Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Kinderf Kinderm
so gemeiniglich denen schwangern
Weibern an der Stirne, Lippen
auch öffters Händen auffzufahren
pflegen: die Ursache solcher Flecken
soll nach der Medicorum Bericht
die Verhaltung der Mensium seyn,
wenn das Geblüthe in einem un-
reinen Leibe etliche böse Eigen-
schafften an sich nimmet und solche
in die Haut ausstösset.

Kinder-Frau, siehe. Muhme.
Kinder-Käppgen oder, Hartz-
Kappen, auch Flügel-
Kappen,

Heissen diejenigen kleinen und
langen Kappen, worein die kleinen
Kinder, so noch nicht lauffen kön-
nen, gekleidet werden. Sie wer-
den auf unterschiedene facon nach
einer jeden Landes-Art, doch mei-
stentheils mit Flügeln gemacht.
In Augspurg heissen es Kinder-
Kittel.

Kinder-Lätzgen,

Ist ein aus weisser oder blauer
Leinwand, Zwillig, Damast oder
bunten Coton viereckigt geschnit-
tener kleiner Latz mit Schlingen
und Bändern versehen, so denen
Kindern um die Brust vornher ge-
bunden wird.

Kinder-Magd,

Heisset unter dem Gesinde dieje-
nige Magd und ledige Person, so
zu der Kinder Wartung bestellet
ist und selbige pflegen muß: wenn
sie einen Mann hat, oder vorher zu
Falle kommen ist, heisset es die
Muhme.

[Spaltenumbruch]
Kinderm
Kinder-Mägdlein,

Heißt ein junges auffgeschosse-
nes Mägdlein, so bey gemeinen und
Handwercks-Weibern, denen es
grosse Mägde zu halten schwer fal-
len will, die kleinen Kinder warten
und tragen muß.

Kinder-Mutter oder, Heb-
Amme, auch Wehmutter,
Wehefrau, Püppel-
Mutter,

Ist ein erbares, betagtes, wohl-
erfahrnes und von der Obrigkeit
vermöge eines gewissen Eydes ein-
gesetztes und approbirtes Weib,
welches auf Erfordern denen in
der Geburth arbeitenden Weibern
mit Rath und That beystehen, an
die Hand gehen, und die Kinder
vorsichtig und behutsam von selbi-
gen nehmen muß.

Kinder-Mutter-Schaube,

Ist ein von allerhand schwar-
tzen, seidenen oder wollenen Zeuge
aus Falten bestehender kurtzer
Mantel, mit Rauchwerck gefüt-
tert, auch dann und wann mit
schwartzen Spitzen, Chinellen und
Börtlein umfasset und besetzet, wo-
rein die Kinder-Mütter die Kin-
derlein schlagen, und selbige darin-
nen in die Kirche zur Tauffe tragen.

Kinder-Mutter-Stuhl,

Ist ein auf besondere Art ver-
fertigtes grosses Gestelle und Lehn-
Sessel von Holtze, worauff die in
hart anhaltender Geburth arbei-
tenden schwangern Weibern auf
bedürffenden Fall gesetzet werden.
Wird an etlichen Orten, ob man

gleich

[Spaltenumbruch]

Kinderf Kinderm
ſo gemeiniglich denen ſchwangern
Weibern an der Stirne, Lippen
auch oͤffters Haͤnden auffzufahren
pflegen: die Urſache ſolcher Flecken
ſoll nach der Medicorum Bericht
die Verhaltung der Menſium ſeyn,
wenn das Gebluͤthe in einem un-
reinen Leibe etliche boͤſe Eigen-
ſchafften an ſich nimmet und ſolche
in die Haut ausſtoͤſſet.

Kinder-Frau, ſiehe. Muhme.
Kindeꝛ-Kaͤppgen oder, Haꝛtz-
Kappen, auch Fluͤgel-
Kappen,

Heiſſen diejenigen kleinen und
langen Kappen, worein die kleinen
Kinder, ſo noch nicht lauffen koͤn-
nen, gekleidet werden. Sie wer-
den auf unterſchiedene façon nach
einer jeden Landes-Art, doch mei-
ſtentheils mit Fluͤgeln gemacht.
In Augſpurg heiſſen es Kinder-
Kittel.

Kinder-Laͤtzgen,

Iſt ein aus weiſſer oder blauer
Leinwand, Zwillig, Damaſt oder
bunten Coton viereckigt geſchnit-
tener kleiner Latz mit Schlingen
und Baͤndern verſehen, ſo denen
Kindern um die Bruſt vornher ge-
bunden wird.

Kinder-Magd,

Heiſſet unter dem Geſinde dieje-
nige Magd und ledige Perſon, ſo
zu der Kinder Wartung beſtellet
iſt und ſelbige pflegen muß: wenn
ſie einen Mann hat, oder vorher zu
Falle kommen iſt, heiſſet es die
Muhme.

[Spaltenumbruch]
Kinderm
Kinder-Maͤgdlein,

Heißt ein junges auffgeſchoſſe-
nes Maͤgdlein, ſo bey gemeinen und
Handwercks-Weibern, denen es
groſſe Maͤgde zu halten ſchwer fal-
len will, die kleinen Kinder warten
und tragen muß.

Kinder-Mutter oder, Heb-
Amme, auch Wehmutter,
Wehefrau, Puͤppel-
Mutter,

Iſt ein erbares, betagtes, wohl-
erfahrnes und von der Obrigkeit
vermoͤge eines gewiſſen Eydes ein-
geſetztes und approbirtes Weib,
welches auf Erfordern denen in
der Geburth arbeitenden Weibern
mit Rath und That beyſtehen, an
die Hand gehen, und die Kinder
vorſichtig und behutſam von ſelbi-
gen nehmen muß.

Kinder-Mutter-Schaube,

Iſt ein von allerhand ſchwar-
tzen, ſeidenen oder wollenen Zeuge
aus Falten beſtehender kurtzer
Mantel, mit Rauchwerck gefuͤt-
tert, auch dann und wann mit
ſchwartzen Spitzen, Chinellen und
Boͤrtlein umfaſſet und beſetzet, wo-
rein die Kinder-Muͤtter die Kin-
derlein ſchlagen, und ſelbige darin-
nen in die Kirche zur Tauffe tragen.

Kinder-Mutter-Stuhl,

Iſt ein auf beſondere Art ver-
fertigtes groſſes Geſtelle und Lehn-
Seſſel von Holtze, worauff die in
hart anhaltender Geburth arbei-
tenden ſchwangern Weibern auf
beduͤrffenden Fall geſetzet werden.
Wird an etlichen Orten, ob man

gleich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0544"/><cb n="1043"/><lb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Kinderf Kinderm</hi></fw><lb/>
&#x017F;o gemeiniglich denen &#x017F;chwangern<lb/>
Weibern an der Stirne, Lippen<lb/>
auch o&#x0364;ffters Ha&#x0364;nden auffzufahren<lb/>
pflegen: die Ur&#x017F;ache &#x017F;olcher Flecken<lb/>
&#x017F;oll nach der <hi rendition="#aq">Medicorum</hi> Bericht<lb/>
die Verhaltung der <hi rendition="#aq">Men&#x017F;ium</hi> &#x017F;eyn,<lb/>
wenn das Geblu&#x0364;the in einem un-<lb/>
reinen Leibe etliche bo&#x0364;&#x017F;e Eigen-<lb/>
&#x017F;chafften an &#x017F;ich nimmet und &#x017F;olche<lb/>
in die Haut aus&#x017F;to&#x0364;&#x017F;&#x017F;et.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kinder-Frau, &#x017F;iehe. Muhme.</hi> </head>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kinde&#xA75B;-Ka&#x0364;ppgen oder, Ha&#xA75B;tz-<lb/>
Kappen, auch Flu&#x0364;gel-<lb/>
Kappen,</hi> </head><lb/>
          <p>Hei&#x017F;&#x017F;en diejenigen kleinen und<lb/>
langen Kappen, worein die kleinen<lb/>
Kinder, &#x017F;o noch nicht lauffen ko&#x0364;n-<lb/>
nen, gekleidet werden. Sie wer-<lb/>
den auf unter&#x017F;chiedene <hi rendition="#aq">façon</hi> nach<lb/>
einer jeden Landes-Art, doch mei-<lb/>
&#x017F;tentheils mit Flu&#x0364;geln gemacht.<lb/>
In Aug&#x017F;purg hei&#x017F;&#x017F;en es Kinder-<lb/>
Kittel.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kinder-La&#x0364;tzgen,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t ein aus wei&#x017F;&#x017F;er oder blauer<lb/>
Leinwand, Zwillig, Dama&#x017F;t oder<lb/>
bunten <hi rendition="#aq">Coton</hi> viereckigt ge&#x017F;chnit-<lb/>
tener kleiner Latz mit Schlingen<lb/>
und Ba&#x0364;ndern ver&#x017F;ehen, &#x017F;o denen<lb/>
Kindern um die Bru&#x017F;t vornher ge-<lb/>
bunden wird.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kinder-Magd,</hi> </head><lb/>
          <p>Hei&#x017F;&#x017F;et unter dem Ge&#x017F;inde dieje-<lb/>
nige Magd und ledige Per&#x017F;on, &#x017F;o<lb/>
zu der Kinder Wartung be&#x017F;tellet<lb/>
i&#x017F;t und &#x017F;elbige pflegen muß: wenn<lb/>
&#x017F;ie einen Mann hat, oder vorher zu<lb/>
Falle kommen i&#x017F;t, hei&#x017F;&#x017F;et es die<lb/>
Muhme.</p><lb/>
          <cb n="1044"/>
        </div><lb/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Kinderm</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kinder-Ma&#x0364;gdlein,</hi> </head><lb/>
          <p>Heißt ein junges auffge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
nes Ma&#x0364;gdlein, &#x017F;o bey gemeinen und<lb/>
Handwercks-Weibern, denen es<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Ma&#x0364;gde zu halten &#x017F;chwer fal-<lb/>
len will, die kleinen Kinder warten<lb/>
und tragen muß.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kinder-Mutter oder, Heb-<lb/>
Amme, auch Wehmutter,<lb/>
Wehefrau, Pu&#x0364;ppel-<lb/>
Mutter,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t ein erbares, betagtes, wohl-<lb/>
erfahrnes und von der Obrigkeit<lb/>
vermo&#x0364;ge eines gewi&#x017F;&#x017F;en Eydes ein-<lb/>
ge&#x017F;etztes und <hi rendition="#aq">approbirtes</hi> Weib,<lb/>
welches auf Erfordern denen in<lb/>
der Geburth arbeitenden Weibern<lb/>
mit Rath und That bey&#x017F;tehen, an<lb/>
die Hand gehen, und die Kinder<lb/>
vor&#x017F;ichtig und behut&#x017F;am von &#x017F;elbi-<lb/>
gen nehmen muß.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kinder-Mutter-Schaube,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t ein von allerhand &#x017F;chwar-<lb/>
tzen, &#x017F;eidenen oder wollenen Zeuge<lb/>
aus Falten be&#x017F;tehender kurtzer<lb/>
Mantel, mit Rauchwerck gefu&#x0364;t-<lb/>
tert, auch dann und wann mit<lb/>
&#x017F;chwartzen Spitzen, <hi rendition="#aq">Chinellen</hi> und<lb/>
Bo&#x0364;rtlein umfa&#x017F;&#x017F;et und be&#x017F;etzet, wo-<lb/>
rein die Kinder-Mu&#x0364;tter die Kin-<lb/>
derlein &#x017F;chlagen, und &#x017F;elbige darin-<lb/>
nen in die Kirche zur Tauffe tragen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kinder-Mutter-Stuhl,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t ein auf be&#x017F;ondere Art ver-<lb/>
fertigtes gro&#x017F;&#x017F;es Ge&#x017F;telle und Lehn-<lb/>
Se&#x017F;&#x017F;el von Holtze, worauff die in<lb/>
hart anhaltender Geburth arbei-<lb/>
tenden &#x017F;chwangern Weibern auf<lb/>
bedu&#x0364;rffenden Fall ge&#x017F;etzet werden.<lb/>
Wird an etlichen Orten, ob man<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gleich</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0544] Kinderf Kinderm Kinderm ſo gemeiniglich denen ſchwangern Weibern an der Stirne, Lippen auch oͤffters Haͤnden auffzufahren pflegen: die Urſache ſolcher Flecken ſoll nach der Medicorum Bericht die Verhaltung der Menſium ſeyn, wenn das Gebluͤthe in einem un- reinen Leibe etliche boͤſe Eigen- ſchafften an ſich nimmet und ſolche in die Haut ausſtoͤſſet. Kinder-Frau, ſiehe. Muhme. Kindeꝛ-Kaͤppgen oder, Haꝛtz- Kappen, auch Fluͤgel- Kappen, Heiſſen diejenigen kleinen und langen Kappen, worein die kleinen Kinder, ſo noch nicht lauffen koͤn- nen, gekleidet werden. Sie wer- den auf unterſchiedene façon nach einer jeden Landes-Art, doch mei- ſtentheils mit Fluͤgeln gemacht. In Augſpurg heiſſen es Kinder- Kittel. Kinder-Laͤtzgen, Iſt ein aus weiſſer oder blauer Leinwand, Zwillig, Damaſt oder bunten Coton viereckigt geſchnit- tener kleiner Latz mit Schlingen und Baͤndern verſehen, ſo denen Kindern um die Bruſt vornher ge- bunden wird. Kinder-Magd, Heiſſet unter dem Geſinde dieje- nige Magd und ledige Perſon, ſo zu der Kinder Wartung beſtellet iſt und ſelbige pflegen muß: wenn ſie einen Mann hat, oder vorher zu Falle kommen iſt, heiſſet es die Muhme. Kinder-Maͤgdlein, Heißt ein junges auffgeſchoſſe- nes Maͤgdlein, ſo bey gemeinen und Handwercks-Weibern, denen es groſſe Maͤgde zu halten ſchwer fal- len will, die kleinen Kinder warten und tragen muß. Kinder-Mutter oder, Heb- Amme, auch Wehmutter, Wehefrau, Puͤppel- Mutter, Iſt ein erbares, betagtes, wohl- erfahrnes und von der Obrigkeit vermoͤge eines gewiſſen Eydes ein- geſetztes und approbirtes Weib, welches auf Erfordern denen in der Geburth arbeitenden Weibern mit Rath und That beyſtehen, an die Hand gehen, und die Kinder vorſichtig und behutſam von ſelbi- gen nehmen muß. Kinder-Mutter-Schaube, Iſt ein von allerhand ſchwar- tzen, ſeidenen oder wollenen Zeuge aus Falten beſtehender kurtzer Mantel, mit Rauchwerck gefuͤt- tert, auch dann und wann mit ſchwartzen Spitzen, Chinellen und Boͤrtlein umfaſſet und beſetzet, wo- rein die Kinder-Muͤtter die Kin- derlein ſchlagen, und ſelbige darin- nen in die Kirche zur Tauffe tragen. Kinder-Mutter-Stuhl, Iſt ein auf beſondere Art ver- fertigtes groſſes Geſtelle und Lehn- Seſſel von Holtze, worauff die in hart anhaltender Geburth arbei- tenden ſchwangern Weibern auf beduͤrffenden Fall geſetzet werden. Wird an etlichen Orten, ob man gleich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/544
Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/544>, abgerufen am 23.11.2024.