Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Juliana jeden das innerste seiner Gedan-cken und Hertzens offenbaren und hegte unter andern gotteslä- sterlichen Lehren, das irrige Princi- pium, ob wären der Menschen Lei- ber einander zur Wollust gemein, weßwegen sie auch ihre Versamm- lungen und Collegia Gnostica fleis- sig hielte, worinnen dieser vermeyn- te Actus der Christlichen Liebe schändlich exerciret ward. Doch ihr Betrug und die Kunst zu pro- pheceyen, so sie durch Hülffe des bösen Feindes getrieben, wurde kundbar, und ward sie deßwegen von der Römischen Inquisition zu ewiger Gefängniß verdammet. Vid. Stolterfootii Considerat. Vi- sion. p. 159. Juliana Erdmuth, Gräfin von Hohenstein, Gra- Julitta Juncke Julitta, Ein sehr beredtes Weib, hatte Junckerin, Catharina, ein gelehrtes Weib spar.
[Spaltenumbruch]
Juliana jeden das innerſte ſeiner Gedan-cken und Hertzens offenbaren und hegte unter andern gotteslaͤ- ſterlichen Lehren, das irrige Princi- pium, ob waͤren der Menſchen Lei- ber einander zur Wolluſt gemein, weßwegen ſie auch ihre Verſamm- lungen und Collegia Gnoſtica fleiſ- ſig hielte, worinnen dieſer vermeyn- te Actus der Chriſtlichen Liebe ſchaͤndlich exerciret ward. Doch ihr Betrug und die Kunſt zu pro- pheceyen, ſo ſie durch Huͤlffe des boͤſen Feindes getrieben, wurde kundbar, und ward ſie deßwegen von der Roͤmiſchen Inquiſition zu ewiger Gefaͤngniß verdammet. Vid. Stolterfootii Conſiderat. Vi- ſion. p. 159. Juliana Erdmuth, Graͤfin von Hohenſtein, Gra- Julitta Juncke Julitta, Ein ſehr beredtes Weib, hatte Junckerin, Catharina, ein gelehrtes Weib ſpar.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0498"/><cb n="951"/><lb/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Juliana</hi></fw><lb/> jeden das innerſte ſeiner Gedan-<lb/> cken und Hertzens offenbaren<lb/> und hegte unter andern gotteslaͤ-<lb/> ſterlichen Lehren, das irrige <hi rendition="#aq">Princi-<lb/> pium,</hi> ob waͤren der Menſchen Lei-<lb/> ber einander zur Wolluſt gemein,<lb/> weßwegen ſie auch ihre Verſamm-<lb/> lungen und <hi rendition="#aq">Collegia Gnoſtica</hi> fleiſ-<lb/> ſig hielte, worinnen dieſer vermeyn-<lb/> te <hi rendition="#aq">Actus</hi> der Chriſtlichen Liebe<lb/> ſchaͤndlich <hi rendition="#aq">exerciret</hi> ward. Doch<lb/> ihr Betrug und die Kunſt zu pro-<lb/> pheceyen, ſo ſie durch Huͤlffe des<lb/> boͤſen Feindes getrieben, wurde<lb/> kundbar, und ward ſie deßwegen<lb/> von der Roͤmiſchen <hi rendition="#aq">Inquiſition</hi> zu<lb/> ewiger Gefaͤngniß verdammet.<lb/><hi rendition="#aq">Vid. Stolterfootii Conſiderat. Vi-<lb/> ſion. p.</hi> 159.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">Juliana Erdmuth,</hi> </head><lb/> <p>Graͤfin von Hohenſtein, Gra-<lb/> fens Johann Ludewigs Gemahlin,<lb/> eine in der <hi rendition="#aq">Theologie</hi> zwar erfahr-<lb/> ne, darbey aber auch dem <hi rendition="#aq">Fanaticiſ-<lb/> mo</hi> ergebene <hi rendition="#aq">Dame.</hi> Die Urſa-<lb/> che, worum ſie auf dergleichen Ir-<lb/> thum gerathen, waren die zwey<lb/> Schwaͤrmer, Eſaias Stiefel und<lb/> Ezechiel Meth, die ſie nicht nur<lb/> ſehr hegte und werth hielte, ſondern<lb/> auch durch Schrifften vertheidig-<lb/> te, maſſen ſie <hi rendition="#aq">A.</hi> 1624. unterſchied-<lb/> liche Verantwortungs-Schreiben<lb/> deßwegen heraus gab, worinnen<lb/> ſie dieſe beyden irrigen Maͤñer ſehr<lb/><hi rendition="#aq">defendirte.</hi> Es wurde aber doch<lb/> zuletzt ſolches Neſt durch ihren Ge-<lb/> mahl zerſtreuet, der dieſe beyden Ir-<lb/> Lichter verjagete. <hi rendition="#aq">Vid. D. Schmid.<lb/> Mulier. Heterodox. §. 31. p. 45.<lb/> it. Colberg. P. I. Platon. Chriſt.<lb/> c. 5. p.</hi> 224.</p><lb/> <cb n="952"/> </div><lb/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Julitta Juncke</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">Julitta,</hi> </head><lb/> <p>Ein ſehr beredtes Weib, hatte<lb/> eine Sache und Klage wieder<lb/><hi rendition="#aq">Alexandrum,</hi> einen Kaͤyſerlichen<lb/> ungerechten <hi rendition="#aq">Præſidenten,</hi> der ihr<lb/> Haab und Gut an ſich zu ziehen<lb/> trachtete, <hi rendition="#aq">defendirte</hi> auch ſolche ihre<lb/> Sache ſelbſten. Als man aber vor<lb/> dem heydniſchen Richter-Stuhle<lb/> des Kaͤyſers <hi rendition="#aq">Diocletiani</hi> ihr keine<lb/><hi rendition="#aq">Audienz</hi> geben wolte, biß daß ſie<lb/> Chriſtum verleugnet, und ſich zu<lb/> dem heydniſchen Glauben bekennet<lb/> haͤtte, nahm ſie ihr Kind, ſo ein<lb/> Sohn von 3. Jahren war, auf den<lb/> Arm und antwortete großmuͤthig<lb/> darauff: Schade vor mein Leben,<lb/> ſchade vor alles Vermoͤgen; Ich<lb/> will alles dieß lieber verliehren, als<lb/> daß ich mich an GOTT meinen<lb/> Schoͤpffer nur mit einem einigen<lb/> Laͤſter- und Schand-Wort vergreif-<lb/> fen ſolte. Worauf ſie die Richter<lb/> alsbald zum Scheiterhauffen ver-<lb/> dammeten, auf welchen ſie auch die<lb/> Martyrer-Crone erlanget. <hi rendition="#aq">Cen-<lb/> turiator. Magdeburg. Cent. IV.<lb/> c. 12. Santelii Ann. Sacr. T. I. p. 228.<lb/> ad diem 16. Junii.</hi></p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">Junckerin,</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#aq">Catharina,</hi> ein gelehrtes Weib<lb/> von Eger, war von einer ſolchen<lb/><hi rendition="#aq">Theologi</hi>ſchen Wiſſenſchafft, daß<lb/> ſie durch oͤffentliche <hi rendition="#aq">Theſes</hi> die vor-<lb/> nehmſten <hi rendition="#aq">Theologos</hi> zum <hi rendition="#aq">diſputi-<lb/> ren invitirte,</hi> und ihnen viel zu<lb/> ſchaffen machte, ſintemahln ſie alle<lb/> Buͤcher, ſo von der Religion ge-<lb/> ſchrieben worden, ſo fleißig durch-<lb/> geſehen, daß ihr ſelbige faſt bekand-<lb/> ter als denenjenigen geweſen, die<lb/> ſie ſelbſt geſchrieben. Sie hat um<lb/> das Jahr 1542. gelebet. <hi rendition="#aq">Vid. Ca-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">ſpar.</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0498]
Juliana
Julitta Juncke
jeden das innerſte ſeiner Gedan-
cken und Hertzens offenbaren
und hegte unter andern gotteslaͤ-
ſterlichen Lehren, das irrige Princi-
pium, ob waͤren der Menſchen Lei-
ber einander zur Wolluſt gemein,
weßwegen ſie auch ihre Verſamm-
lungen und Collegia Gnoſtica fleiſ-
ſig hielte, worinnen dieſer vermeyn-
te Actus der Chriſtlichen Liebe
ſchaͤndlich exerciret ward. Doch
ihr Betrug und die Kunſt zu pro-
pheceyen, ſo ſie durch Huͤlffe des
boͤſen Feindes getrieben, wurde
kundbar, und ward ſie deßwegen
von der Roͤmiſchen Inquiſition zu
ewiger Gefaͤngniß verdammet.
Vid. Stolterfootii Conſiderat. Vi-
ſion. p. 159.
Juliana Erdmuth,
Graͤfin von Hohenſtein, Gra-
fens Johann Ludewigs Gemahlin,
eine in der Theologie zwar erfahr-
ne, darbey aber auch dem Fanaticiſ-
mo ergebene Dame. Die Urſa-
che, worum ſie auf dergleichen Ir-
thum gerathen, waren die zwey
Schwaͤrmer, Eſaias Stiefel und
Ezechiel Meth, die ſie nicht nur
ſehr hegte und werth hielte, ſondern
auch durch Schrifften vertheidig-
te, maſſen ſie A. 1624. unterſchied-
liche Verantwortungs-Schreiben
deßwegen heraus gab, worinnen
ſie dieſe beyden irrigen Maͤñer ſehr
defendirte. Es wurde aber doch
zuletzt ſolches Neſt durch ihren Ge-
mahl zerſtreuet, der dieſe beyden Ir-
Lichter verjagete. Vid. D. Schmid.
Mulier. Heterodox. §. 31. p. 45.
it. Colberg. P. I. Platon. Chriſt.
c. 5. p. 224.
Julitta,
Ein ſehr beredtes Weib, hatte
eine Sache und Klage wieder
Alexandrum, einen Kaͤyſerlichen
ungerechten Præſidenten, der ihr
Haab und Gut an ſich zu ziehen
trachtete, defendirte auch ſolche ihre
Sache ſelbſten. Als man aber vor
dem heydniſchen Richter-Stuhle
des Kaͤyſers Diocletiani ihr keine
Audienz geben wolte, biß daß ſie
Chriſtum verleugnet, und ſich zu
dem heydniſchen Glauben bekennet
haͤtte, nahm ſie ihr Kind, ſo ein
Sohn von 3. Jahren war, auf den
Arm und antwortete großmuͤthig
darauff: Schade vor mein Leben,
ſchade vor alles Vermoͤgen; Ich
will alles dieß lieber verliehren, als
daß ich mich an GOTT meinen
Schoͤpffer nur mit einem einigen
Laͤſter- und Schand-Wort vergreif-
fen ſolte. Worauf ſie die Richter
alsbald zum Scheiterhauffen ver-
dammeten, auf welchen ſie auch die
Martyrer-Crone erlanget. Cen-
turiator. Magdeburg. Cent. IV.
c. 12. Santelii Ann. Sacr. T. I. p. 228.
ad diem 16. Junii.
Junckerin,
Catharina, ein gelehrtes Weib
von Eger, war von einer ſolchen
Theologiſchen Wiſſenſchafft, daß
ſie durch oͤffentliche Theſes die vor-
nehmſten Theologos zum diſputi-
ren invitirte, und ihnen viel zu
ſchaffen machte, ſintemahln ſie alle
Buͤcher, ſo von der Religion ge-
ſchrieben worden, ſo fleißig durch-
geſehen, daß ihr ſelbige faſt bekand-
ter als denenjenigen geweſen, die
ſie ſelbſt geſchrieben. Sie hat um
das Jahr 1542. gelebet. Vid. Ca-
ſpar.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |