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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].

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gemüthlich mit, gehe auf Euch und Euere abge-
standenen Lebensspäße und Interimsmätzchen ein --
um nachher mich selber desto mehr auszulachen ...
Ja! Ja! Diese einsamen Stunden der Sammlung,
der Rückschau, der Reue, des Beisichseins! Da er-
lebt man 'was! Manchmal allerdings auch Nichts.
Und dann geht man wieder hinaus, die Menschen
kommen zu Einem oder man sucht sie auf, man
plaudert mit ihnen, man langweilt sich mit ihnen,
man rempelt sie an, man klappert mit ihnen zu-
sammen, die Zungen balgen sich, zuweilen wohl auch
die gesammten ehrenwerthen Leiblichkeiten -- und
so gehts fort, einen Tag wie alle Tage ... Man
wird älter, enger, die Ausschweifungen, die doch nur
die Folgen von großen, elementaren Jugendleiden-
schaften der Seele waren, rächen sich, die Nerven
rebelliren, man merkt: es geht mit dem ganzen
Kerl bergab .. Na! Und man läßt's halt gehen ..
Was bleibt Einem auch übrig! Nur manchmal, erst
seltener, dann häufiger, tauchen so allerhand verflucht
faule, weil arg philiströse Gefühle und Wünsche auf,
die großen Stunden werden immer seltener, man
schmilzt sich unwillkürlich immer natürlicher und
zwangloser der Masse ein, in so vielen Punkten
geht das Sonderbewußtsein ganz flöten, man sehnt
sich nach einem engeren Kreise, einer festeren Scholle,
einer gesicherteren Stätte, allwo man in Frieden
leben, vielleicht auch noch 'n Bissel schaffen und
wirken und nachher in Frieden sterben darf, nachdem
man noch Dies und Das von der Welt und ihren

gemüthlich mit, gehe auf Euch und Euere abge-
ſtandenen Lebensſpäße und Interimsmätzchen ein —
um nachher mich ſelber deſto mehr auszulachen ...
Ja! Ja! Dieſe einſamen Stunden der Sammlung,
der Rückſchau, der Reue, des Beiſichſeins! Da er-
lebt man 'was! Manchmal allerdings auch Nichts.
Und dann geht man wieder hinaus, die Menſchen
kommen zu Einem oder man ſucht ſie auf, man
plaudert mit ihnen, man langweilt ſich mit ihnen,
man rempelt ſie an, man klappert mit ihnen zu-
ſammen, die Zungen balgen ſich, zuweilen wohl auch
die geſammten ehrenwerthen Leiblichkeiten — und
ſo gehts fort, einen Tag wie alle Tage ... Man
wird älter, enger, die Ausſchweifungen, die doch nur
die Folgen von großen, elementaren Jugendleiden-
ſchaften der Seele waren, rächen ſich, die Nerven
rebelliren, man merkt: es geht mit dem ganzen
Kerl bergab .. Na! Und man läßt's halt gehen ..
Was bleibt Einem auch übrig! Nur manchmal, erſt
ſeltener, dann häufiger, tauchen ſo allerhand verflucht
faule, weil arg philiſtröſe Gefühle und Wünſche auf,
die großen Stunden werden immer ſeltener, man
ſchmilzt ſich unwillkürlich immer natürlicher und
zwangloſer der Maſſe ein, in ſo vielen Punkten
geht das Sonderbewußtſein ganz flöten, man ſehnt
ſich nach einem engeren Kreiſe, einer feſteren Scholle,
einer geſicherteren Stätte, allwo man in Frieden
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wirken und nachher in Frieden ſterben darf, nachdem
man noch Dies und Das von der Welt und ihren

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[447/0455] gemüthlich mit, gehe auf Euch und Euere abge- ſtandenen Lebensſpäße und Interimsmätzchen ein — um nachher mich ſelber deſto mehr auszulachen ... Ja! Ja! Dieſe einſamen Stunden der Sammlung, der Rückſchau, der Reue, des Beiſichſeins! Da er- lebt man 'was! Manchmal allerdings auch Nichts. Und dann geht man wieder hinaus, die Menſchen kommen zu Einem oder man ſucht ſie auf, man plaudert mit ihnen, man langweilt ſich mit ihnen, man rempelt ſie an, man klappert mit ihnen zu- ſammen, die Zungen balgen ſich, zuweilen wohl auch die geſammten ehrenwerthen Leiblichkeiten — und ſo gehts fort, einen Tag wie alle Tage ... Man wird älter, enger, die Ausſchweifungen, die doch nur die Folgen von großen, elementaren Jugendleiden- ſchaften der Seele waren, rächen ſich, die Nerven rebelliren, man merkt: es geht mit dem ganzen Kerl bergab .. Na! Und man läßt's halt gehen .. Was bleibt Einem auch übrig! Nur manchmal, erſt ſeltener, dann häufiger, tauchen ſo allerhand verflucht faule, weil arg philiſtröſe Gefühle und Wünſche auf, die großen Stunden werden immer ſeltener, man ſchmilzt ſich unwillkürlich immer natürlicher und zwangloſer der Maſſe ein, in ſo vielen Punkten geht das Sonderbewußtſein ganz flöten, man ſehnt ſich nach einem engeren Kreiſe, einer feſteren Scholle, einer geſicherteren Stätte, allwo man in Frieden leben, vielleicht auch noch 'n Biſſel ſchaffen und wirken und nachher in Frieden ſterben darf, nachdem man noch Dies und Das von der Welt und ihren

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Zitationshilfe: Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/455>, abgerufen am 22.11.2024.