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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

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Haferg Haferw
und hernach auf der Mühle also zu-
bereitet wird. Er giebet in der
Haußhaltung nicht nur ein gutes
Zugemüß, welches gesund ist, wohl
sättiget und nähret, sondern es wer-
den auch daraus gute Suppen und
Brühen für gesunde und krancke
gekochet; dererjenigen Grützwür-
sten, die man in Nordischen Gegen-
den damit machet, anietzo zu ge-
schweigen. Hier sind Beschrei-
bungen den Hafergrütz zuzurichten
1) Hafergrütz in Milch gekochet;
2) Hafergrütz in Wasser.

Hafer-Grütz in Milch
gekocht,

Leset den Hafergrütze reinlich
aus, hernach setzet Milch zum Feuer,
und lasset sie kochen; unter wäh-
renden kochen aber brühet den Ha-
fergrütze mit heissen Wasser, schüt-
tet ihn alsdenn in die Milch, damit
solcher auch kochen möge; doch
muß er öffters umgerühret werden,
sonst legt er sich an. Wenn er
bald soll angerichtet werden, so sal-
tzet solchen und schüttet ihn auf eine
Schüssel, machet auch in einer
Pfanne braune Butter warm, und
giesset sie drüber.

Hafer-Grütze in Wasser,

Leset denselben reinlich aus, wa-
schet hernach solchen, und setzet ihn
mit Wasser zum Feuer, damit er
kocht. Ihr müsset ihn dan und wann
auch umrühren, sonst leget er sich
an. Hat er genug gekocht, so sal-
tzet ihn, rühret ein ziemlich Stück
Butter drein, und richtet ihn an.

Hafer-Wurtzel,

Scorzonera (Viperina) Scor-
sonere,
ist eine süsse, liebliche, ge-
[Spaltenumbruch]

Haffners Hage
sunde, zur Speise und Artzney die-
nende Wurtzel, so aus Spanien in
Franckreich und Teutschland ge-
bracht worden, woselbst sie nun
auch überflüßig wächst: wiewohl die
ausländische zur Artzney besser ist,
und also nicht leicht in die Küche
kömmt. Sie wird entweder mit
Zucker eingemacher, und als ein
kräfftig Praeservativ wieder gifftige
Lufft gebrauchet, oder warm über
Fleisch und Hüner gekochet, oder
kalt mit Eßig und Baumöl als ein
Salat zugerichtet, da sie denn auf
beyderley Art vor eine delicatesse
passiret.
Wie werth selbige die
Frantzosen halten, kan man daraus
abnehmen, weil ein gewisser Fran-
tzöischer Küchenmeister ihr folgen-
des Lob giebt: diese ist unter allen
Wurtzeln, die wir in Franckreich ha-
ben, die allerköstlichste, und nur die
einige, so man durchs gantze Jahr
essen kan; dieweil sie niemahls,
wie die andern Fäden setzet. In
teutschen Küchen wird zwar gedachte
Wurtzel nicht viel gebraucht, ausser
bey Potagen, an Ragouten, oder wie
man sie am besten anwenden kan,
welches bey denen Beschreibun-
gen solcher Essen hin und wieder
wird zu finden seyn.

Haffners,

Catharina, war eine beruffene
Zauberin und Hexe.

de la Hage,

Vantelaii, des Frantzöischen Ab-
gefandten an die Republic Vene-
dig Gemahlin; hatte die Lateini-
sche Sprache so gründlich inne, daß
der Autor des Buchs: Ms. Perrot
d' Ablancourt venge, ou Amelot de

la Hou-

[Spaltenumbruch]

Haferg Haferw
und hernach auf der Muͤhle alſo zu-
bereitet wird. Er giebet in der
Haußhaltung nicht nur ein gutes
Zugemuͤß, welches geſund iſt, wohl
ſaͤttiget und naͤhret, ſondeꝛn es wer-
den auch daraus gute Suppen und
Bruͤhen fuͤr geſunde und krancke
gekochet; dererjenigen Gruͤtzwuͤr-
ſten, die man in Nordiſchen Gegen-
den damit machet, anietzo zu ge-
ſchweigen. Hier ſind Beſchrei-
bungen den Hafergruͤtz zuzurichten
1) Hafergruͤtz in Milch gekochet;
2) Hafergruͤtz in Waſſer.

Hafer-Gruͤtz in Milch
gekocht,

Leſet den Hafergruͤtze reinlich
aus, heꝛnach ſetzet Milch zum Feuer,
und laſſet ſie kochen; unter waͤh-
renden kochen aber bruͤhet den Ha-
fergruͤtze mit heiſſen Waſſer, ſchuͤt-
tet ihn alsdenn in die Milch, damit
ſolcher auch kochen moͤge; doch
muß er oͤffters umgeruͤhret werden,
ſonſt legt er ſich an. Wenn er
bald ſoll angerichtet werden, ſo ſal-
tzet ſolchen und ſchuͤttet ihn auf eine
Schuͤſſel, machet auch in einer
Pfanne braune Butter warm, und
gieſſet ſie druͤber.

Hafer-Gruͤtze in Waſſer,

Leſet denſelben reinlich aus, wa-
ſchet hernach ſolchen, und ſetzet ihn
mit Waſſer zum Feuer, damit er
kocht. Ihr muͤſſet ihn dan und wañ
auch umruͤhren, ſonſt leget er ſich
an. Hat er genug gekocht, ſo ſal-
tzet ihn, ruͤhret ein ziemlich Stuͤck
Butter drein, und richtet ihn an.

Hafer-Wurtzel,

Scorzonera (Viperina) Scor-
ſonere,
iſt eine ſuͤſſe, liebliche, ge-
[Spaltenumbruch]

Haffners Hage
ſunde, zur Speiſe und Artzney die-
nende Wurtzel, ſo aus Spanien in
Franckreich und Teutſchland ge-
bracht worden, woſelbſt ſie nun
auch uͤberfluͤßig waͤchſt: wiewohl die
auslaͤndiſche zur Artzney beſſer iſt,
und alſo nicht leicht in die Kuͤche
koͤmmt. Sie wird entweder mit
Zucker eingemacher, und als ein
kraͤfftig Præſervativ wieder gifftige
Lufft gebrauchet, oder warm uͤber
Fleiſch und Huͤner gekochet, oder
kalt mit Eßig und Baumoͤl als ein
Salat zugerichtet, da ſie denn auf
beyderley Art vor eine delicateſſe
pasſiret.
Wie werth ſelbige die
Frantzoſen halten, kan man daraus
abnehmen, weil ein gewiſſer Fran-
tzoͤiſcher Kuͤchenmeiſter ihr folgen-
des Lob giebt: dieſe iſt unter allen
Wurtzeln, die wir in Franckreich ha-
ben, die allerkoͤſtlichſte, und nur die
einige, ſo man durchs gantze Jahr
eſſen kan; dieweil ſie niemahls,
wie die andern Faͤden ſetzet. In
teutſchẽ Kuͤchen wird zwar gedachte
Wurtzel nicht viel gebraucht, auſſer
bey Potagen, an Ragouten, oder wie
man ſie am beſten anwenden kan,
welches bey denen Beſchreibun-
gen ſolcher Eſſen hin und wieder
wird zu finden ſeyn.

Haffners,

Catharina, war eine beruffene
Zauberin und Hexe.

de la Hage,

Vantelaii, des Frantzoͤiſchen Ab-
gefandten an die Republic Vene-
dig Gemahlin; hatte die Lateini-
ſche Sprache ſo gruͤndlich inne, daß
der Autor des Buchs: Ms. Perrot
d’ Ablancourt vengé, ou Amelot de

la Hou-
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[0384] Haferg Haferw Haffners Hage und hernach auf der Muͤhle alſo zu- bereitet wird. Er giebet in der Haußhaltung nicht nur ein gutes Zugemuͤß, welches geſund iſt, wohl ſaͤttiget und naͤhret, ſondeꝛn es wer- den auch daraus gute Suppen und Bruͤhen fuͤr geſunde und krancke gekochet; dererjenigen Gruͤtzwuͤr- ſten, die man in Nordiſchen Gegen- den damit machet, anietzo zu ge- ſchweigen. Hier ſind Beſchrei- bungen den Hafergruͤtz zuzurichten 1) Hafergruͤtz in Milch gekochet; 2) Hafergruͤtz in Waſſer. Hafer-Gruͤtz in Milch gekocht, Leſet den Hafergruͤtze reinlich aus, heꝛnach ſetzet Milch zum Feuer, und laſſet ſie kochen; unter waͤh- renden kochen aber bruͤhet den Ha- fergruͤtze mit heiſſen Waſſer, ſchuͤt- tet ihn alsdenn in die Milch, damit ſolcher auch kochen moͤge; doch muß er oͤffters umgeruͤhret werden, ſonſt legt er ſich an. Wenn er bald ſoll angerichtet werden, ſo ſal- tzet ſolchen und ſchuͤttet ihn auf eine Schuͤſſel, machet auch in einer Pfanne braune Butter warm, und gieſſet ſie druͤber. Hafer-Gruͤtze in Waſſer, Leſet denſelben reinlich aus, wa- ſchet hernach ſolchen, und ſetzet ihn mit Waſſer zum Feuer, damit er kocht. Ihr muͤſſet ihn dan und wañ auch umruͤhren, ſonſt leget er ſich an. Hat er genug gekocht, ſo ſal- tzet ihn, ruͤhret ein ziemlich Stuͤck Butter drein, und richtet ihn an. Hafer-Wurtzel, Scorzonera (Viperina) Scor- ſonere, iſt eine ſuͤſſe, liebliche, ge- ſunde, zur Speiſe und Artzney die- nende Wurtzel, ſo aus Spanien in Franckreich und Teutſchland ge- bracht worden, woſelbſt ſie nun auch uͤberfluͤßig waͤchſt: wiewohl die auslaͤndiſche zur Artzney beſſer iſt, und alſo nicht leicht in die Kuͤche koͤmmt. Sie wird entweder mit Zucker eingemacher, und als ein kraͤfftig Præſervativ wieder gifftige Lufft gebrauchet, oder warm uͤber Fleiſch und Huͤner gekochet, oder kalt mit Eßig und Baumoͤl als ein Salat zugerichtet, da ſie denn auf beyderley Art vor eine delicateſſe pasſiret. Wie werth ſelbige die Frantzoſen halten, kan man daraus abnehmen, weil ein gewiſſer Fran- tzoͤiſcher Kuͤchenmeiſter ihr folgen- des Lob giebt: dieſe iſt unter allen Wurtzeln, die wir in Franckreich ha- ben, die allerkoͤſtlichſte, und nur die einige, ſo man durchs gantze Jahr eſſen kan; dieweil ſie niemahls, wie die andern Faͤden ſetzet. In teutſchẽ Kuͤchen wird zwar gedachte Wurtzel nicht viel gebraucht, auſſer bey Potagen, an Ragouten, oder wie man ſie am beſten anwenden kan, welches bey denen Beſchreibun- gen ſolcher Eſſen hin und wieder wird zu finden ſeyn. Haffners, Catharina, war eine beruffene Zauberin und Hexe. de la Hage, Vantelaii, des Frantzoͤiſchen Ab- gefandten an die Republic Vene- dig Gemahlin; hatte die Lateini- ſche Sprache ſo gruͤndlich inne, daß der Autor des Buchs: Ms. Perrot d’ Ablancourt vengé, ou Amelot de la Hou-

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Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/384>, abgerufen am 27.11.2024.