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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].

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auch so etwas Aehnliches, wie .. wie Menschen eben ge-
wesen waren, sonst aber nur Richter, Schneider, Gerne-
groß, Potschappel -- und zuweilen selbst Müller und
Schulze geheißen hatten. Da hatte denn sein Name
den Fisch abgegeben, nach dem die wühlende Buben-
sippschaft die Angeln ihres tölpelnden Nörgelns
ausgeworfen. Das hakt sich fest in der Seele
dessen, der früh von der großen, breiten Durch-
schnittsstraße abzubiegen beginnt .. oder, wenn in
jungen Jahren auch noch nicht wirklich abbiegt, so
sich doch schon mehr und mehr an die Ränder
der Straße schlängelt, auf daß er dem Nebendickicht
näher sei und besser und deutlicher einen schmalen
Einzelpfad durch die wuchernde Wildniß für sich
erspähe.

Adam war in engen, drückenden, rohen Verhält-
nissen aufgewachsen. Sein Vater, Gottfried Mensch,
hatte einen Bäckermeister vorgestellt. Ein Mann,
verschwommen an Leib und Geist, eigenwillig, auf-
brausend, unstät in Stimmungs- und Willensgegen-
sätzen lebend, von schnurrigen Einfällen behaftet,
nicht ohne eine gewisse Eigenart und Kraft, aber
ohne die Sicherheit, ohne die Lebensgarantie der
Beschränktheit. Er hatte sich in seiner Natur aus-
gelebt -- das heißt: er hatte nach Welt und Men-
schen nicht viel gefragt und nur dem bunten Bündel
seiner Neigungsströme gefröhnt. Dabei war das
Geschäft natürlich heruntergekommen -- und unbe-
wußt, naturgemäßig-nothwendig, im Besitze des
Muthes, Alles gehen zu lassen, wie es geht, und

auch ſo etwas Aehnliches, wie .. wie Menſchen eben ge-
weſen waren, ſonſt aber nur Richter, Schneider, Gerne-
groß, Potſchappel — und zuweilen ſelbſt Müller und
Schulze geheißen hatten. Da hatte denn ſein Name
den Fiſch abgegeben, nach dem die wühlende Buben-
ſippſchaft die Angeln ihres tölpelnden Nörgelns
ausgeworfen. Das hakt ſich feſt in der Seele
deſſen, der früh von der großen, breiten Durch-
ſchnittsſtraße abzubiegen beginnt .. oder, wenn in
jungen Jahren auch noch nicht wirklich abbiegt, ſo
ſich doch ſchon mehr und mehr an die Ränder
der Straße ſchlängelt, auf daß er dem Nebendickicht
näher ſei und beſſer und deutlicher einen ſchmalen
Einzelpfad durch die wuchernde Wildniß für ſich
erſpähe.

Adam war in engen, drückenden, rohen Verhält-
niſſen aufgewachſen. Sein Vater, Gottfried Menſch,
hatte einen Bäckermeiſter vorgeſtellt. Ein Mann,
verſchwommen an Leib und Geiſt, eigenwillig, auf-
brauſend, unſtät in Stimmungs- und Willensgegen-
ſätzen lebend, von ſchnurrigen Einfällen behaftet,
nicht ohne eine gewiſſe Eigenart und Kraft, aber
ohne die Sicherheit, ohne die Lebensgarantie der
Beſchränktheit. Er hatte ſich in ſeiner Natur aus-
gelebt — das heißt: er hatte nach Welt und Men-
ſchen nicht viel gefragt und nur dem bunten Bündel
ſeiner Neigungsſtröme gefröhnt. Dabei war das
Geſchäft natürlich heruntergekommen — und unbe-
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[11/0019] auch ſo etwas Aehnliches, wie .. wie Menſchen eben ge- weſen waren, ſonſt aber nur Richter, Schneider, Gerne- groß, Potſchappel — und zuweilen ſelbſt Müller und Schulze geheißen hatten. Da hatte denn ſein Name den Fiſch abgegeben, nach dem die wühlende Buben- ſippſchaft die Angeln ihres tölpelnden Nörgelns ausgeworfen. Das hakt ſich feſt in der Seele deſſen, der früh von der großen, breiten Durch- ſchnittsſtraße abzubiegen beginnt .. oder, wenn in jungen Jahren auch noch nicht wirklich abbiegt, ſo ſich doch ſchon mehr und mehr an die Ränder der Straße ſchlängelt, auf daß er dem Nebendickicht näher ſei und beſſer und deutlicher einen ſchmalen Einzelpfad durch die wuchernde Wildniß für ſich erſpähe. Adam war in engen, drückenden, rohen Verhält- niſſen aufgewachſen. Sein Vater, Gottfried Menſch, hatte einen Bäckermeiſter vorgeſtellt. Ein Mann, verſchwommen an Leib und Geiſt, eigenwillig, auf- brauſend, unſtät in Stimmungs- und Willensgegen- ſätzen lebend, von ſchnurrigen Einfällen behaftet, nicht ohne eine gewiſſe Eigenart und Kraft, aber ohne die Sicherheit, ohne die Lebensgarantie der Beſchränktheit. Er hatte ſich in ſeiner Natur aus- gelebt — das heißt: er hatte nach Welt und Men- ſchen nicht viel gefragt und nur dem bunten Bündel ſeiner Neigungsſtröme gefröhnt. Dabei war das Geſchäft natürlich heruntergekommen — und unbe- wußt, naturgemäßig-nothwendig, im Beſitze des Muthes, Alles gehen zu laſſen, wie es geht, und

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Zitationshilfe: Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/19>, abgerufen am 21.11.2024.