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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

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Gründling
sonderbaren Theologischen Wis-
senschafften begabet. Sie hat A.
1523. öffentlich eine Schrifft an
die Theologische Facultaet zu In-
golstadt ausgehen lassen, darinnen
sie die gantze Universitaet wegen
Verfolgung der Evangelischen
Christen ernstlich straffet, und sie
zum Kampff der Religion halber im
disputiren ausfodert. Ihre schö-
nen Episteln an Hertzog Wilhelm
in Bayern, Vid. Ludov. Rabum
im Märtyrer Buche P. 2. p. 375.
an Churfürst Friedrich in Sachsen,
an Pfaltz-Grafen Johannem, an
die Universitaet und Rath zu Ingol-
stadt, ingleichen an ihren Vetter
Adam von Thering, wie nicht weni-
ger etliche deutsche Verse, so an ei-
nen Studenten zu Ingolstadt ge-
schrieben, sind noch vorhanden, und
voll herrlicher Dinge und wahren
Evangelischen Eyfers. D. Luther
und Georg Spalatinus haben diese
Argulam sehr gerühmet. Vid. D.
Joh. Andr. Schmid. in Mulier. or-
thodox it. Luther.
in 9. Tom. Wit-
tenbergischer Schrifften: da sie hin-
gegen der eyfrige Papiste Jacobus
Gretserus
in seinem Luthero Acad.
p.
258. und in defension. Bellarmin.
T. I. l. 2. c.
15. aus unzeitigen Has-
se Medeam Lutherico & Anabapti-
stico genio plenissimam
nennet.

Gründling,

Fundulus, Goujon, dieses sind
kleine Fische, welche sich gerne in stei-
nigten und frischen Wassern aufhal-
ten. Weil sie etwas bitter schmecken,
pflegen die Frantzöischen Köche ei-
ne Hand voll Nesseln zu nehmen
und solche damit abzuschäumen,
wenn sie im sieden sind, wodurch sie
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Gründlinge
selbigen die Bitterkeit benehmen.
Sie sind gesunde Fische, welche auch
Patienten ohne Gefahr essen kön-
nen. Ihre Zubereitung ist unter-
schiedlich; 1) Gründlinge blau ge-
sotten; 2) Gründlinge mit einer
Butterbrühe; 3) Gründlinge mit
einer Butterbrühe und Eyern ab-
gezogen; 4) Gründlinge mit einer
sauren fricassee Sosse; 5) Gründ-
linge gebacken; 6) Gründlinge
mit zerlassener Butter.

Gründlinge blau gesotten,

Nehmet Gründlinge, waschet
solche sauber, thut sie in ein Ge-
schirr, sprenget Eßig drauf, setzet ei-
nen Fisch-Kessel mit Wasser, dessen
aber nicht zu viel seyn muß, aufs
Feuer, und werffet eine Hand voll
Saltz drein. Wenn nun das Was-
ser bald sieden will, so thut die Fi-
sche hinein, da werden sie schön blau,
lasset sie einen starcken Sud thun,
damit sie allezeit übersieden. Sind
selbe nun eingesotten, so hebet sie
vom Feuer, sprenget kalt Wasser
drauf, leget einen Bogen Papier
drüber, dann bleiben sie blau. Wolt
ihr solche anrichten, so streuet grüne
Petersilie drauf, und gebet Eßig
darzu. Ihr könnet auch eine Ser.
viette
drüber brechen und also zu-
gedeckt zu Tische tragen lassen.

Gründlinge mit einer But-
ter-Brühe,

Wenn die Gründlinge abgesot-
ten seynd, so setzet in einem Geschirr
ein Stück Butter aufs Feuer, werf-
fet geriebene Semmel, Muscaten-
Blüten, klein gehackte Petersilien,
und Wasser, so viel ihr meynet gnug
Brühe zu haben, daran, lasset dieses

durch

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Gruͤndling
ſonderbaren Theologiſchen Wiſ-
ſenſchafften begabet. Sie hat A.
1523. oͤffentlich eine Schrifft an
die Theologiſche Facultæt zu In-
golſtadt ausgehen laſſen, darinnen
ſie die gantze Univerſitæt wegen
Verfolgung der Evangeliſchen
Chriſten ernſtlich ſtraffet, und ſie
zum Kampff der Religion halber im
diſputiren ausfodert. Ihre ſchoͤ-
nen Epiſteln an Hertzog Wilhelm
in Bayern, Vid. Ludov. Rabum
im Maͤrtyrer Buche P. 2. p. 375.
an Churfuͤrſt Friedrich in Sachſen,
an Pfaltz-Grafen Johannem, an
die Univerſitæt und Rath zu Ingol-
ſtadt, ingleichen an ihren Vetter
Adam von Thering, wie nicht weni-
ger etliche deutſche Verſe, ſo an ei-
nen Studenten zu Ingolſtadt ge-
ſchrieben, ſind noch vorhanden, und
voll herrlicher Dinge und wahren
Evangeliſchen Eyfers. D. Luther
und Georg Spalatinus haben dieſe
Argulam ſehr geruͤhmet. Vid. D.
Joh. Andr. Schmid. in Mulier. or-
thodox it. Luther.
in 9. Tom. Wit-
tenbergiſcher Schrifften: da ſie hin-
gegen der eyfrige Papiſte Jacobus
Gretſerus
in ſeinem Luthero Acad.
p.
258. und in defenſion. Bellarmin.
T. I. l. 2. c.
15. aus unzeitigen Haſ-
ſe Medeam Lutherico & Anabapti-
ſtico genio plenisſimam
nennet.

Gruͤndling,

Fundulus, Goujon, dieſes ſind
kleine Fiſche, welche ſich geꝛne in ſtei-
nigten uñ friſchen Waſſern aufhal-
ten. Weil ſie etwas bitter ſchmecken,
pflegen die Frantzoͤiſchen Koͤche ei-
ne Hand voll Neſſeln zu nehmen
und ſolche damit abzuſchaͤumen,
wenn ſie im ſieden ſind, wodurch ſie
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Gruͤndlinge
ſelbigen die Bitterkeit benehmen.
Sie ſind geſunde Fiſche, welche auch
Patienten ohne Gefahr eſſen koͤn-
nen. Ihre Zubereitung iſt unter-
ſchiedlich; 1) Gruͤndlinge blau ge-
ſotten; 2) Gruͤndlinge mit einer
Butterbruͤhe; 3) Gruͤndlinge mit
einer Butterbruͤhe und Eyern ab-
gezogen; 4) Gruͤndlinge mit einer
ſauren fricaſſee Soſſe; 5) Gruͤnd-
linge gebacken; 6) Gruͤndlinge
mit zerlaſſener Butter.

Gruͤndlinge blau geſotten,

Nehmet Gruͤndlinge, waſchet
ſolche ſauber, thut ſie in ein Ge-
ſchirr, ſprenget Eßig drauf, ſetzet ei-
nen Fiſch-Keſſel mit Waſſer, deſſen
aber nicht zu viel ſeyn muß, aufs
Feuer, und werffet eine Hand voll
Saltz drein. Wenn nun das Waſ-
ſer bald ſieden will, ſo thut die Fi-
ſche hinein, da weꝛden ſie ſchoͤn blau,
laſſet ſie einen ſtarcken Sud thun,
damit ſie allezeit uͤberſieden. Sind
ſelbe nun eingeſotten, ſo hebet ſie
vom Feuer, ſprenget kalt Waſſer
drauf, leget einen Bogen Papier
druͤber, dann bleiben ſie blau. Wolt
ihr ſolche anrichten, ſo ſtreuet gruͤne
Peterſilie drauf, und gebet Eßig
darzu. Ihr koͤnnet auch eine Ser.
viette
druͤber brechen und alſo zu-
gedeckt zu Tiſche tragen laſſen.

Gruͤndlinge mit einer But-
ter-Bruͤhe,

Wenn die Gruͤndlinge abgeſot-
ten ſeynd, ſo ſetzet in einem Geſchirr
ein Stuͤck Butter aufs Feuer, werf-
fet geriebene Semmel, Muſcaten-
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[0370] Gruͤndling Gruͤndlinge ſonderbaren Theologiſchen Wiſ- ſenſchafften begabet. Sie hat A. 1523. oͤffentlich eine Schrifft an die Theologiſche Facultæt zu In- golſtadt ausgehen laſſen, darinnen ſie die gantze Univerſitæt wegen Verfolgung der Evangeliſchen Chriſten ernſtlich ſtraffet, und ſie zum Kampff der Religion halber im diſputiren ausfodert. Ihre ſchoͤ- nen Epiſteln an Hertzog Wilhelm in Bayern, Vid. Ludov. Rabum im Maͤrtyrer Buche P. 2. p. 375. an Churfuͤrſt Friedrich in Sachſen, an Pfaltz-Grafen Johannem, an die Univerſitæt und Rath zu Ingol- ſtadt, ingleichen an ihren Vetter Adam von Thering, wie nicht weni- ger etliche deutſche Verſe, ſo an ei- nen Studenten zu Ingolſtadt ge- ſchrieben, ſind noch vorhanden, und voll herrlicher Dinge und wahren Evangeliſchen Eyfers. D. Luther und Georg Spalatinus haben dieſe Argulam ſehr geruͤhmet. Vid. D. Joh. Andr. Schmid. in Mulier. or- thodox it. Luther. in 9. Tom. Wit- tenbergiſcher Schrifften: da ſie hin- gegen der eyfrige Papiſte Jacobus Gretſerus in ſeinem Luthero Acad. p. 258. und in defenſion. Bellarmin. T. I. l. 2. c. 15. aus unzeitigen Haſ- ſe Medeam Lutherico & Anabapti- ſtico genio plenisſimam nennet. Gruͤndling, Fundulus, Goujon, dieſes ſind kleine Fiſche, welche ſich geꝛne in ſtei- nigten uñ friſchen Waſſern aufhal- ten. Weil ſie etwas bitter ſchmecken, pflegen die Frantzoͤiſchen Koͤche ei- ne Hand voll Neſſeln zu nehmen und ſolche damit abzuſchaͤumen, wenn ſie im ſieden ſind, wodurch ſie ſelbigen die Bitterkeit benehmen. Sie ſind geſunde Fiſche, welche auch Patienten ohne Gefahr eſſen koͤn- nen. Ihre Zubereitung iſt unter- ſchiedlich; 1) Gruͤndlinge blau ge- ſotten; 2) Gruͤndlinge mit einer Butterbruͤhe; 3) Gruͤndlinge mit einer Butterbruͤhe und Eyern ab- gezogen; 4) Gruͤndlinge mit einer ſauren fricaſſee Soſſe; 5) Gruͤnd- linge gebacken; 6) Gruͤndlinge mit zerlaſſener Butter. Gruͤndlinge blau geſotten, Nehmet Gruͤndlinge, waſchet ſolche ſauber, thut ſie in ein Ge- ſchirr, ſprenget Eßig drauf, ſetzet ei- nen Fiſch-Keſſel mit Waſſer, deſſen aber nicht zu viel ſeyn muß, aufs Feuer, und werffet eine Hand voll Saltz drein. Wenn nun das Waſ- ſer bald ſieden will, ſo thut die Fi- ſche hinein, da weꝛden ſie ſchoͤn blau, laſſet ſie einen ſtarcken Sud thun, damit ſie allezeit uͤberſieden. Sind ſelbe nun eingeſotten, ſo hebet ſie vom Feuer, ſprenget kalt Waſſer drauf, leget einen Bogen Papier druͤber, dann bleiben ſie blau. Wolt ihr ſolche anrichten, ſo ſtreuet gruͤne Peterſilie drauf, und gebet Eßig darzu. Ihr koͤnnet auch eine Ser. viette druͤber brechen und alſo zu- gedeckt zu Tiſche tragen laſſen. Gruͤndlinge mit einer But- ter-Bruͤhe, Wenn die Gruͤndlinge abgeſot- ten ſeynd, ſo ſetzet in einem Geſchirr ein Stuͤck Butter aufs Feuer, werf- fet geriebene Semmel, Muſcaten- Bluͤten, klein gehackte Peterſilien, und Waſſer, ſo viel ihr meynet gnug Bruͤhe zu haben, daran, laſſet dieſes durch

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Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/370>, abgerufen am 28.11.2024.