noch heißen mögen, gezwungen -- und sie haben sie doch nur gemißbraucht und verstümmelt ... Unbe- schnitten kommt ja Keiner durch's Leben. Aber man sollte uns doch nicht zu enge Zellen ... nicht zu enge Käfige anweisen. Indessen -- schließen wir diesen Speech, mein Lieb! Riechst Du nicht die Klaue des Weltverbesserers? Du darfst stolz sein auf Deinen Herzallerliebsten, Kind! Wenn ich erst 'mal den bewußten Punkt gefunden habe, hebe ich den ganzen Krimskrams von Kosmos ... das ganze Mehl- töpfchen ... die ganze Würmerschüssel von Weltall aus den Angeln. Verlaß Dich drauf! Vorläufig aller- dings wird nur mein Appetit auf eine gute Cigarre immer barbarischer. Wenn Du ein Nachtcafe ab- solut nicht goutiren kannst, gehen wir meinetwegen in eine Weinkneipe! Laß 'mal sehen! Es ist jetzt zehn Minuten nach Eins. Bis Zwei sind ja die meisten Lokale dieses Genres auf. Das nächste -- ja --! komm --! Gehen wir zu Engler! Man trinkt dort eine wenigstens einigermaßen annehmbare Marke Liebfrauenmilch. Damenbedienung mußt Du aller- dings mit in den Kauf nehmen. Es scheint doch noch loszugehen heute Nacht. Eben blitzte es -- hast Du gesehen? Aha! Der obligate Wind! Nur nicht so eilig, ihr Herren und Damen da oben! Bitte -- rechts! Und nun sei mir nicht böse, Hed- wig! Sei mein kleines, herziges, lustiges Weib! Kommt Zeit, kommt Rath! Vielleicht auch Heirath, wie der Kalauer tröstet. Und gieb mir noch einen Kuß, Kind -- bitte --!"
noch heißen mögen, gezwungen — und ſie haben ſie doch nur gemißbraucht und verſtümmelt ... Unbe- ſchnitten kommt ja Keiner durch's Leben. Aber man ſollte uns doch nicht zu enge Zellen ... nicht zu enge Käfige anweiſen. Indeſſen — ſchließen wir dieſen Speech, mein Lieb! Riechſt Du nicht die Klaue des Weltverbeſſerers? Du darfſt ſtolz ſein auf Deinen Herzallerliebſten, Kind! Wenn ich erſt 'mal den bewußten Punkt gefunden habe, hebe ich den ganzen Krimskrams von Kosmos ... das ganze Mehl- töpfchen ... die ganze Würmerſchüſſel von Weltall aus den Angeln. Verlaß Dich drauf! Vorläufig aller- dings wird nur mein Appetit auf eine gute Cigarre immer barbariſcher. Wenn Du ein Nachtcafé ab- ſolut nicht goutiren kannſt, gehen wir meinetwegen in eine Weinkneipe! Laß 'mal ſehen! Es iſt jetzt zehn Minuten nach Eins. Bis Zwei ſind ja die meiſten Lokale dieſes Genres auf. Das nächſte — ja —! komm —! Gehen wir zu Engler! Man trinkt dort eine wenigſtens einigermaßen annehmbare Marke Liebfrauenmilch. Damenbedienung mußt Du aller- dings mit in den Kauf nehmen. Es ſcheint doch noch loszugehen heute Nacht. Eben blitzte es — haſt Du geſehen? Aha! Der obligate Wind! Nur nicht ſo eilig, ihr Herren und Damen da oben! Bitte — rechts! Und nun ſei mir nicht böſe, Hed- wig! Sei mein kleines, herziges, luſtiges Weib! Kommt Zeit, kommt Rath! Vielleicht auch Heirath, wie der Kalauer tröſtet. Und gieb mir noch einen Kuß, Kind — bitte —!“
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noch heißen mögen, gezwungen — und ſie haben ſie
doch nur gemißbraucht und verſtümmelt ... Unbe-
ſchnitten kommt ja Keiner durch's Leben. Aber man
ſollte uns doch nicht zu enge Zellen ... nicht zu
enge Käfige anweiſen. Indeſſen — ſchließen wir
dieſen Speech, mein Lieb! Riechſt Du nicht die
Klaue des Weltverbeſſerers? Du darfſt ſtolz ſein
auf Deinen Herzallerliebſten, Kind! Wenn ich erſt
'mal den bewußten Punkt gefunden habe, hebe ich den
ganzen Krimskrams von Kosmos ... das ganze Mehl-
töpfchen ... die ganze Würmerſchüſſel von Weltall
aus den Angeln. Verlaß Dich drauf! Vorläufig aller-
dings wird nur mein Appetit auf eine gute Cigarre
immer barbariſcher. Wenn Du ein Nachtcafé ab-
ſolut nicht goutiren kannſt, gehen wir meinetwegen
in eine Weinkneipe! Laß 'mal ſehen! Es iſt jetzt
zehn Minuten nach Eins. Bis Zwei ſind ja die
meiſten Lokale dieſes Genres auf. Das nächſte —
ja —! komm —! Gehen wir zu Engler! Man trinkt
dort eine wenigſtens einigermaßen annehmbare Marke
Liebfrauenmilch. Damenbedienung mußt Du aller-
dings mit in den Kauf nehmen. Es ſcheint doch
noch loszugehen heute Nacht. Eben blitzte es —
haſt Du geſehen? Aha! Der obligate Wind! Nur
nicht ſo eilig, ihr Herren und Damen da oben!
Bitte — rechts! Und nun ſei mir nicht böſe, Hed-
wig! Sei mein kleines, herziges, luſtiges Weib!
Kommt Zeit, kommt Rath! Vielleicht auch Heirath,
wie der Kalauer tröſtet. Und gieb mir noch einen
Kuß, Kind — bitte —!“
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/276>, abgerufen am 25.11.2024.
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