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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].

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"Leider? --"

"Nun ja! Man hätte genug mit sich selber zu
thun, wenn man's ernst und gewissenhaft nähme!
Aber da bindet man sich auch noch Peter und Paul,
Hinz und Kunz vor -- drechselt sie hübsch unter's
Mikroskop --"

"Du ging'st doch jetzt von mir aus -- und
ich -- --"

"Verzeih! Hedwig! Was über meine engste
persönliche Sphäre hinausgeht, wird mir immer
'gleich zum prinzipiellen Motiv --"

"Das verstehe ich nicht recht --"

"Das verstehst Du nicht? Du -- meine kleine
Philosophin --? Und es ist doch so dämonisch
einfach! Allein jetzt -- nein! -- die Geschichte
würde zu gelehrt. Lassen wir den Unsinn! Wir
wollen lieber ein Wenig plaudern ... une pe-
tite causerie
anspinnen .. uns ein Wenig amüsiren
-- wir wollen uns lieber recht von Herzen freuen,
daß wir beisammen sind, Hedwig .. so recht ungestört
beisammen sind -- in Liebe und Eintracht .. eng an-
einandergeschmiegt .. einherwandeln dürfen -- daß
wir zärtlich sein dürfen .. sehr zärtlich sogar, mein
Lieb -- und kein neidisches Männlein und kein
neidisches Weiblein gelbgeärgert uns zuschauen kann
-- wir wollen lieber -- -- übrigens, Hedwig --
hast Du denn noch gar keine Gewissensbisse -- hm?"

"Gewissensbisse --?"

"Nun ja! Wenn Dein armer Papa nun doch
etwas merkte! -- nun doch Lunte röche, daß sein

17*

„Leider? —“

„Nun ja! Man hätte genug mit ſich ſelber zu
thun, wenn man's ernſt und gewiſſenhaft nähme!
Aber da bindet man ſich auch noch Peter und Paul,
Hinz und Kunz vor — drechſelt ſie hübſch unter's
Mikroskop —“

„Du ging'ſt doch jetzt von mir aus — und
ich — —“

„Verzeih! Hedwig! Was über meine engſte
perſönliche Sphäre hinausgeht, wird mir immer
'gleich zum prinzipiellen Motiv —“

„Das verſtehe ich nicht recht —“

„Das verſtehſt Du nicht? Du — meine kleine
Philoſophin —? Und es iſt doch ſo dämoniſch
einfach! Allein jetzt — nein! — die Geſchichte
würde zu gelehrt. Laſſen wir den Unſinn! Wir
wollen lieber ein Wenig plaudern ... une pe-
tite causerie
anſpinnen .. uns ein Wenig amüſiren
— wir wollen uns lieber recht von Herzen freuen,
daß wir beiſammen ſind, Hedwig .. ſo recht ungeſtört
beiſammen ſind — in Liebe und Eintracht .. eng an-
einandergeſchmiegt .. einherwandeln dürfen — daß
wir zärtlich ſein dürfen .. ſehr zärtlich ſogar, mein
Lieb — und kein neidiſches Männlein und kein
neidiſches Weiblein gelbgeärgert uns zuſchauen kann
— wir wollen lieber — — übrigens, Hedwig —
haſt Du denn noch gar keine Gewiſſensbiſſe — hm?“

„Gewiſſensbiſſe —?“

„Nun ja! Wenn Dein armer Papa nun doch
etwas merkte! — nun doch Lunte röche, daß ſein

17*
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[259/0267] „Leider? —“ „Nun ja! Man hätte genug mit ſich ſelber zu thun, wenn man's ernſt und gewiſſenhaft nähme! Aber da bindet man ſich auch noch Peter und Paul, Hinz und Kunz vor — drechſelt ſie hübſch unter's Mikroskop —“ „Du ging'ſt doch jetzt von mir aus — und ich — —“ „Verzeih! Hedwig! Was über meine engſte perſönliche Sphäre hinausgeht, wird mir immer 'gleich zum prinzipiellen Motiv —“ „Das verſtehe ich nicht recht —“ „Das verſtehſt Du nicht? Du — meine kleine Philoſophin —? Und es iſt doch ſo dämoniſch einfach! Allein jetzt — nein! — die Geſchichte würde zu gelehrt. Laſſen wir den Unſinn! Wir wollen lieber ein Wenig plaudern ... une pe- tite causerie anſpinnen .. uns ein Wenig amüſiren — wir wollen uns lieber recht von Herzen freuen, daß wir beiſammen ſind, Hedwig .. ſo recht ungeſtört beiſammen ſind — in Liebe und Eintracht .. eng an- einandergeſchmiegt .. einherwandeln dürfen — daß wir zärtlich ſein dürfen .. ſehr zärtlich ſogar, mein Lieb — und kein neidiſches Männlein und kein neidiſches Weiblein gelbgeärgert uns zuſchauen kann — wir wollen lieber — — übrigens, Hedwig — haſt Du denn noch gar keine Gewiſſensbiſſe — hm?“ „Gewiſſensbiſſe —?“ „Nun ja! Wenn Dein armer Papa nun doch etwas merkte! — nun doch Lunte röche, daß ſein 17*

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Zitationshilfe: Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/267>, abgerufen am 12.05.2024.