Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Faul Favoret
nicht nur mit Sammet, Plüsch,
Damast, bunten Caton oder an-
dern wollenen Zeugen bekleidet,
auch mit dergleichen Couleur Cam-
panen
beschlagen, sondern auch mit
denen darauff gehörigen Matraz-
zen
und Haupt-Küssen beleget, der-
gleichen man in denen Putz-Stu-
ben des Frauenzimmers zu fin-
den pfleget.

Faul-Matten,

Sind eine gewisse Art kleiner
Holländischen geflochtenen De-
cken, so man vor die Thüren der
Zimmer zu legen pfleget, um die
Füsse sich daran abzustreichen und
zu saubern.

Fauna,

Eine Göttin der Keuschheit, der
die Römischen Weiber bey Nacht-
Zeit und verdeckten Fenstern und
Thüren opfferten, so gar, daß es vor
capital gehalten wurde, wenn eine
Manns-Person nur in ihren Tem-
pel hinein sahe.

Favoretten,

Seynd kleine von Haaren rund
zusammen gerollte Schnecklein, so
das Frauenzimmer um die Stirne
leget, und selbige mit Eyerweiß an-
klebet: werden entweder von eige-
genen oder falschen Haaren ge-
schlungen, zuweilen auffgekämmet
und auffgelockert, bißweilen aber
auch auffgewickelt und mit 2.
Creutzweiß gesteckten Nadeln be-
festiget.

Favoretten-Kämmlein. siehe
Kämmlein zun
Favoretten.
[Spaltenumbruch]
Fausta Fecher
Fausta,

Constantini M. Gemahlin, und
Käysers Maximiniani Heraclii
Tochter, eine abgünstige und unge-
wissenhaffte Dame, brachte es durch
falsche Anklage bey ihrem Gemahl
so weit, daß er ihren Stieff-Sohn
Crispum hinrichten ließ: als aber
nachgehends der Käyser seines
Sohnes Unschuld erfuhr, ließ er
die verläumderische Gemahlin
verbrennen.

Faustina,

Käysers Marci Aurelii geile und
unkeusche Gemahlin, so von solcher
Frechheit war, daß sie auch ihrem
Gemahl unter das Gesichte gesa-
get, sie wolle lieber sterben, als ohne
Buhlerey leben.

de la Fayette. siehe. de la
Vergne.
Februa,

Eine alte Göttin, welche der mo-
natlichen Zeit der Weiber vorstun-
de, und ihr deswegen geopffert
wurde: hieß auch sonsten Fluonia.

Fecher, Focher oder Sonnen-
Fecher,

Ist ein von zarten und mit aller-
hand Figuren übermahlten Pa-
pier, Leder, auch Taffet oder Atlas
kleiner zusammen gelegter und über
zarte Stäblein gefaltener Schirm,
auf vielerley facon gemacht, dessen
sich das Frauenzimmer durch Aus-
spannung und Vorhaltung, zur
Sommers-Zeit, wieder die Sonne
und deren Wärme zu bedienen pfle-
get. Man hat an etlichen Orten

derglei-

[Spaltenumbruch]

Faul Favoret
nicht nur mit Sammet, Pluͤſch,
Damaſt, bunten Caton oder an-
dern wollenen Zeugen bekleidet,
auch mit dergleichen Couleur Cam-
panen
beſchlagen, ſondern auch mit
denen darauff gehoͤrigen Matraz-
zen
und Haupt-Kuͤſſen beleget, der-
gleichen man in denen Putz-Stu-
ben des Frauenzimmers zu fin-
den pfleget.

Faul-Matten,

Sind eine gewiſſe Art kleiner
Hollaͤndiſchen geflochtenen De-
cken, ſo man vor die Thuͤren der
Zimmer zu legen pfleget, um die
Fuͤſſe ſich daran abzuſtreichen und
zu ſaubern.

Fauna,

Eine Goͤttin der Keuſchheit, der
die Roͤmiſchen Weiber bey Nacht-
Zeit und verdeckten Fenſtern und
Thuͤren opfferten, ſo gar, daß es vor
capital gehalten wurde, wenn eine
Manns-Perſon nur in ihren Tem-
pel hinein ſahe.

Favoretten,

Seynd kleine von Haaren rund
zuſammen gerollte Schnecklein, ſo
das Frauenzimmer um die Stirne
leget, und ſelbige mit Eyerweiß an-
klebet: werden entweder von eige-
genen oder falſchen Haaren ge-
ſchlungen, zuweilen auffgekaͤmmet
und auffgelockert, bißweilen aber
auch auffgewickelt und mit 2.
Creutzweiß geſteckten Nadeln be-
feſtiget.

Favoretten-Kaͤmmlein. ſiehe
Kaͤm̃lein zun
Favoretten.
[Spaltenumbruch]
Fauſta Fecher
Fauſta,

Conſtantini M. Gemahlin, und
Kaͤyſers Maximiniani Heraclii
Tochter, eine abguͤnſtige und unge-
wiſſenhaffte Dame, brachte es durch
falſche Anklage bey ihrem Gemahl
ſo weit, daß er ihren Stieff-Sohn
Criſpum hinrichten ließ: als aber
nachgehends der Kaͤyſer ſeines
Sohnes Unſchuld erfuhr, ließ er
die verlaͤumderiſche Gemahlin
verbrennen.

Fauſtina,

Kaͤyſers Marci Aurelii geile und
unkeuſche Gemahlin, ſo von ſolcher
Frechheit war, daß ſie auch ihrem
Gemahl unter das Geſichte geſa-
get, ſie wolle lieber ſterben, als ohne
Buhlerey leben.

de la Fayette. ſiehe. de la
Vergne.
Februa,

Eine alte Goͤttin, welche der mo-
natlichen Zeit der Weiber vorſtun-
de, und ihr deswegen geopffert
wurde: hieß auch ſonſten Fluonia.

Fecher, Focher oder Sonnen-
Fecher,

Iſt ein von zarten und mit aller-
hand Figuren uͤbermahlten Pa-
pier, Leder, auch Taffet oder Atlas
kleiner zuſammen gelegter und uͤber
zarte Staͤblein gefaltener Schirm,
auf vielerley façon gemacht, deſſen
ſich das Frauenzimmer durch Aus-
ſpannung und Vorhaltung, zur
Sommers-Zeit, wieder die Sonne
und deren Waͤrme zu bedienen pfle-
get. Man hat an etlichen Orten

derglei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0286"/><cb n="527"/><lb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Faul Favoret</hi></fw><lb/>
nicht nur mit Sammet, Plu&#x0364;&#x017F;ch,<lb/>
Dama&#x017F;t, bunten <hi rendition="#aq">Caton</hi> oder an-<lb/>
dern wollenen Zeugen bekleidet,<lb/>
auch mit dergleichen <hi rendition="#aq">Couleur Cam-<lb/>
panen</hi> be&#x017F;chlagen, &#x017F;ondern auch mit<lb/>
denen darauff geho&#x0364;rigen <hi rendition="#aq">Matraz-<lb/>
zen</hi> und Haupt-Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en beleget, der-<lb/>
gleichen man in denen Putz-Stu-<lb/>
ben des Frauenzimmers zu fin-<lb/>
den pfleget.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Faul-Matten,</hi> </head><lb/>
          <p>Sind eine gewi&#x017F;&#x017F;e Art kleiner<lb/>
Holla&#x0364;ndi&#x017F;chen geflochtenen De-<lb/>
cken, &#x017F;o man vor die Thu&#x0364;ren der<lb/>
Zimmer zu legen pfleget, um die<lb/>
Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich daran abzu&#x017F;treichen und<lb/>
zu &#x017F;aubern.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">Fauna,</hi> </head><lb/>
          <p>Eine Go&#x0364;ttin der Keu&#x017F;chheit, der<lb/>
die Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Weiber bey Nacht-<lb/>
Zeit und verdeckten Fen&#x017F;tern und<lb/>
Thu&#x0364;ren opfferten, &#x017F;o gar, daß es vor<lb/><hi rendition="#aq">capital</hi> gehalten wurde, wenn eine<lb/>
Manns-Per&#x017F;on nur in ihren Tem-<lb/>
pel hinein &#x017F;ahe.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">Favoretten,</hi> </head><lb/>
          <p>Seynd kleine von Haaren rund<lb/>
zu&#x017F;ammen gerollte Schnecklein, &#x017F;o<lb/>
das Frauenzimmer um die Stirne<lb/>
leget, und &#x017F;elbige mit Eyerweiß an-<lb/>
klebet: werden entweder von eige-<lb/>
genen oder fal&#x017F;chen Haaren ge-<lb/>
&#x017F;chlungen, zuweilen auffgeka&#x0364;mmet<lb/>
und auffgelockert, bißweilen aber<lb/>
auch auffgewickelt und mit 2.<lb/>
Creutzweiß ge&#x017F;teckten Nadeln be-<lb/>
fe&#x017F;tiget.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#aq">Favoretten</hi>-<hi rendition="#b">Ka&#x0364;mmlein. &#x017F;iehe<lb/>
Ka&#x0364;m&#x0303;lein zun</hi><hi rendition="#aq">Favoretten.</hi></head><lb/>
          <cb n="528"/>
        </div><lb/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Fau&#x017F;ta Fecher</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">Fau&#x017F;ta,</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Con&#x017F;tantini M.</hi> Gemahlin, und<lb/>
Ka&#x0364;y&#x017F;ers <hi rendition="#aq">Maximiniani Heraclii</hi><lb/>
Tochter, eine abgu&#x0364;n&#x017F;tige und unge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;enhaffte <hi rendition="#aq">Dame,</hi> brachte es durch<lb/>
fal&#x017F;che Anklage bey ihrem Gemahl<lb/>
&#x017F;o weit, daß er ihren Stieff-Sohn<lb/><hi rendition="#aq">Cri&#x017F;pum</hi> hinrichten ließ: als aber<lb/>
nachgehends der Ka&#x0364;y&#x017F;er &#x017F;eines<lb/>
Sohnes Un&#x017F;chuld erfuhr, ließ er<lb/>
die verla&#x0364;umderi&#x017F;che Gemahlin<lb/>
verbrennen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">Fau&#x017F;tina,</hi> </head><lb/>
          <p>Ka&#x0364;y&#x017F;ers <hi rendition="#aq">Marci Aurelii</hi> geile und<lb/>
unkeu&#x017F;che Gemahlin, &#x017F;o von &#x017F;olcher<lb/>
Frechheit war, daß &#x017F;ie auch ihrem<lb/>
Gemahl unter das Ge&#x017F;ichte ge&#x017F;a-<lb/>
get, &#x017F;ie wolle lieber &#x017F;terben, als ohne<lb/>
Buhlerey leben.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#aq">de la Fayette.</hi> &#x017F;iehe. <hi rendition="#aq">de la<lb/>
Vergne.</hi></head>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">Februa,</hi> </head><lb/>
          <p>Eine alte Go&#x0364;ttin, welche der mo-<lb/>
natlichen Zeit der Weiber vor&#x017F;tun-<lb/>
de, und ihr deswegen geopffert<lb/>
wurde: hieß auch &#x017F;on&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Fluonia.</hi></p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fecher, Focher oder Sonnen-<lb/>
Fecher,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t ein von zarten und mit aller-<lb/>
hand Figuren u&#x0364;bermahlten Pa-<lb/>
pier, Leder, auch Taffet oder Atlas<lb/>
kleiner zu&#x017F;ammen gelegter und u&#x0364;ber<lb/>
zarte Sta&#x0364;blein gefaltener Schirm,<lb/>
auf vielerley <hi rendition="#aq">façon</hi> gemacht, de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ich das Frauenzimmer durch Aus-<lb/>
&#x017F;pannung und Vorhaltung, zur<lb/>
Sommers-Zeit, wieder die Sonne<lb/>
und deren Wa&#x0364;rme zu bedienen pfle-<lb/>
get. Man hat an etlichen Orten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">derglei-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0286] Faul Favoret Fauſta Fecher nicht nur mit Sammet, Pluͤſch, Damaſt, bunten Caton oder an- dern wollenen Zeugen bekleidet, auch mit dergleichen Couleur Cam- panen beſchlagen, ſondern auch mit denen darauff gehoͤrigen Matraz- zen und Haupt-Kuͤſſen beleget, der- gleichen man in denen Putz-Stu- ben des Frauenzimmers zu fin- den pfleget. Faul-Matten, Sind eine gewiſſe Art kleiner Hollaͤndiſchen geflochtenen De- cken, ſo man vor die Thuͤren der Zimmer zu legen pfleget, um die Fuͤſſe ſich daran abzuſtreichen und zu ſaubern. Fauna, Eine Goͤttin der Keuſchheit, der die Roͤmiſchen Weiber bey Nacht- Zeit und verdeckten Fenſtern und Thuͤren opfferten, ſo gar, daß es vor capital gehalten wurde, wenn eine Manns-Perſon nur in ihren Tem- pel hinein ſahe. Favoretten, Seynd kleine von Haaren rund zuſammen gerollte Schnecklein, ſo das Frauenzimmer um die Stirne leget, und ſelbige mit Eyerweiß an- klebet: werden entweder von eige- genen oder falſchen Haaren ge- ſchlungen, zuweilen auffgekaͤmmet und auffgelockert, bißweilen aber auch auffgewickelt und mit 2. Creutzweiß geſteckten Nadeln be- feſtiget. Favoretten-Kaͤmmlein. ſiehe Kaͤm̃lein zun Favoretten. Fauſta, Conſtantini M. Gemahlin, und Kaͤyſers Maximiniani Heraclii Tochter, eine abguͤnſtige und unge- wiſſenhaffte Dame, brachte es durch falſche Anklage bey ihrem Gemahl ſo weit, daß er ihren Stieff-Sohn Criſpum hinrichten ließ: als aber nachgehends der Kaͤyſer ſeines Sohnes Unſchuld erfuhr, ließ er die verlaͤumderiſche Gemahlin verbrennen. Fauſtina, Kaͤyſers Marci Aurelii geile und unkeuſche Gemahlin, ſo von ſolcher Frechheit war, daß ſie auch ihrem Gemahl unter das Geſichte geſa- get, ſie wolle lieber ſterben, als ohne Buhlerey leben. de la Fayette. ſiehe. de la Vergne. Februa, Eine alte Goͤttin, welche der mo- natlichen Zeit der Weiber vorſtun- de, und ihr deswegen geopffert wurde: hieß auch ſonſten Fluonia. Fecher, Focher oder Sonnen- Fecher, Iſt ein von zarten und mit aller- hand Figuren uͤbermahlten Pa- pier, Leder, auch Taffet oder Atlas kleiner zuſammen gelegter und uͤber zarte Staͤblein gefaltener Schirm, auf vielerley façon gemacht, deſſen ſich das Frauenzimmer durch Aus- ſpannung und Vorhaltung, zur Sommers-Zeit, wieder die Sonne und deren Waͤrme zu bedienen pfle- get. Man hat an etlichen Orten derglei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/286
Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/286>, abgerufen am 22.11.2024.