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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].

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und Das erzählen darf, was Wesenhaftes meiner
Natur ausmacht. Ich sagte Ihnen schon: ich bin
ein monströser Egoist. Aber ich glaube beinahe,
daß ich doch so intensiv für Sie aufflammen könnte
-- vielleicht schon aufgeflammt bin -- daß ich mich
selber vergäße und mir in Folge dessen mit Grazie
und Würde einbildete, daß ich mich ganz von Ihnen
hätte auffress -- pardon! das fährt Einem immer
so 'raus! -- Na ja! Und so weiter -- Sie wissen
schon. ... Dabei -- hm! also dabei würde es mir,
vermuthe ich wenigstens, schließe ich wenigstens aus
erlebten, praktisch erfahr'nen Analogie'n, immer noch
sehr gleichgültig sein, ob Sie mein Feuer, meine
Leidenschaft erwiderten, oder nicht. Ich glaube in
Ihnen einen in manchen Punkten wesensverwandten
Menschen gefunden zu haben. Lassen Sie uns ein
Stück unseres Weges zusammengehen! Behalten
wir uns wenigstens im Auge! Lassen Sie uns
natürlich mit einander verkehren -- sprechen
und denken und fühlen wir nach Kräften unmittel-
bar! Mein Gott! Ich weiß gar nicht, was uns
daran hindern sollte, wenn wir erkannt haben, daß
diese köstliche Zwanglosigkeit und Natürlichkeit allein
unserer würdig ist, weil sie uns congenial .. weil sie
uns in jeder Beziehung entspricht ..."

Hedwig schwieg zu dieser prachtvollen Aus-
einandersetzung. Sie verstand sie, wenigstens im
Großen und Ganzen, und mußte Manchem darin zu-
stimmen. Sie constatirte auch mit einer gewissen
inneren Befriedigung eine starke Geistesverwandtschaft

und Das erzählen darf, was Weſenhaftes meiner
Natur ausmacht. Ich ſagte Ihnen ſchon: ich bin
ein monſtröſer Egoiſt. Aber ich glaube beinahe,
daß ich doch ſo intenſiv für Sie aufflammen könnte
— vielleicht ſchon aufgeflammt bin — daß ich mich
ſelber vergäße und mir in Folge deſſen mit Grazie
und Würde einbildete, daß ich mich ganz von Ihnen
hätte auffreſſ — pardon! das fährt Einem immer
ſo 'raus! — Na ja! Und ſo weiter — Sie wiſſen
ſchon. ... Dabei — hm! alſo dabei würde es mir,
vermuthe ich wenigſtens, ſchließe ich wenigſtens aus
erlebten, praktiſch erfahr'nen Analogie'n, immer noch
ſehr gleichgültig ſein, ob Sie mein Feuer, meine
Leidenſchaft erwiderten, oder nicht. Ich glaube in
Ihnen einen in manchen Punkten weſensverwandten
Menſchen gefunden zu haben. Laſſen Sie uns ein
Stück unſeres Weges zuſammengehen! Behalten
wir uns wenigſtens im Auge! Laſſen Sie uns
natürlich mit einander verkehren — ſprechen
und denken und fühlen wir nach Kräften unmittel-
bar! Mein Gott! Ich weiß gar nicht, was uns
daran hindern ſollte, wenn wir erkannt haben, daß
dieſe köſtliche Zwangloſigkeit und Natürlichkeit allein
unſerer würdig iſt, weil ſie uns congenial .. weil ſie
uns in jeder Beziehung entſpricht ...“

Hedwig ſchwieg zu dieſer prachtvollen Aus-
einanderſetzung. Sie verſtand ſie, wenigſtens im
Großen und Ganzen, und mußte Manchem darin zu-
ſtimmen. Sie conſtatirte auch mit einer gewiſſen
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[96/0104] und Das erzählen darf, was Weſenhaftes meiner Natur ausmacht. Ich ſagte Ihnen ſchon: ich bin ein monſtröſer Egoiſt. Aber ich glaube beinahe, daß ich doch ſo intenſiv für Sie aufflammen könnte — vielleicht ſchon aufgeflammt bin — daß ich mich ſelber vergäße und mir in Folge deſſen mit Grazie und Würde einbildete, daß ich mich ganz von Ihnen hätte auffreſſ — pardon! das fährt Einem immer ſo 'raus! — Na ja! Und ſo weiter — Sie wiſſen ſchon. ... Dabei — hm! alſo dabei würde es mir, vermuthe ich wenigſtens, ſchließe ich wenigſtens aus erlebten, praktiſch erfahr'nen Analogie'n, immer noch ſehr gleichgültig ſein, ob Sie mein Feuer, meine Leidenſchaft erwiderten, oder nicht. Ich glaube in Ihnen einen in manchen Punkten weſensverwandten Menſchen gefunden zu haben. Laſſen Sie uns ein Stück unſeres Weges zuſammengehen! Behalten wir uns wenigſtens im Auge! Laſſen Sie uns natürlich mit einander verkehren — ſprechen und denken und fühlen wir nach Kräften unmittel- bar! Mein Gott! Ich weiß gar nicht, was uns daran hindern ſollte, wenn wir erkannt haben, daß dieſe köſtliche Zwangloſigkeit und Natürlichkeit allein unſerer würdig iſt, weil ſie uns congenial .. weil ſie uns in jeder Beziehung entſpricht ...“ Hedwig ſchwieg zu dieſer prachtvollen Aus- einanderſetzung. Sie verſtand ſie, wenigſtens im Großen und Ganzen, und mußte Manchem darin zu- ſtimmen. Sie conſtatirte auch mit einer gewiſſen inneren Befriedigung eine ſtarke Geiſtesverwandtſchaft

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Zitationshilfe: Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/104>, abgerufen am 26.11.2024.