"Herr Doctor, 'ne Dame ist draußen, die Sie sprechen will --"
"'Ne Dame --?"
"Ja!"
"Hat sie denn ihren Namen nicht genannt --?"
"Nee! Sie sagte man bloß, sie müßte Sie sofort sprechen --"
"Nun -- ich lasse bitten --"
Emmy stand auf der Schwelle.
"Emmy --!"
"Verzeih', Adam, daß ich so früh -- ich komme -- Ihr wollt Euch -- --"
Sie war sehr verwirrt und verlegen, die schöne Sünderin -- eine Erscheinung, die Adam noch gar nicht bei ihr beobachtet hatte.
Sie stand noch immer an der Thür und irrte unsicheren Blickes im Zimmer herum, schlug nun die Augen nieder und vermied es, Adam anzusehen. Jetzt entdeckte sie zufällig Hedwigs Hut, der auf einem Stuhl neben dem Sopha lag.
Adam entging es nicht, wie sie erschreckend zu- sammenfuhr. Er lächelte.
"Du hast, Adam --"
"Was denn, Emmy? Aber bitte -- willst Du Dich nicht setzen? Und willst Du mir nicht den Grund Deines Kommens nennen? Es muß doch .. muß doch etwas Besonderes vorliegen -- nicht? -- oder sollte ich mich irren --?"
Conradi, Adam Mensch. 20
Es wurde an die Stubenthür geklopft.
„Herein!“
„Herr Doctor, 'ne Dame iſt draußen, die Sie ſprechen will —“
„'Ne Dame —?“
„Ja!“
„Hat ſie denn ihren Namen nicht genannt —?“
„Nee! Sie ſagte man bloß, ſie müßte Sie ſofort ſprechen —“
„Nun — ich laſſe bitten —“
Emmy ſtand auf der Schwelle.
„Emmy —!“
„Verzeih', Adam, daß ich ſo früh — ich komme — Ihr wollt Euch — —“
Sie war ſehr verwirrt und verlegen, die ſchöne Sünderin — eine Erſcheinung, die Adam noch gar nicht bei ihr beobachtet hatte.
Sie ſtand noch immer an der Thür und irrte unſicheren Blickes im Zimmer herum, ſchlug nun die Augen nieder und vermied es, Adam anzuſehen. Jetzt entdeckte ſie zufällig Hedwigs Hut, der auf einem Stuhl neben dem Sopha lag.
Adam entging es nicht, wie ſie erſchreckend zu- ſammenfuhr. Er lächelte.
„Du haſt, Adam —“
„Was denn, Emmy? Aber bitte — willſt Du Dich nicht ſetzen? Und willſt Du mir nicht den Grund Deines Kommens nennen? Es muß doch .. muß doch etwas Beſonderes vorliegen — nicht? — oder ſollte ich mich irren —?“
Conradi, Adam Menſch. 20
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Es wurde an die Stubenthür geklopft.
„Herein!“
„Herr Doctor, 'ne Dame iſt draußen, die Sie
ſprechen will —“
„'Ne Dame —?“
„Ja!“
„Hat ſie denn ihren Namen nicht genannt —?“
„Nee! Sie ſagte man bloß, ſie müßte Sie
ſofort ſprechen —“
„Nun — ich laſſe bitten —“
Emmy ſtand auf der Schwelle.
„Emmy —!“
„Verzeih', Adam, daß ich ſo früh — ich komme
— Ihr wollt Euch — —“
Sie war ſehr verwirrt und verlegen, die ſchöne
Sünderin — eine Erſcheinung, die Adam noch gar
nicht bei ihr beobachtet hatte.
Sie ſtand noch immer an der Thür und irrte
unſicheren Blickes im Zimmer herum, ſchlug nun die
Augen nieder und vermied es, Adam anzuſehen.
Jetzt entdeckte ſie zufällig Hedwigs Hut, der auf
einem Stuhl neben dem Sopha lag.
Adam entging es nicht, wie ſie erſchreckend zu-
ſammenfuhr. Er lächelte.
„Du haſt, Adam —“
„Was denn, Emmy? Aber bitte — willſt Du
Dich nicht ſetzen? Und willſt Du mir nicht den
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muß doch etwas Beſonderes vorliegen — nicht? —
oder ſollte ich mich irren —?“
Conradi, Adam Menſch. 20
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/313>, abgerufen am 22.11.2024.
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