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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

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Stachelnüsse
thun, und entweder die unzeitigen
an junge Hüner und dergleichen zu
kochen, wovon sie einen annehmli-
chen Geschmack bekommen, oder sie
schlagen sie in gewisse Torten, wel-
che gewiß nicht uneben schmecken.

Stachelnüsse, oder, Wasser-
Nüsse,

Tribuli aquatici, Chataignes d'
Eau,
sind dreyeckigte Nüsse mit eben
so vielen Spitzen und Stacheln
versehen. Sie wachsen in Seen,
Weihern, Teichen und Stadt-
Gräben, dahero sie auch See- oder
Weiher-Nüsse genennet werden.
Ihrem Geschmack nach sind sie süs-
se; verursachen aber bey vielen Ge-
brauch Blehungen und Winde.
Doch sollen sie mit Honig-Wasser
gekocht, ein gut Gurgelwasser zu
Mund- und Hals-Geschwüren,
wie auch zum faulen Zahnfleisch
abgeben. Ein mehrers hat sich
ein Curieuser aus Kirchmayers
Disp. de Tribulis potissimum aqua-
ticis
zu erhohlen. Der Koch
brauchet die Stachel-Nüsse entwe-
der an andere Essen oder bereitet
sie auf folgende Art. 1) Stachel-
Nüsse zu putzen; 2) Stachelnüsse
zu kochen.

Stachel-Nüsse zu putzen,

Wenn diese aus dem Teich kom-
men, so leset sie sauber aus, schüttet
sie hernach in einen Kessel oder höl-
tzernen Stutz, giesset Wasser dar-
auf, rühret sie mit einem neuen
Besen brav um, und waschet sie
alsdenn wieder aus.

Stachel-Nüsse zukochen,

Sind diese vorher beschriebener
[Spaltenumbruch]

Stadt Ständ
massen gereiniget, so thut sie in ei-
nen Kessel, giesset Wasser darauf,
setzet sie aufs Feuer, und lasset sie ei-
ne gute halbe Stunde sieden.
Darnach breitet eine Serviette auf
eine Schüssel und richtet solche dar-
auf an, decket sie zu, gebet sie hin,
und lasset darzu frische Butter und
Pfeffer aufsetzen, will man solche
wie Castanien brauchen, so müssen
sie mitten entzwey geschnitten, die
Kern heraus gethan, und denn an
Braunkohl, wie Castanien geworf-
fen werden.

Stadt-Mutter,

Heisset an etlichen Orten die äl-
teste und vornehmste Matrone in
der Stadt.

Stählgen vor die Kinder,

Ist ein zartes von Stahl verfer-
tigtes Instrument, oben her etwas
breitrund zubereitet, so man den
kleinen Kindern an ein Band an
zuhengen, und selbigen damit, wenn
ihnen bey dem Zahnhecken das
Zahnfleisch juckt und brennt, in den
Mäulgen herum fähret, um die Hi-
tze dadurch ein wenig abzukühlen.

Stangen-Leinwand,

Ist eine gewisse Art einer gemo-
delten und überschlagenen weissen
Leinwand, doch nicht so dichte als
Zwillig, woraus das Frauenzim-
mer allerhand Geräthe, als Tischtü-
cher, Servietten, Quehlen, Vor-
hänge und andere Sachen zu
schneiden pfleget.

Ständgen,

Ist eine nächtliche Music, so ein
Amante seiner Geliebten durch an-

dere
O o o 2

[Spaltenumbruch]

Stachelnuͤſſe
thun, und entweder die unzeitigen
an junge Huͤner und dergleichen zu
kochen, wovon ſie einen annehmli-
chen Geſchmack bekommen, oder ſie
ſchlagen ſie in gewiſſe Torten, wel-
che gewiß nicht uneben ſchmecken.

Stachelnuͤſſe, oder, Waſſer-
Nuͤſſe,

Tribuli aquatici, Chataignes d’
Eau,
ſind dreyeckigte Nuͤſſe mit eben
ſo vielen Spitzen und Stacheln
verſehen. Sie wachſen in Seen,
Weihern, Teichen und Stadt-
Graͤben, dahero ſie auch See- oder
Weiher-Nuͤſſe genennet werden.
Ihrem Geſchmack nach ſind ſie ſuͤſ-
ſe; verurſachen aber bey vielen Ge-
brauch Blehungen und Winde.
Doch ſollen ſie mit Honig-Waſſer
gekocht, ein gut Gurgelwaſſer zu
Mund- und Hals-Geſchwuͤren,
wie auch zum faulen Zahnfleiſch
abgeben. Ein mehrers hat ſich
ein Curieuſer aus Kirchmayers
Diſp. de Tribulis potisſimum aqua-
ticis
zu erhohlen. Der Koch
brauchet die Stachel-Nuͤſſe entwe-
der an andere Eſſen oder bereitet
ſie auf folgende Art. 1) Stachel-
Nuͤſſe zu putzen; 2) Stachelnuͤſſe
zu kochen.

Stachel-Nuͤſſe zu putzen,

Wenn dieſe aus dem Teich kom-
men, ſo leſet ſie ſauber aus, ſchuͤttet
ſie hernach in einen Keſſel oder hoͤl-
tzernen Stutz, gieſſet Waſſer dar-
auf, ruͤhret ſie mit einem neuen
Beſen brav um, und waſchet ſie
alsdenn wieder aus.

Stachel-Nuͤſſe zukochen,

Sind dieſe vorher beſchriebener
[Spaltenumbruch]

Stadt Staͤnd
maſſen gereiniget, ſo thut ſie in ei-
nen Keſſel, gieſſet Waſſer darauf,
ſetzet ſie aufs Feuer, und laſſet ſie ei-
ne gute halbe Stunde ſieden.
Darnach breitet eine Serviette auf
eine Schuͤſſel und richtet ſolche dar-
auf an, decket ſie zu, gebet ſie hin,
und laſſet darzu friſche Butter und
Pfeffer aufſetzen, will man ſolche
wie Caſtanien brauchen, ſo muͤſſen
ſie mitten entzwey geſchnitten, die
Kern heraus gethan, und denn an
Braunkohl, wie Caſtanien geworf-
fen werden.

Stadt-Mutter,

Heiſſet an etlichen Orten die aͤl-
teſte und vornehmſte Matrone in
der Stadt.

Staͤhlgen vor die Kinder,

Iſt ein zartes von Stahl verfer-
tigtes Inſtrument, oben her etwas
breitrund zubereitet, ſo man den
kleinen Kindern an ein Band an
zuhengen, und ſelbigen damit, weñ
ihnen bey dem Zahnhecken das
Zahnfleiſch juckt und brennt, in den
Maͤulgen herum faͤhret, um die Hi-
tze dadurch ein wenig abzukuͤhlen.

Stangen-Leinwand,

Iſt eine gewiſſe Art einer gemo-
delten und uͤberſchlagenen weiſſen
Leinwand, doch nicht ſo dichte als
Zwillig, woraus das Frauenzim-
mer allerhand Geraͤthe, als Tiſchtuͤ-
cher, Servietten, Quehlen, Vor-
haͤnge und andere Sachen zu
ſchneiden pfleget.

Staͤndgen,

Iſt eine naͤchtliche Muſic, ſo ein
Amante ſeiner Geliebten durch an-

dere
O o o 2
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[0969] Stachelnuͤſſe Stadt Staͤnd thun, und entweder die unzeitigen an junge Huͤner und dergleichen zu kochen, wovon ſie einen annehmli- chen Geſchmack bekommen, oder ſie ſchlagen ſie in gewiſſe Torten, wel- che gewiß nicht uneben ſchmecken. Stachelnuͤſſe, oder, Waſſer- Nuͤſſe, Tribuli aquatici, Chataignes d’ Eau, ſind dreyeckigte Nuͤſſe mit eben ſo vielen Spitzen und Stacheln verſehen. Sie wachſen in Seen, Weihern, Teichen und Stadt- Graͤben, dahero ſie auch See- oder Weiher-Nuͤſſe genennet werden. Ihrem Geſchmack nach ſind ſie ſuͤſ- ſe; verurſachen aber bey vielen Ge- brauch Blehungen und Winde. Doch ſollen ſie mit Honig-Waſſer gekocht, ein gut Gurgelwaſſer zu Mund- und Hals-Geſchwuͤren, wie auch zum faulen Zahnfleiſch abgeben. Ein mehrers hat ſich ein Curieuſer aus Kirchmayers Diſp. de Tribulis potisſimum aqua- ticis zu erhohlen. Der Koch brauchet die Stachel-Nuͤſſe entwe- der an andere Eſſen oder bereitet ſie auf folgende Art. 1) Stachel- Nuͤſſe zu putzen; 2) Stachelnuͤſſe zu kochen. Stachel-Nuͤſſe zu putzen, Wenn dieſe aus dem Teich kom- men, ſo leſet ſie ſauber aus, ſchuͤttet ſie hernach in einen Keſſel oder hoͤl- tzernen Stutz, gieſſet Waſſer dar- auf, ruͤhret ſie mit einem neuen Beſen brav um, und waſchet ſie alsdenn wieder aus. Stachel-Nuͤſſe zukochen, Sind dieſe vorher beſchriebener maſſen gereiniget, ſo thut ſie in ei- nen Keſſel, gieſſet Waſſer darauf, ſetzet ſie aufs Feuer, und laſſet ſie ei- ne gute halbe Stunde ſieden. Darnach breitet eine Serviette auf eine Schuͤſſel und richtet ſolche dar- auf an, decket ſie zu, gebet ſie hin, und laſſet darzu friſche Butter und Pfeffer aufſetzen, will man ſolche wie Caſtanien brauchen, ſo muͤſſen ſie mitten entzwey geſchnitten, die Kern heraus gethan, und denn an Braunkohl, wie Caſtanien geworf- fen werden. Stadt-Mutter, Heiſſet an etlichen Orten die aͤl- teſte und vornehmſte Matrone in der Stadt. Staͤhlgen vor die Kinder, Iſt ein zartes von Stahl verfer- tigtes Inſtrument, oben her etwas breitrund zubereitet, ſo man den kleinen Kindern an ein Band an zuhengen, und ſelbigen damit, weñ ihnen bey dem Zahnhecken das Zahnfleiſch juckt und brennt, in den Maͤulgen herum faͤhret, um die Hi- tze dadurch ein wenig abzukuͤhlen. Stangen-Leinwand, Iſt eine gewiſſe Art einer gemo- delten und uͤberſchlagenen weiſſen Leinwand, doch nicht ſo dichte als Zwillig, woraus das Frauenzim- mer allerhand Geraͤthe, als Tiſchtuͤ- cher, Servietten, Quehlen, Vor- haͤnge und andere Sachen zu ſchneiden pfleget. Staͤndgen, Iſt eine naͤchtliche Muſic, ſo ein Amante ſeiner Geliebten durch an- dere O o o 2

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Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/969>, abgerufen am 27.11.2024.