Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Müffgen Mühle
Müffgen,

Seynd kleine länglicht zusam-
men genehete Müffe, vornher mit
einer Klappen, oder auch gantz
platt, von innen rauch gefüttert,
um und um mit Zobel-Spitzen be-
stossen, insgemein von Brocard oder
Sammet überzogen, bißweilen
auch gestickt, werden von dem
Frauenzimmer über die Hände ge-
sträuffelt.

Mugetta,

Von Essaejo, war eine berühmte
Zauberin und Hexe.

Muhme,

Heisset diejenige Frau, so auf
die Kinder im Hause gantz allein
bestellet ist, selbige täglich warten,
reinigen und waschen, an- und aus-
ziehen, in und aus der Schulen
führen, und sie bey Tische versor-
gen muß.

Muhme oder Base,

Heisset auf dem Stamm-Baum
so viel als der Mutter Schwester.

Mühle ziehen,

Ist ein dem Frauen-Volck ge-
bräuchliches Spiel, so mit kleinen
weiß und braunen Höltzgen oder
Steinlein auf einem darzu abson-
derlich abgetheilten Quadrat, der
insgemein auf denen Bretspielen
unten gefunden wird, gespielet
und wechsels Weise von zweyen
Personen gezogen wird, dasjenige,
so die letzten Steinlein auf dem
Bret behält, hat gewonnen.

[Spaltenumbruch]
Mulde Mund
Mulde. siehe. Molde.
Müllerin,

Barbara Juliana, von Nünberg,
eine gute Poetin, sie hatte einen
Prediger zu Pfedelberg, Prutzel
genannt, zum Manne, und war
neben ihrer Poesie in der Historie
sehr belesen; In der Pegnischen
Blumen-Gesellschafft hat sie den
Nahmen Daphne geführet, und
starb A. 1674. Vid. Paullin. in sei-
ner Zeitkürtzenden erbaulichen Lust
P. II. p. 1111.

Mummele, oder, Mum-
mel,

Ist ein kleiner und schmahler
von weissen Schleyer oder Lein-
wand verfertigter Umschlag, den
die Weibesbilder in Ulm bey der
Trauer über das Kinn biß an den
Mund ziehen, sie führen auch gros-
se Mummele, so nichts anders als
ein langes weisses, gantz glatt und
ebenes Für-Tuch ist, und von dem
Mund biß auf den Schos lang her-
unter hänget, dergleichen allda die
Geschlechters- auch gemeine Kla-
ge-Mägde, bey denen Leichen vor-
zustecken pflegen. In Augspurg
heissen die kleinen Mummele Für-
binder.

Mund-Fäßlein,

Ist ein von Zinn rund gegosse-
nes Geschirre mit einer Schnautze
und Spriegel versehen, hanget
mit bey dem Handfaß, und pfleget
sich das Frauenzimmer den Mund
daraus auszuspielen.

Mund-Semmeln. Siehe.
Frantz-Brode.
Mur-
S s 5
[Spaltenumbruch]
Muͤffgen Muͤhle
Muͤffgen,

Seynd kleine laͤnglicht zuſam-
men genehete Muͤffe, vornher mit
einer Klappen, oder auch gantz
platt, von innen rauch gefuͤttert,
um und um mit Zobel-Spitzen be-
ſtoſſen, insgemein von Brocard oder
Sammet uͤberzogen, bißweilen
auch geſtickt, werden von dem
Frauenzimmer uͤber die Haͤnde ge-
ſtraͤuffelt.

Mugetta,

Von Eſſæjo, war eine beruͤhmte
Zauberin und Hexe.

Muhme,

Heiſſet diejenige Frau, ſo auf
die Kinder im Hauſe gantz allein
beſtellet iſt, ſelbige taͤglich warten,
reinigen und waſchen, an- und aus-
ziehen, in und aus der Schulen
fuͤhren, und ſie bey Tiſche verſor-
gen muß.

Muhme oder Baſe,

Heiſſet auf dem Stamm-Baum
ſo viel als der Mutter Schweſter.

Muͤhle ziehen,

Iſt ein dem Frauen-Volck ge-
braͤuchliches Spiel, ſo mit kleinen
weiß und braunen Hoͤltzgen oder
Steinlein auf einem darzu abſon-
derlich abgetheilten Quadrat, der
insgemein auf denen Bretſpielen
unten gefunden wird, geſpielet
und wechſels Weiſe von zweyen
Perſonen gezogen wird, dasjenige,
ſo die letzten Steinlein auf dem
Bret behaͤlt, hat gewonnen.

[Spaltenumbruch]
Mulde Mund
Mulde. ſiehe. Molde.
Muͤllerin,

Barbara Juliana, von Nuͤnberg,
eine gute Poetin, ſie hatte einen
Prediger zu Pfedelberg, Prutzel
genannt, zum Manne, und war
neben ihrer Poeſie in der Hiſtorie
ſehr beleſen; In der Pegniſchen
Blumen-Geſellſchafft hat ſie den
Nahmen Daphne gefuͤhret, und
ſtarb A. 1674. Vid. Paullin. in ſei-
ner Zeitkuͤrtzenden erbaulichen Luſt
P. II. p. 1111.

Mummele, oder, Mum-
mel,

Iſt ein kleiner und ſchmahler
von weiſſen Schleyer oder Lein-
wand verfertigter Umſchlag, den
die Weibesbilder in Ulm bey der
Trauer uͤber das Kinn biß an den
Mund ziehen, ſie fuͤhren auch groſ-
ſe Mummele, ſo nichts anders als
ein langes weiſſes, gantz glatt und
ebenes Fuͤr-Tuch iſt, und von dem
Mund biß auf den Schos lang her-
unter haͤnget, dergleichen allda die
Geſchlechters- auch gemeine Kla-
ge-Maͤgde, bey denen Leichen vor-
zuſtecken pflegen. In Augſpurg
heiſſen die kleinen Mummele Fuͤr-
binder.

Mund-Faͤßlein,

Iſt ein von Zinn rund gegoſſe-
nes Geſchirre mit einer Schnautze
und Spriegel verſehen, hanget
mit bey dem Handfaß, und pfleget
ſich das Frauenzimmer den Mund
daraus auszuſpielen.

Mund-Semmeln. Siehe.
Frantz-Brode.
Mur-
S s 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0671"/>
          <cb n="1297"/>
        </div><lb/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Mu&#x0364;ffgen Mu&#x0364;hle</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mu&#x0364;ffgen,</hi> </head><lb/>
          <p>Seynd kleine la&#x0364;nglicht zu&#x017F;am-<lb/>
men genehete Mu&#x0364;ffe, vornher mit<lb/>
einer Klappen, oder auch gantz<lb/>
platt, von innen rauch gefu&#x0364;ttert,<lb/>
um und um mit Zobel-Spitzen be-<lb/>
&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en, insgemein von <hi rendition="#aq">Brocard</hi> oder<lb/>
Sammet u&#x0364;berzogen, bißweilen<lb/>
auch ge&#x017F;tickt, werden von dem<lb/>
Frauenzimmer u&#x0364;ber die Ha&#x0364;nde ge-<lb/>
&#x017F;tra&#x0364;uffelt.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">Mugetta,</hi> </head><lb/>
          <p>Von <hi rendition="#aq">E&#x017F;&#x017F;æjo,</hi> war eine beru&#x0364;hmte<lb/>
Zauberin und Hexe.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Muhme,</hi> </head><lb/>
          <p>Hei&#x017F;&#x017F;et diejenige Frau, &#x017F;o auf<lb/>
die Kinder im Hau&#x017F;e gantz allein<lb/>
be&#x017F;tellet i&#x017F;t, &#x017F;elbige ta&#x0364;glich warten,<lb/>
reinigen und wa&#x017F;chen, an- und aus-<lb/>
ziehen, in und aus der Schulen<lb/>
fu&#x0364;hren, und &#x017F;ie bey Ti&#x017F;che ver&#x017F;or-<lb/>
gen muß.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Muhme oder Ba&#x017F;e,</hi> </head><lb/>
          <p>Hei&#x017F;&#x017F;et auf dem Stamm-Baum<lb/>
&#x017F;o viel als der Mutter Schwe&#x017F;ter.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mu&#x0364;hle ziehen,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t ein dem Frauen-Volck ge-<lb/>
bra&#x0364;uchliches Spiel, &#x017F;o mit kleinen<lb/>
weiß und braunen Ho&#x0364;ltzgen oder<lb/>
Steinlein auf einem darzu ab&#x017F;on-<lb/>
derlich abgetheilten <hi rendition="#aq">Quadrat,</hi> der<lb/>
insgemein auf denen Bret&#x017F;pielen<lb/>
unten gefunden wird, ge&#x017F;pielet<lb/>
und wech&#x017F;els Wei&#x017F;e von zweyen<lb/>
Per&#x017F;onen gezogen wird, dasjenige,<lb/>
&#x017F;o die letzten Steinlein auf dem<lb/>
Bret beha&#x0364;lt, hat gewonnen.</p><lb/>
          <cb n="1298"/>
        </div><lb/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Mulde Mund</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mulde. &#x017F;iehe. Molde.</hi> </head>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mu&#x0364;llerin,</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Barbara Juliana,</hi> von Nu&#x0364;nberg,<lb/>
eine gute Poetin, &#x017F;ie hatte einen<lb/>
Prediger zu Pfedelberg, Prutzel<lb/>
genannt, zum Manne, und war<lb/>
neben ihrer Poe&#x017F;ie in der Hi&#x017F;torie<lb/>
&#x017F;ehr bele&#x017F;en; In der Pegni&#x017F;chen<lb/>
Blumen-Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft hat &#x017F;ie den<lb/>
Nahmen <hi rendition="#aq">Daphne</hi> gefu&#x0364;hret, und<lb/>
&#x017F;tarb A. 1674. <hi rendition="#aq">Vid. Paullin.</hi> in &#x017F;ei-<lb/>
ner Zeitku&#x0364;rtzenden erbaulichen Lu&#x017F;t<lb/><hi rendition="#aq">P. II. p.</hi> 1111.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mummele, oder, Mum-<lb/>
mel,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t ein kleiner und &#x017F;chmahler<lb/>
von wei&#x017F;&#x017F;en Schleyer oder Lein-<lb/>
wand verfertigter Um&#x017F;chlag, den<lb/>
die Weibesbilder in Ulm bey der<lb/>
Trauer u&#x0364;ber das Kinn biß an den<lb/>
Mund ziehen, &#x017F;ie fu&#x0364;hren auch gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e Mummele, &#x017F;o nichts anders als<lb/>
ein langes wei&#x017F;&#x017F;es, gantz glatt und<lb/>
ebenes Fu&#x0364;r-Tuch i&#x017F;t, und von dem<lb/>
Mund biß auf den Schos lang her-<lb/>
unter ha&#x0364;nget, dergleichen allda die<lb/>
Ge&#x017F;chlechters- auch gemeine Kla-<lb/>
ge-Ma&#x0364;gde, bey denen Leichen vor-<lb/>
zu&#x017F;tecken pflegen. In Aug&#x017F;purg<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;en die kleinen Mummele Fu&#x0364;r-<lb/>
binder.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mund-Fa&#x0364;ßlein,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t ein von Zinn rund gego&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
nes Ge&#x017F;chirre mit einer Schnautze<lb/>
und Spriegel ver&#x017F;ehen, hanget<lb/>
mit bey dem Handfaß, und pfleget<lb/>
&#x017F;ich das Frauenzimmer den Mund<lb/>
daraus auszu&#x017F;pielen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mund-Semmeln. Siehe.<lb/>
Frantz-Brode.</hi> </head><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">S s 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Mur-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0671] Muͤffgen Muͤhle Mulde Mund Muͤffgen, Seynd kleine laͤnglicht zuſam- men genehete Muͤffe, vornher mit einer Klappen, oder auch gantz platt, von innen rauch gefuͤttert, um und um mit Zobel-Spitzen be- ſtoſſen, insgemein von Brocard oder Sammet uͤberzogen, bißweilen auch geſtickt, werden von dem Frauenzimmer uͤber die Haͤnde ge- ſtraͤuffelt. Mugetta, Von Eſſæjo, war eine beruͤhmte Zauberin und Hexe. Muhme, Heiſſet diejenige Frau, ſo auf die Kinder im Hauſe gantz allein beſtellet iſt, ſelbige taͤglich warten, reinigen und waſchen, an- und aus- ziehen, in und aus der Schulen fuͤhren, und ſie bey Tiſche verſor- gen muß. Muhme oder Baſe, Heiſſet auf dem Stamm-Baum ſo viel als der Mutter Schweſter. Muͤhle ziehen, Iſt ein dem Frauen-Volck ge- braͤuchliches Spiel, ſo mit kleinen weiß und braunen Hoͤltzgen oder Steinlein auf einem darzu abſon- derlich abgetheilten Quadrat, der insgemein auf denen Bretſpielen unten gefunden wird, geſpielet und wechſels Weiſe von zweyen Perſonen gezogen wird, dasjenige, ſo die letzten Steinlein auf dem Bret behaͤlt, hat gewonnen. Mulde. ſiehe. Molde. Muͤllerin, Barbara Juliana, von Nuͤnberg, eine gute Poetin, ſie hatte einen Prediger zu Pfedelberg, Prutzel genannt, zum Manne, und war neben ihrer Poeſie in der Hiſtorie ſehr beleſen; In der Pegniſchen Blumen-Geſellſchafft hat ſie den Nahmen Daphne gefuͤhret, und ſtarb A. 1674. Vid. Paullin. in ſei- ner Zeitkuͤrtzenden erbaulichen Luſt P. II. p. 1111. Mummele, oder, Mum- mel, Iſt ein kleiner und ſchmahler von weiſſen Schleyer oder Lein- wand verfertigter Umſchlag, den die Weibesbilder in Ulm bey der Trauer uͤber das Kinn biß an den Mund ziehen, ſie fuͤhren auch groſ- ſe Mummele, ſo nichts anders als ein langes weiſſes, gantz glatt und ebenes Fuͤr-Tuch iſt, und von dem Mund biß auf den Schos lang her- unter haͤnget, dergleichen allda die Geſchlechters- auch gemeine Kla- ge-Maͤgde, bey denen Leichen vor- zuſtecken pflegen. In Augſpurg heiſſen die kleinen Mummele Fuͤr- binder. Mund-Faͤßlein, Iſt ein von Zinn rund gegoſſe- nes Geſchirre mit einer Schnautze und Spriegel verſehen, hanget mit bey dem Handfaß, und pfleget ſich das Frauenzimmer den Mund daraus auszuſpielen. Mund-Semmeln. Siehe. Frantz-Brode. Mur- S s 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/671
Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/671>, abgerufen am 25.11.2024.