Conventicula fleißig
beſuchet, und durch Annehmung
allerhand aͤuſſerlich demuͤthiger
und erbarmenswuͤrdiger Geber-
den ſich durch ihre Quackeriſchen
Lehren von andern unterſcheidet.

Pigeon,

Catharina, war eine beruffene
Zauberin und Hexe.

Piltz,

Boletus, Potiron, iſt ein bekann-
ter Schwamm, oben von Caſta-
nien-brauner Farbe, den gemeine
Leute haͤuſſig zu eſſen pflegen. Es
ſind vielerley Arten derſelben:
Der Kaͤyſer Claudianus war ein
groſſer Liebhaber der Piltze, und da
man ihm durch einen vergiffteten
Piltz das Lebens-Licht ausbließ,
machete er als ein guter Poet bey
Empfindung des Giffts zu guter
letzt noch dieſen Vers:

Boleti leti cauſa fuere mei.
Das iſt:
Ein gifftger Piltz, den man mir
gab,

Stuͤrtzt mich noch vor der Zeit
ins Grab.

Sie werden von denen Hauß-
Muͤttern entweder abgebacken,

oder
A a a 5
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[0767] Pieria Pierides Pierre Piltz erfahren, iſt er ſo gleich nach ſol- chen Mandel-Baum zugegangen, und indem er ſelbigen vor Schmertz und Liebe umarmet, hat er zugleich wahrgenommen, daß aus ſolchen duͤrren Baum uͤber und uͤber gruͤ- ne Blaͤtter herausgeſchlagen, zum Zeichen, wie ſeine verwandelte und todte Phyllis ſich uͤber ſeine An- kunfft annoch erfreue. Pieria, Des Pythes und der Japigyæ vortrefflich ſchoͤne und wohlge- ſtalte Tochter, in welche ſich ein ge- wiſſer Mileſier Phrygius genannt, verliebet hatte, weil aber dazumahl ein harter und langweiliger Krieg zwiſchen denen Myuntiern und Mi- leſiern war, und dieſer Phrygius, um der Pieriæ Gegen-Liebe zu er- halten, ihr etwas auszubitten er- laubte, es moͤchte auch ſelbiges noch ſo groß ſeyn, verſetzte dieſe Pieria darauff, daß ihr nichts liebers waͤr, als wann ſie wieder unter Beglei- tung einer anſehnlichen Menge Volckes (ihre gefangenen Lands- Leute meynend) nach Hauſe ziehen duͤrffte. Worauff es dieſer Phry gius aus hefftiger Liebe gegen ſie bey ſeinen Mileſiern ſo weit ge- bracht, daß ſie gleich mit denen My- untiern Friede machten. Welche hefftige Liebe beyden Voͤlckern ſo wohl gefallen, daß ſie daraus ein Sprichwort machten, und denen neuen Ehe-Leuten nichts mehr an- zuwuͤnſchen pflegten, als daß ihrer beyder Liebe wie der Pieriæ und des Phrygius ſeyn moͤchte. Cælius. Lib. 23. c. 1. Pierides. ſiehe. Muſæ. de Pierre-Viue, Maria. Eine gelehrte adeliche Dame zu Lyon in Franckreich, ſo um das Jahr 1540. in groſſen Anſehen gelebet. Pietiſtin, oder, Bet-Schwe- ſter, Iſt ein fromm vermeyntes und ſcheinheiliges Frauenzimmer, ſo der ſo genannten Pietiſterey an- haͤnget, ihre Conventicula fleißig beſuchet, und durch Annehmung allerhand aͤuſſerlich demuͤthiger und erbarmenswuͤrdiger Geber- den ſich durch ihre Quackeriſchen Lehren von andern unterſcheidet. Pigeon, Catharina, war eine beruffene Zauberin und Hexe. Piltz, Boletus, Potiron, iſt ein bekann- ter Schwamm, oben von Caſta- nien-brauner Farbe, den gemeine Leute haͤuſſig zu eſſen pflegen. Es ſind vielerley Arten derſelben: Der Kaͤyſer Claudianus war ein groſſer Liebhaber der Piltze, und da man ihm durch einen vergiffteten Piltz das Lebens-Licht ausbließ, machete er als ein guter Poet bey Empfindung des Giffts zu guter letzt noch dieſen Vers: Boleti leti cauſa fuere mei. Das iſt: Ein gifftger Piltz, den man mir gab, Stuͤrtzt mich noch vor der Zeit ins Grab. Sie werden von denen Hauß- Muͤttern entweder abgebacken, oder A a a 5

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Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/767>, abgerufen am 24.11.2024.