Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Kleidg Kleppeln hältniß, worinnen das Weibes-Volck ihre Kleider und Putz auff- zuheben und zu verschliessen pfleget. Kleidgen, Ist das äusserste Geburts-Häut- Kleidgen bey sich tragen, Ist ein alter Weiber Aberglau- Kleine-Magd, Heisset auf den Land-Gütern Kleppel, Seynd kleine lang rund gedre- Kleppeln oder Knüppeln, Heisset Spitzen, Canten oder Kleppelk Klippf nach dem vorgerissenen Muster aufdem Kleppelküssen durch Fortste- ckung und Umschlingung der dar- zu gehörigen Steckenadeln vermö- ge derer an denen Fäden herabhan- genden Kleppel künstlich in einan- der flechten und zusammen setzen. Kleppel-Küssen, Ist ein rund mit Heu oder Werck Kleppel-Magd, Heissen diejenigen Weibes Per- Kleppel-Muster, Heisset eine auf Papier vorge- Klinge-Beutel, Ist ein kleines an einem langen Klipp-Fisch, Hat ein hartes Fleisch, und hal- Stock-
[Spaltenumbruch]
Kleidg Kleppeln haͤltniß, worinnen das Weibes-Volck ihre Kleider und Putz auff- zuheben und zu veꝛſchlieſſen pfleget. Kleidgen, Iſt das aͤuſſerſte Geburts-Haͤut- Kleidgen bey ſich tragen, Iſt ein alter Weiber Aberglau- Kleine-Magd, Heiſſet auf den Land-Guͤtern Kleppel, Seynd kleine lang rund gedre- Kleppeln oder Knuͤppeln, Heiſſet Spitzen, Canten oder Kleppelk Klippf nach dem vorgeriſſenen Muſter aufdem Kleppelkuͤſſen durch Fortſte- ckung und Umſchlingung der dar- zu gehoͤrigen Steckenadeln vermoͤ- ge derer an denen Faͤden herabhan- genden Kleppel kuͤnſtlich in einan- der flechten und zuſammen ſetzen. Kleppel-Kuͤſſen, Iſt ein rund mit Heu oder Werck Kleppel-Magd, Heiſſen diejenigen Weibes Per- Kleppel-Muſter, Heiſſet eine auf Papier vorge- Klinge-Beutel, Iſt ein kleines an einem langen Klipp-Fiſch, Hat ein hartes Fleiſch, und hal- Stock-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0548"/><cb n="1051"/><lb/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Kleidg Kleppeln</hi></fw><lb/> haͤltniß, worinnen das Weibes-<lb/> Volck ihre Kleider und Putz auff-<lb/> zuheben und zu veꝛſchlieſſen pfleget.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kleidgen,</hi> </head><lb/> <p>Iſt das aͤuſſerſte Geburts-Haͤut-<lb/> lein, ſo in der <hi rendition="#aq">Anatomie Chorion</hi><lb/> benennet wird, mit welchen die Lei-<lb/> besfrucht umgeben iſt, und welches<lb/> rund herum an der Nachgeburt zu<lb/> hangen pfleget. Wird insgemein<lb/> den kleinen Kindern mit zu ihren<lb/> Pathen-Gelde geleget und verwah-<lb/> ret.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kleidgen bey ſich tragen,</hi> </head><lb/> <p>Iſt ein alter Weiber Aberglau-<lb/> be, da einige der irrigen Meynung<lb/> ſeynd, daß derjenige Menſch, der<lb/> ſein Kleidgen oder Geburts-Haͤut-<lb/> lein ſtets bey ſich truͤge, im Spielen<lb/> und andern Dingen muͤſte gluͤcklich<lb/> ſeyn.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kleine-Magd,</hi> </head><lb/> <p>Heiſſet auf den Land-Guͤtern<lb/> und Vorwercken diejenige Magd,<lb/> ſo neben der Groſſen dienet; ihre<lb/> Verrichtungen ſeynd in dem Hauſe<lb/> abzuſcheuren und aufzuwaſchen,<lb/> kleine Kinder zu warten, das Feder-<lb/> Vieh zu fuͤttern u. d. g. m.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kleppel,</hi> </head><lb/> <p>Seynd kleine lang rund gedre-<lb/> hete Hoͤltzer mit denen daruͤber han-<lb/> genden holen Schalen, worauf<lb/> die Faͤden bey dem Spitzenkloͤppeln<lb/> aufgewickelt und angeſchlungen<lb/> werden.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kleppeln oder Knuͤppeln,</hi> </head><lb/> <p>Heiſſet Spitzen, Canten oder<lb/> Zaͤcklein von Gold, Silber, Seide,<lb/> Zwirn, Neſtel-Garn u. d. g. m.<lb/><cb n="1052"/><lb/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Kleppelk Klippf</hi></fw><lb/> nach dem vorgeriſſenen Muſter auf<lb/> dem Kleppelkuͤſſen durch Fortſte-<lb/> ckung und Umſchlingung der dar-<lb/> zu gehoͤrigen Steckenadeln vermoͤ-<lb/> ge derer an denen Faͤden herabhan-<lb/> genden Kleppel kuͤnſtlich in einan-<lb/> der flechten und zuſammen ſetzen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kleppel-Kuͤſſen,</hi> </head><lb/> <p>Iſt ein rund mit Heu oder Werck<lb/> ausgeſtopfftes und mit Leinwand<lb/> uͤberzogenes Kuͤſſen, worauf das<lb/> Weibesvolck nach dem darauf ge-<lb/> ſteckten und vorgeriſſenenen Mu-<lb/> ſter allerhand Spitzen zu kleppeln<lb/> und zu verfertigen pfleget.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kleppel-Magd,</hi> </head><lb/> <p>Heiſſen diejenigen Weibes Per-<lb/> ſonen ſo denen Gold und Silber-<lb/> Haͤndlern um das Lohn gold- und<lb/> ſilberne Spitzen, Canten, Zaͤck-<lb/> gen und andere dergleichen Zierra-<lb/> then verfertigen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kleppel-Muſter,</hi> </head><lb/> <p>Heiſſet eine auf Papier vorge-<lb/> riſſene Figur und Abtheilung, wor-<lb/> nach das Weibesvolck Spitzen von<lb/> vielerley Art in einander zu ſchlin-<lb/> gen und zu kleppeln pfleget.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Klinge-Beutel,</hi> </head><lb/> <p>Iſt ein kleines an einem langen<lb/> Stabe hangendes und mit Schel-<lb/> len beſetztes Saͤcklein, welches die<lb/> Waͤſcherinnen denen Vorbeyge-<lb/> henden vorhalten und dieſelbigen<lb/> um ein Trinckgeld zu Brandtewein<lb/> anſprechen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Klipp-Fiſch,</hi> </head><lb/> <p>Hat ein hartes Fleiſch, und hal-<lb/> ten ihn etliche vor eine Art der<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Stock-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0548]
Kleidg Kleppeln
Kleppelk Klippf
haͤltniß, worinnen das Weibes-
Volck ihre Kleider und Putz auff-
zuheben und zu veꝛſchlieſſen pfleget.
Kleidgen,
Iſt das aͤuſſerſte Geburts-Haͤut-
lein, ſo in der Anatomie Chorion
benennet wird, mit welchen die Lei-
besfrucht umgeben iſt, und welches
rund herum an der Nachgeburt zu
hangen pfleget. Wird insgemein
den kleinen Kindern mit zu ihren
Pathen-Gelde geleget und verwah-
ret.
Kleidgen bey ſich tragen,
Iſt ein alter Weiber Aberglau-
be, da einige der irrigen Meynung
ſeynd, daß derjenige Menſch, der
ſein Kleidgen oder Geburts-Haͤut-
lein ſtets bey ſich truͤge, im Spielen
und andern Dingen muͤſte gluͤcklich
ſeyn.
Kleine-Magd,
Heiſſet auf den Land-Guͤtern
und Vorwercken diejenige Magd,
ſo neben der Groſſen dienet; ihre
Verrichtungen ſeynd in dem Hauſe
abzuſcheuren und aufzuwaſchen,
kleine Kinder zu warten, das Feder-
Vieh zu fuͤttern u. d. g. m.
Kleppel,
Seynd kleine lang rund gedre-
hete Hoͤltzer mit denen daruͤber han-
genden holen Schalen, worauf
die Faͤden bey dem Spitzenkloͤppeln
aufgewickelt und angeſchlungen
werden.
Kleppeln oder Knuͤppeln,
Heiſſet Spitzen, Canten oder
Zaͤcklein von Gold, Silber, Seide,
Zwirn, Neſtel-Garn u. d. g. m.
nach dem vorgeriſſenen Muſter auf
dem Kleppelkuͤſſen durch Fortſte-
ckung und Umſchlingung der dar-
zu gehoͤrigen Steckenadeln vermoͤ-
ge derer an denen Faͤden herabhan-
genden Kleppel kuͤnſtlich in einan-
der flechten und zuſammen ſetzen.
Kleppel-Kuͤſſen,
Iſt ein rund mit Heu oder Werck
ausgeſtopfftes und mit Leinwand
uͤberzogenes Kuͤſſen, worauf das
Weibesvolck nach dem darauf ge-
ſteckten und vorgeriſſenenen Mu-
ſter allerhand Spitzen zu kleppeln
und zu verfertigen pfleget.
Kleppel-Magd,
Heiſſen diejenigen Weibes Per-
ſonen ſo denen Gold und Silber-
Haͤndlern um das Lohn gold- und
ſilberne Spitzen, Canten, Zaͤck-
gen und andere dergleichen Zierra-
then verfertigen.
Kleppel-Muſter,
Heiſſet eine auf Papier vorge-
riſſene Figur und Abtheilung, wor-
nach das Weibesvolck Spitzen von
vielerley Art in einander zu ſchlin-
gen und zu kleppeln pfleget.
Klinge-Beutel,
Iſt ein kleines an einem langen
Stabe hangendes und mit Schel-
len beſetztes Saͤcklein, welches die
Waͤſcherinnen denen Vorbeyge-
henden vorhalten und dieſelbigen
um ein Trinckgeld zu Brandtewein
anſprechen.
Klipp-Fiſch,
Hat ein hartes Fleiſch, und hal-
ten ihn etliche vor eine Art der
Stock-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/548 |
Zitationshilfe: | Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/548>, abgerufen am 28.07.2024. |