lebhaft -- "das einzig Vernünftige heute -- versteht sich .."
"Ob ich gerade regelrechter ,Antisemit' bin -- ,Antisemit' mit allen Chikanen -- -- das -- das weiß ich eigentlich nicht recht, Herr Referendar .. Aber ich glaube kaum .. Die Frage, die gewiß eine "moderne" und zudem gewiß auch eine sehr "brennende" ist, bedeutet bei mir weniger eine neutrale Angelegenheit des Intellekts mit dem Stempel der Selbstverständlichkeit -- selbstverständlich aus wirthschaftlichen, politischen, socialen, philoso- phischen und tausend anderen ,Vernunfts'-Gründen -- als vielmehr eine Art von Herzensbedürfniß .. Meine Weltanschauung ist, den Haupttendenzen, der Polarität meiner Natur gemäß, eine vorwiegend ästhetische .. Sogenannte "Principien" habe ich nicht, höchstens nur in sehr schwachen Ansätzen -- sie "liegen" meiner Natur nicht .. und ich halte sie darum für geschmacklos und langweilig .. u. s. w. -- aber verzeihen Sie! -- ich bin ganz abgeschweift -- --"
",Abgeschwiffen' -- pflegte Otto von Galdern immer zu sagen" -- warf Herr Quöck lachend ein.
"Also! . ja! . -- sehen Sie" -- nahm Adam das Gespräch wieder auf, halb zu Lydia, halb zu Oettinger hingewendet -- "der große Marx z. B. war auch ein Jude -- dann Lassalle -- und nehmen wir Heine, Börne -- --"
"Marx? -- Marx? -- Ist das nicht -- nicht der ... der --"
"Ganz recht, Herr Referendar, der ... der --
lebhaft — „das einzig Vernünftige heute — verſteht ſich ..“
„Ob ich gerade regelrechter ‚Antiſemit‘ bin — ‚Antiſemit‘ mit allen Chikanen — — das — das weiß ich eigentlich nicht recht, Herr Referendar .. Aber ich glaube kaum .. Die Frage, die gewiß eine „moderne“ und zudem gewiß auch eine ſehr „brennende“ iſt, bedeutet bei mir weniger eine neutrale Angelegenheit des Intellekts mit dem Stempel der Selbſtverſtändlichkeit — ſelbſtverſtändlich aus wirthſchaftlichen, politiſchen, ſocialen, philoſo- phiſchen und tauſend anderen ‚Vernunfts‘-Gründen — als vielmehr eine Art von Herzensbedürfniß .. Meine Weltanſchauung iſt, den Haupttendenzen, der Polarität meiner Natur gemäß, eine vorwiegend äſthetiſche .. Sogenannte „Principien“ habe ich nicht, höchſtens nur in ſehr ſchwachen Anſätzen — ſie „liegen“ meiner Natur nicht .. und ich halte ſie darum für geſchmacklos und langweilig .. u. ſ. w. — aber verzeihen Sie! — ich bin ganz abgeſchweift — —“
„‚Abgeſchwiffen‘ — pflegte Otto von Galdern immer zu ſagen“ — warf Herr Quöck lachend ein.
„Alſo! . ja! . — ſehen Sie“ — nahm Adam das Geſpräch wieder auf, halb zu Lydia, halb zu Oettinger hingewendet — „der große Marx z. B. war auch ein Jude — dann Laſſalle — und nehmen wir Heine, Börne — —“
„Marx? — Marx? — Iſt das nicht — nicht der ... der —“
„Ganz recht, Herr Referendar, der ... der —
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lebhaft — „das einzig Vernünftige heute —
verſteht ſich ..“
„Ob ich gerade regelrechter ‚Antiſemit‘ bin —
‚Antiſemit‘ mit allen Chikanen — — das — das
weiß ich eigentlich nicht recht, Herr Referendar ..
Aber ich glaube kaum .. Die Frage, die gewiß
eine „moderne“ und zudem gewiß auch eine ſehr
„brennende“ iſt, bedeutet bei mir weniger eine
neutrale Angelegenheit des Intellekts mit dem
Stempel der Selbſtverſtändlichkeit — ſelbſtverſtändlich
aus wirthſchaftlichen, politiſchen, ſocialen, philoſo-
phiſchen und tauſend anderen ‚Vernunfts‘-Gründen —
als vielmehr eine Art von Herzensbedürfniß .. Meine
Weltanſchauung iſt, den Haupttendenzen, der Polarität
meiner Natur gemäß, eine vorwiegend äſthetiſche ..
Sogenannte „Principien“ habe ich nicht, höchſtens nur
in ſehr ſchwachen Anſätzen — ſie „liegen“ meiner Natur
nicht .. und ich halte ſie darum für geſchmacklos und
langweilig .. u. ſ. w. — aber verzeihen Sie! — ich bin
ganz abgeſchweift — —“
„‚Abgeſchwiffen‘ — pflegte Otto von Galdern
immer zu ſagen“ — warf Herr Quöck lachend ein.
„Alſo! . ja! . — ſehen Sie“ — nahm Adam
das Geſpräch wieder auf, halb zu Lydia, halb zu
Oettinger hingewendet — „der große Marx z. B.
war auch ein Jude — dann Laſſalle — und nehmen
wir Heine, Börne — —“
„Marx? — Marx? — Iſt das nicht — nicht
der ... der —“
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/67>, abgerufen am 24.11.2024.
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